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Weidmannsche Bachhandlang. 1897. • •• •••• •••• • •./ : %...• .••••• •;:•: ..••• ••••• ••••• • • • ... ••• • • •• • ••- • • • • •• • • • • • • • • • < *•*•*,* * • •« • •• • •••_ • • • • • • • •••• •• • *•*•*.•• • • • • • • •• • • • ..... • - • • • ..•• ••••• ••:. ..-• • • • ••• • • • •• ':/.'. • • • • • :::ii • • • %y.] • ••• • • • • • • • • • • •• •• •••• • • • •• • ^ • • *•• • /.*• • • •• • • • • • • :::• •• • •••* • • •• • • •••* • • • • • • • • • • 97962 • •- '• •" • • •• Die plautinischen Cantica und die hellenistische Lyrik. Von Friedrich Leo. Vorgelegt in der Sitzung vom 6. Februar 1897. Das Kapitel über die Metrik der Cantica, das ich meinen Tlautinischen Forschungen' ursprünglich hatte beigeben wollen, ist damals zum Vortheil der Sache ungeschrieben geblieben. Denn der Standpunkt, von dem aus die Natur und Geschichte der plautinischen Lyrik betrachtet werden muss, ist seitdem durch das Auftauchen des Grenfellschen Liedes^) mit einem Schlage verschoben worden. In ihren Abhandlungen über dieses Lied haben sowohl Wilamowitz') als Crusius ^ mit Nachdruck darauf hingewiesen , dass es auch auf die Lyrik des römischen Dramas neues Licht werfen muss. In der That ist es eine drin- gende Aufgabe, die Consequenzen der neuen Kenntniss für die plautinische Vers- kunst zu ziehen und zu diesem Zwecke das ganze metrisch-litterarische Problem, das sich an diese knüpft, neu zu prüfen. Ich will mich dieser Pflicht um so weniger entziehen, als ich vor 12 Jahren^) den ersten Versuch gemacht habe, die plautinische Lyrik historisch zu erklären. Seit Anfang 1885 hat sich auf diesem G-ebiete viel geändert. Einmal durch neues Material, das uns Fach für Fach der hellenistischen Lyrik aufgeschlossen hat : noch 1886 erschien der jonische Päan des Isyllos ^) , von 1893 an die del- 1) Grenfell An Alexandrian erotic fragment and other papyri, Oxford 1896; Nachträge dazu: Grenfell and Hunt New classical fragments, 1897, p. 209 sq. (s. u. Kap. II 1). 2) Nachr. d. Qött. Qes. 1896, 281. 3) PhUol. 66, 884. 4) Rhein. Mus. 40, 161. 6) V. Wilamowitz Philo!. Unters. IX. 4 FRIEDRICH LEO, phischen Hymnen: die glyconeischen des Philodamos und Aiistonoos und die beiden päonischen, der eine mit glyconeischen Anhangt); endlich das Grenfell- sche Lied. Isyllos gehört in den Anfang des 3. Jahrhunderts, die delphischen Hymnen reichen etwa von Alexanders Anfang bis Mummius, das G-renfellsche Lied ist nach, aber vielleicht bald nach 173 v. Chr. aufgeschrieben worden (Plau- tus' Tod 184 V. Chr.). Sodann hat Wilamowitz in dem Buche über Isyllos die Metrik der jonischen, in den beiden Commentariola metrica^ die der jambischen Lieder aufgehellt und in seinen Commentaren zu Herakles Hippolytos Choephoren die Metrik des Dramas auf ein neues Fundament gestellt, so dass diese durch Westphal in Verwirrung gebrachte Disciplin endlich wieder in Bahnen einlenkt die aufs Ziel gerichtet sind. Kein Wander also, daas in meiner Ausgabe vieles anders erscheint als in jener Abhandlung. Dennoch würde ich ohne das Grrenfellsche Lied von der Grundanschauung, zu der ich damals gelangt war, dass nämlich die plautinische Lyrik aus der alten Komödie herzuleiten sei, nicht abgewichen sein. Denn für diese flerleitung spricht vieles was erst jetzt eine andere und in sich natür- lichere Erklärung zulässt. Die delphischen Festgedichte geben zwar sehr wich- tige metrische Aufschlüsse, aber sie lehren mehr über den Zusammenhang mit der älteren hieratischen Poesie als über die ihnen gleichzeitige Kunstbewegung. In diese führt erst das Grrenfellsche Lied hinein und zwar indem es den hand- greiflichen Beweis liefert, dass die griechische dramatische Lyrik der hellenisti- schen, der plautinischen Zeit sich in unmittelbarer Continuität mit der jüngeren euripideischen Lyrik befand; was vordem nur vermuthet werden konnte. Nun öffnet sich die Aussicht, die plautinische Technik an die gleichzeitige griechische anzuknüpfen ; und das wäre auf die Frage nach ihrem Ursprünge ohne Zweifel die einfache und natürliche Antwort, die die Grewähr der Richtigkeit in sich trüge. Eine gewisse Aehnlichkeit der plautinischen Cantica mit dem Grenfell- Bchen Liede fällt ohne weiteres ins Auge ; da aber das Lied für die Vergleichung des Einzelnen nur ein minimales Material bietet, ist der Weg gewiesen, die Verse und Lieder des Plautus mit den Euripideischen der letzten Periode und den verwandten zu vergleichen. Sollte sich hierbei ein ähnliches Resultat ergeben wie für das Grenfellsche Lied, so wäre die Sache erledigt. Wir werden sehen, dass auf eine so einfache Grleichung das Problem nicht zu bringen ist, dass aber in der gegebenen Richtungslinie auch andere Wege dazu führen, den Zusammen- hang der plautinischen mit der hellenistischen Kunst zu erweisen und auch die Momente, die vor allem für die Verbindung mit der alten Komödie zu sprechen schienen, in Einklang mit dem Granzen zu bringen. Untersucht werden müssen zuerst die Verse der Cantica, um festzustellen, welche Arten und Bildungen Plautus angewendet hat und wieweit diese mit der 1) Weil and Reinach Bull, de corr. hell. 17, 611; 18, 846; 19, 898. Graiins Die delphischen Hymnen, Philol. 53 Erg&nzungsheft (1894). 2) V. Wüamowitz ind. schol. Gk)tting. 1896. 1896/96. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 5 griechischen Technik seiner Zeit oder der für seine Zeit vorauszusetzenden über- einstimmen. Die Möglichkeit freier, ja sehr freier Umbildung der griechischen Formen ist dabei ja immer gegeben; aber Unformen im griechischen Sinne darf man doch nur annehmen wenn der Zwang dazu vorliegt. Erst nach Erledigung dieser Fragen wird es möglich sein die Gresichtspunkte zu gewinnen , die ein Urtheil über die Composition der Lieder möglich machen und ihnen ihre litte- rarische Stellung anweisen. Ich kann mich bei diesen Erörterungen des Vor- theils bedienen, meine Ausgabe des Textes vorauszusetzen, also über die emen- datio (die selbstverständlich der metrischen Untersuchung vorausgehen muss) nur da etwas zu bemerken wo die erneuerte Prüfung des Textes mich dazu geführt hat, meine Anschauung in Punkten zu ändern die für das Metrum in Betracht kommen^). L Die Verse. Ein Vers ist ein selbständiges Gebilde, mag er eine Einheit von Ursprung oder aus cola zusammengewachsen sein, und kann seinen gesonderten Raum beanspruchen; eine Forderung die nur für die stichisch ausgesprägten Formen ohne weiteres leicht zu erfüllen ist. Im Liede die cola Stück für Stück abzu- setzen, wie es die alexandrinischen Herausgeber, wahrscheinlich zuerst Aristo- phanes von ßyzanz , gethan haben , empfiehlt sich nicht sonderlich , da es der Verwechselung von Vers und Kolon immer wieder Vorschub leistet ; auch sollte, ausser bei äolischen Versen und einigen besonderen Grattungen, wie den Dakty- loepitriten, in der Metrik gar nicht von cola (was ein musikalischer Begriff ist) sondern, besonders bei den beliebig langen katalaktischen Versen (den Hermann- sehen ^Systemen') , von metra gesprochen werden. Wie viele solche cola oder metra man in eine Zeile setzt ist metrisch ganz gleichgiltig ; die längsten Verse bis zur Fermate hintereinander zu schreiben macht aber wieder typographische Schwierigkeiten. Man wird sich also den Umständen fügen; ich habe in meiner Ausgabe cola im allgemeinen nur da abgesetzt wo die Ueberlieferung es deut- lich indicirte, sonst durch Spatien oder Anmerkung die gegen die Ueberliefe- rung anzunehmende metrische Gliederung angedeutet. Denn freilich sind die plautinischen Cantica mit einer Kolometrie überlie- fert, die im Ambrosianus genau durchgeführt und in den Palatini nur verdunkelt ist; einer im Princip mit Heliodor übereinstimmenden, d. h. aristophanisch-alexan- 1) Es ist wohl gut wenn ich besonders bemerke, so selbstverst&ndlich es ist, dass eine Menge von Versen metrisch Tieldeutig ist, piaatinische Verse noch mehr als griechische wegen der prosodischen Vieldeutigkeit der altlateinischen Dichtersprache und der Tielfachen Möglichkeiten des Hiatus. Mit den Erwägungen, die mich im einzelnen Falle zu meiner Auffassung bestimmt haben, behellige ich den Leser hier natürlich nicht. FBIEDBICH LBO, drinischen Kolometrie ^). Ich habe ihre Bedeutung für die Bestimmung der Verse früher selbst überschätzt, als ich in der Textgeschichte noch nicht klar sah und das Verhältnis der ursprünglichen Texte zur Kolometrie der alexandri- nischen Ausgaben noch nicht aufgeklärt war. Vor allem erhebt sich die Frage, wie alt die Kolometrie ist. Die im wesent- lichen vorliegende Uebereinstimmung von Ä und P führt auf Probus zurück*) und die Frage kann nur sein, ob in der durch seine Thätigkeit (wenn auch nicht durch ihn) entstandenen ersten Ausgabe des corpus der 'Varronianae' die cola zum ersten male oder ob sie nach Massgabe der ihm zu Q-ebote stehenden Texte abgetheilt worden sind; mit anderen Worten, ob schon in der ersten, zu Anfang der philologischen Studien in Rom veranstalteten Plautusausgabe die metrische Gliederung der Cantica eingeführt war. Dass dies in der That ge- schehen war, kann ich aus zwei Citaten Varros wahrscheinlich machen. Der Vers Men. 3B2 wird von Varro de 1. 1. 7, 12 angeführt wie er in P abgetheilt ist {Ä fehlt), intus para eura vide, quod opust fiat, d. h. jambischer Dimeter mit anapästischem metron, das mit den folgenden Anapästen zusammenzufügen näher liegt als von ihnen zu sondern. Varro führt den Vers wegen des absolut ge- brauchten vide = cura an; dass er die Worte quod opust fiat mitnimmt, erklärt sich daraus, dass sie mit in der Zeile standen. Die zweite Stelle ist Cist. 8, in den Handschriften so abgetheilt: pol isto quidem nos pretio facile est frequentare tibi utilisque habere, ita in prandio nos lepide ac nitide accepisti apud te ut semper meminerimus. Varro führt 7, 99 die Verse bis accepisti mit Auslassung von tibi täilisque habere an und lässt diese doch unentbehrlichen Worte auch in der Paraphrase {facile est curare ut aäsimus, cum tarn bene nos accipias) unberücksichtigt. Das lässt keine andere Erklärung zu, als dass er bei dem Excerpt, das er von dem Anfange der Cistellaria genommen hatte (unmittelbar vorher führt er v. 1 und 6 an), den Vers übersehen hat. Sein Exemplar hatte also dieselbe Kolometrie wie unsere Handschriften {A fehlt). Der Fall ist um so bemerkenswerther als das Metrum von v. 8 für uns unkenntlich ist. Dieses Resultat, dass gleich in der ersten litterarischen Plautusausgabe die Cantica metrisch gegliedert waren, stimmt durchaus zu unsrer Vorstellung von dieser Ausgabe, die nach der kritischen Technik der alexandrinischen Philologie gearbeitet war *). Ebenso fügt es sich vollkommen in die Geschichte des Textes ein, sowohl dass der Herausgeber der 21 die überlieferte Kolometrie beibehielt 1) Rhein. Mus. 40, 161 Plaut. Forsch. 20 ; nachgewiesen von Studemund Würzb. Festgruss 48. 2) Ich darf bei dieser Gelegenheit bemerken, dass gegen meine Darlegung der Ueberliefe- rungsgeschichte und (wie ich wegen einer unten folgenden Erörterung hinzufuge) der Biographie des Plautus zwar Widerspruch, aber nicht der Schatten eines Argumentes bisher vorgebracht worden ist. 8) Plant. Forsch. 80. DIE PLAUnNISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 7 als dass sie in A und P im allgemeinen intact erscheint. Natürlich sind in jeder dieser Ausgaben willkürliche Aenderungen im einzelnen vorgenommen wor- den ; und bei Priscian de metris Terenti (11 422) finden sich Spuren einer eignen Kolometrie von Amph. 161 sq. (während die von Truc. 120. 121 mit AP überein- stimmt); aber im ganzen tritt auch hier die Stabilität der Ueberlieferung von den Anfangen grammatischer Thätigkeit her deutlich vor Augen. Daraus aber dass die Ausgaben von Anfang an metrische Gliederung hat- ten, folgt keineswegs dass diese von Plautus herrührte. Es ist sogar in hohem Grade unwahrscheinlich. Wir wissen jetzt dass bis auf die Ausgaben des Aristo- phanes von Byzanz die lyrischen Verse und cola ohne räumliche Sonderung bis zum Ende der Periode hintereinander geschrieben wurden^). Seit Aristophanes war die metrische Gliederung der Lieder, wie sie Dionys von Halikamass be- zeugt und der Alkmanpapyrus, alle auf Grammatikerarbeit zurückgehenden Hand- schriften und die heliodorischen Schollen aufweisen, im gelehrten Gebrauch; keineswegs aber im allgemeinen Gebrauch. Denn nicht nur die Päane des Isyllos und Philodamos, auch der päonisch - glyconeische Hymnus , der für die Kömer betet, die Seikilosinschrift und, ein in Aegypten geschriebener papyrus, das Grenfellsche Lied sondern weder Verse noch cola. Nun fallt die Thätigkeit des Plautus für die Bühne ungefähr in dieselben Jahrzehnte wie die des Aristo- phanes für den gelehrten Büchermarkt. So gewiss Plautus und seine dichtenden Genossen mit der hellenistischen Cultur und dem Schatze ihrer classischen Lit- teratur in Beziehung standen, so gewiss gab es in BrOm noch keine Philologie; und es ist sehr unwahrscheinlich dass die für den höchstgebildeten Kreis des griechischen Publikums bestimmten aristophanischen Ausgaben in Rom überhaupt damals bereits bekannt wurden, sehr wahrscheinlich dass Plautus seine Texte schrieb wie es die Griechen die keine Philologen waren zu thun gewohnt waren*). Dann hat ein Zeitgenosse des Aceius und Lucilius nach dem Muster des Aristo- phanes in seine Plautusausgabe die metrische Gliederung der lyrischen Partien eingeführt; und diese ist uns überliefert ungefähr in demselben Masse wie die aristophanische des griechischen Dramas in dessen Handschriften. Immerhin enthält die Kolometrie eine nicht unwichtige Ueberlieferung; denn ihrem Urheber stand die metrische Tradition und Kenntniss seiner Zeit und die musikalische Composition der Lieder zu Gebote, von der wir freilich nicht wis- sen ob er sie ausnutzte. Gewiss müssen wir von der überlieferten Versabthei- 1) v.Wilamowitz Isyllos 12 Herakles^ I 141, Tgl. Crusius Philo!. 52, 182, delph. Hymnen 68. 2) Ich bin in Zweifel, ob man in Suetons Zeugniss über Naerius' bellum Punicum (de gramm. 2 quod uno volumine et continenti scriptura expositum divtsit in VII libroa) die Worte continenti scriptura anf die mangelnde Verstheilung beziehen darf; ich sehe was dagegen spricht, aber der Ausdruck gestattet kaum eine andere Deutung. Unsre Copie des Carmen fratrum Arva- lium zeigt, dass in den libri dieses Collegiums das Lied ohne Yerstrennnng geschrieben war. Die Inschrift des Scipio Barbatus trennt die Verse durch Striche, die der Yertuleü durch SpatieiL Eigentlich gestatten ja die Saturnier als stichische Verse keine Vergleichung. 8 FBIBDBICH LEO, long ausgehen, aber auch über sie hinausgehen wie über die aristophanische der griechischen Lyrik. 1. Die jambischen, trochäischen und anapästischen Verse können, da sämmtliche Jamben und Trochäen des Dramas (ausser den recipirten äolischen cola) jonisch sind, d.h. auf der Einheit u— u— und — u— u beruhen, und da sämmtliche anapästischen Verse des Dramas unter die Einheit uu— uu— gezwungen worden sind, gemeinsam behandelt werden; es kann hier, wenn Plautus nicht barbarisch gedichtet hat (was ja von vornherein nicht ausgeschlossen ist), nur aus diesen metra hervorgegangne Verse geben. Plautus kennt denn auch die gangbaren Trimeter und Tetrameter, auch die nicht gangbaren Dimeter, Trimeter und akatalektischen Tetrameter. Was die einzelnen Formen betrifft, so bedürfen einiger Worte nur die unter dem Masse des Dimeters bleibenden clausulae oder xmkdQiM und die über das Mass des Tetrameters hinausgehenden Systeme. Tentapodien' sind für alle drei Gattungen ein Barbarismus so gut in der römischen wie in der attischen Metrik. Für anapästische 'Tripodien' gilt das- selbe^), es gibt dergleichen nicht. Der ithyphallicus ist ein äolisches Kolon, wie die Reinheit der inneren Senkungen zeigt. Dass er bei Plautus häufig ist habe ich Rhein. Mus. 40 , 172 ff. nachgewiesen ; die nöthigen Correcturen gibt meine Ausgabe. Ich weise hier nur darauf hin, wie häufig er, ganz in der Weise der tragischen Lyrik, als Schlusskolon eines Liedes oder einer Periode erscheint^. Die 'Tripodien' —u— u— und u — u — u— sind, wenn man sie als trochäische und jambische cola auffasst, Unformen. — w— u— ist in attischer Technik nicht trochäisch, sondern ein anaklastischer Dochmius; für einen bestimmten Fall, nämlich die Verbindung des Kolons mit cretici, werde ich im 4. Abschnitt nach- weisen, dass das Kolon zwar auch nicht trochäisch, aber specifisch kretisch ist, und nehme dieses Resultat hier vorweg. Das Kolon u — u— u~ kann, wenn es überhaupt irgendwo anzunehmen ist, gleichfalls nur als eine Form des Dochmius angesehen werden'). Dass Plautus katalektische ithyphallici oder 'brachykata- lektische' jambische Dimeter^) gebildet hätte, dürfte man ihm erst imputiren, 1) Ueber Eratinos' av^tv%xoi iLvanaietoi s. a. I 4, 2) Gas. 888. Epid. 168. 170. 172 Most. 882 Fers. 254. 271 Pseud. Ul. 922. 950. Dazu S. 18 A. 8) Vgl. Eaibel Soph. £1. S. 147. — Wenn man bei Rossbach und Christ xC t&vd* &vbv Tucn&v als jambischen Vers findet, so kann ihnen das niemand Terübeln, denn Entdeckungen wollen gemacht sein. Aber für den Verfasser der jüngsten Abhandlung de versnum iambicorum in melicis pattibus U8U Aeschyleo (Leipzig 1896), A. Preuss, gibt es eine solche Entschuldigung nicht mehr, und ich wüsste überhaupt nicht welche. — Anakr. 93 hat mit dieser Frage nichts zu thun. Aus der äolischen Metrik stammt u - u — u- 4) Mar. Yict. 81, 23 dimetrum si fuent brackifeatälectum, Eupolidion nominatur, also heatus ÜU gut; ohne Beleg, so dass wir nicht sagen können woher das Missverst&ndniss kommt und worauf es geht firsichtlich falsch Priscian de metr. Ter. p. 422, 10 uiüwr tarnen in hoc ipsa scaena et dimetris braehycataleetis i. e,a tribua simplieibus pedibus, ut Hta peregre advenient^t «t- nülUer 'gut hoc noctis a portu' (Amph. 161. 164). DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 9 wenn die auf griechische Technik zu begrändenden Erklärungen nicht ver- fangen ^). Das Kolon u — u — u— ist mit Sicherheit nur an einer Stelle überliefert, im Anfang des Stichns , und dort nicht unter Jamben , sondern unter Versen be- sondrer Art, als Anfangskolon einer Combination, deren zweites Kolon das Reizi- anum ist; voraus geht ein wirklicher versus Reizianus, also jambischer Dimeter mit demselben zweiten Kolon, dann v. 10 loqui de re viri. Salvene*), amabo? Spero quidem et volo. sed hoc, soror, crücior und noch 3 Verse gleicher Art, dann 2 Reiziana als Uebergang zu Anapästen. Ein Analogen für diese Spielart des versus Reizianus gibt es nicht und ich finde, wenn man nicht ein blosses Spiel annehmen will, keine andere Erklärung dafür als dass Plautus das äolische Kolon avtoiyg %BQiiQ%o^ai rovg oiofievovg q)Qovstv dessen katalektische Form eben das Reizianum ist, nach Analogie des versus Reizianus jambisch gebildet und mit jener verbunden hat. Dasselbe äolische Kolon leitet in der Form (u) — u— uo— in Bmaliger Wiederholung die Scene ein, gefolgt von 3 versus Reiziani. Unsicher, aber auch wenn man es gelten lässt nur in einer besonderen Verbindung überliefert ist das Kolon in der Eingangsscene des Epidicus. Die Scene ist ein Duett zwischen den Sklaven Epidicus und Thesprio, in bunt wech- selnden kurzen und langen trochäischen und jambischen Versen, gefolgt von einer Monodie des Epidicus. Unter den jambischen Langversen ist eine Anzahl die, unter sich von gleicher Art, von der Bildung der übrigen abweichen*): 29. 52. 57. 68 Sed quid ais? Quid rogas? Vbi arma sunt Stratippocli ? Quid igitur? Quot minis? Tot: quadraginta minis*). Epidice. Perdidit me. Quis? lUe qui arma perdidit. venire ad Chaeribulum iussit huc in proxumum. Diese 4 Verse fügen sich dem Schema u — u — u— u — u — u — u — , aber eine me- trische Erklärung für solche Jamben ist nicht zu erdenken. Nun zeigen die 3 1) Weitgehende Freiheit in der Bildang dieser clausulae nimmt Marina Vict. 79, 1 an: quod vero ad clausulas, i. e. tninuscula cöla, pertinet, quot genera verauum stmt, tctidem eorum membra pro Clausulis poni possunt et solent in canticis magis quam diverhiis — cöllocari, et praecipue apud Platttum et Naevium et Afranium. nam hi maxime ex omnibus [membrisj versuum colis ab hie s^aratia licenter usi reperiuntur in clausulis. Es ist die gewöhnliche Unsicherheit der römischen Metriker, wenn ihnen die unmittelbare Yergleichnng mit dem griechischen Lehrbuche versagt. 2) Durch grossen Buchstaben bezeichne ich Personenwechsel. 3) Vgl. Rhein. Mus. 40, 181 ff. 4) Beddigitur statt Quid igitur Überliefert und natürlich in Handschriften richtig verbessert Abhdlgn. d. K. Oae. d. Wist. ra Oöttingeii. Phil.-hiit. Kl. N. F. B«nd 1, t. 2 10 FRIEDRICH LEO, ersten Verse eine gemeinsame Eigenschaft, einen in kurzen Fragen und Aus- rufen abhüpfenden Dialog. Die Einschnitte solcher Dialoge (Personenwechsel) fallen in den Massen, die mit Vorliebe otarä ^ixQov gebaut werden, häufig mit den Einschnitten des Metrums zusammen; so in kretischen Versen Pers. 17 Vt vales? Vt queo. Quid agitur? Vivitur. Eud. 243 Gas. 233 Cedo manum. Accipe. Die, vivisne? obsecro. Nolo ames. Non potes impetrare. Enicas. Dies führt darauf, die 3 cola Sed quid ais? Quid rogas? Quid igitur? Quot minis? Epidice. Perdidit als kretische Dimeter anzusehen; die syllaba anceps im Auslaut von Epidice findet gleich an dem angeführten Verse Rud. 243 ihre Analogie (vgl. Most. 328), der Choriambus sed quid ais an v. 98 der Monodie des Epidicus quid faciam? men rogas? Von den 3 Versen lassen der erste und dritte einen jambischen, der zweite einen troch&ischen Dimeter auf den kretischen folgen; dieser Vers (52) ist also eine dem Plautus geläufige Form, auffallender die Verbindung des kretischen mit dem jambischen Kolon. Nun folgt aber v. 29 auf 4 jambische Dimeter, denen er nach der Unterbrechung durch sed quid ais? quid rogas? den fünften hinzufügt; dann setzen Trochäen ein, 1 Septenar, 2 Dimeter, Septenare. v. 57 andrerseits folgt auf trochäische Septenare, aber er leitet eine Folge von 5 jambischen Dimetern ein (denn so ist v. 68 — 60 zu fassen, gleichviel wie man absetzt). Es scheint mir dass man hier in beiden Fällen die Absicht des Dich- ters fassen kann. Es bleibt v. 68 venire ad Chaeribulum iussit huc in proxumum, der sich der Messung der 3 übrigen nicht fügt und ihre Merkmale nicht theilt. Der Vers steht in folgender Umgebung (66 sq.): Plusque amat quam te umquam amavit. luppiter te perduit. Mitte nunciam, nam ille me vetuit domum venire, ad Chaeribulum iussit huc in proxumum; ibi mauere iussit, eo venturust ipsus. Quid ita? Dicam: quia patrem prius convenire se non volt neque conspicari, 70 quam id argentum quod debetur pro illa denumeraverit. Es ist alles bis auf das Metrum tadellos, ein sicheres Urtheil über die ersten Verse aber doch nicht möglich, da in Ä zwar die Anfange und Schlüsse von v. 66. 68 — 71 stimmen (das Uebrige ist zerstört, in P die Versabtheilung gestört), zwischen 66 und 68 aber 3 Zeilen hergehen, in denen nichts zu lesen ist; es bleibt also die Möglichkeit, dass statt v. 67 in Ä ganz etwas anderes stand. Nach der Fassung von P löst sich durch die Katalezen ab miUe nunciam^ das Kolon — u — u — , ein neues Element mit dem Eintreten einer neuen Phase im DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYBIE. 11 Grespräch. Wenn man das was darauf folgt bis zur nächsten Katalexis weiter- liest, so ergibt sich ein durch Versschluss nicht unterbrochner trochäischer Rhythmus von 17 metra, nach unserer Grewohnheit in cola zerlegt: nam ille me vetuit domum ve- nire, ad Chaeribulum iussit huc in prozumum, ibi manere iussit, eo venturust ipsus. Quid ita? Dicam: quia patrem prius con venire se non volt neque conspicari, quam id argentum quod debetur pro illa denumeraverit. So verschwindet das unrichtige Kolon u — u — u—, es bleibt das andere mitte nun- dam, dessen häufiges Auftreten unbezweifelt ist. Mit diesem haben wir uns nun zu beschäftigen. Das Kolon hat eine feste Stelle in dem von Plautus stichisch angewendeten Verse, den es durch Antreten an einen kretischen Dimeter bildet ^). Nicht anders als hier, wo es ein den cretici eigenes Element ist, darf das Kolon beurtheilt werden, wo es sonst mit cretici zusammen erscheint; ja Verse von denen man sonst vermuthen dürfte dass sie rein trochäisch seien, werden durch das Kolon als mit cretici vermischt erwiesen, wie Cist. 14: qu6d ille dixit qui secundo vento vectus est tranquillo mari: ventum gaudeo ecastor ad ted, ita hodie hie acceptae sumus suavibus modis, d. h. zweimal ein akatalektischer trochäischer mit kretischem Dimeter verbunden. Pseud. 1280: nfmiae tum voluptati edepol füi ob casum, datur cantharus, bibi. So findet sich ßud. 199 — 203 in der Monodie der Falästra folgende kretische Periode (vorauf geht ein anapästischer Vers, es folgen Baccheen): is navem atque omnia' perdidit in man: haec bonorum eins sunt reliquiae. etiam quae simul vecta mecum in scaphast, excidit. ego nunc sola sum. quae mihi si foret salva saltem, labor lenior esset hie mi eins opera. Dim. +Kol. , Trim. +Kol. 2 mal, Tetram., Dim. H uva^— Die Kretiker ab- schliessend Capt. 836: quantumst hominum optumorum optume in tempore advenis. Das Kolon findet sich verdoppelt mehreremal als Einleitung kretischer Verse: Bacch. 620 (Monodie des Mnesilochus, vorher Trochäen Anapäste Baccheen): 1) Dahin gehört auch Gas. 888 (anten S. 18 A.). 12 FRIEDRICH LSG, Omnibus probris quae improbis viris: digna sunt, dignior nuUus est homo. 643 (Monodie des Chrysalus, vorher Anapäste und 1 troch. Octonar) : callidum senem callidis dolis compuli et perpuli, mi omnia ut crederet. nunc amanti ero filio senis, quicum ego bibo, quicum edo et amo, regias copias aureasque optuli (ob der 4. Vers vielmehr jambisch ist kann man bezweifeln). Cure. 119: Quam longe a me abest? Lumen hoc vide. Grrandiorem gradum ergo fac ad me, obsecro. Pseud. 258 nach Baccheen wie Bacch. 620: Eheu quam ego malis perdidi modis quod tibi detuli et quod dedi. Mortua verba re nunc facis. stultus es, rem actam agis. V. 1109 folgt auf das Doppelkolon ein unsicherer Vers, dann ein kretischer Di« meter. ^) Oder das Kolon steht nach und zwischen kretischen Versen: Most. 137 venit ignavia, ea mihi tempestas fuit, mi adventu suo grandinem [imbremque] attulit;^) haec verecundiam mi et virtutis modum deturbavit detexitque a me ilico, postilla optigere me neglegens fui, das Doppelkolon zwischen 2 kretischen Tetrametern , dann 2 mal der aus 2 cre- tici und dem Kolon bestehende Vers. v. 344 nach einer aus diesem Verse und dem verwandten mit — uuu— bestehenden stichischen Partie: da illi quod bibat. Dormiam ego iam. Num mirum aut novom quippiam facit? 4 cola, das zweite — uva^— , die übrigen — u — u— , als Abs'chluss der cretici. Pseud. 1292: quod fero, si qua in hoc spes sitast mihi. Vir malus viro optumo obviam it, es folgt ein kretischer Vers. v. 1307 : cum tuo filio perpotavi modo, sed, Simo, ut probe tactus Balliost. quae tibi dixi ut effecta reddidi. pessumu's homo. Mulier haec facit. cum tuo filio libera accubat. 1) Ueber Rad. 231 s. u. 2) Die Nothwendigkeit imbremque zu streichen muss sich jedem ergeben der einerseits v. 142, andrerseits v. 108—113 and 162—165 vergleicht DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIB HELLENISTISCHE LYME. 13 Merkwärdig ist das kleine Duett Tmc. 115 sq.: Heus, mane dum, Astaphium, prius quam abis. Qui revocat? Scies: respice huc. Quis est? Vobis qui multa bona esse volt. Dato si esse vis. Faxo erunt. respice huc modo. Oh, enicas me miseram quisquis es. Pessuma, mane. 120 Optume, odio es. Diniarchusne illic est? atque is est. Salva sis. Et tu. Dann nach 3 anapästischen Dimetern v. 127: peregre quoniam advenis, cena detur. V. 115. 117. 119 sind jambisch, v. 122. 123 würde man in einem griechischen Liede als einen trochäischen Vers lesen ; ob das im allgemeinen auch für Plautus statthaft ist, werde ich unten erörtern; für dieses Lied lehrt dfiw Kolon 120. 121, das nur mit Kretikern vorkommt, dass die einzelnen cretici 118. 122 und der doppelte 127 wirkliche cretici sein sollen, zu denen sich das Kolon — c» — u — V. 116 u. 118 stellt^); dem ithyphallicus in der Form — u 123 werden wir noch begegnen, ebenso gleich dem Kolon — w — w, das diese Partie abschliesst. In der kretischen Natur des Kolons liegt die Rechtfertigung für Epid. 67, mute nunciam steht dort mit demselben Recht wie die kretischen Dimeter in den besprochenen Versen. Und dass diese mit Recht stehen lehrt die Fortführung der Scene nach v. 71: es folgt ein trochäischer Septenar, 2 Dimeter und die beiden kretischen 75. 76: quid istuc ad me attinet, quo tu intereas modo. Diese cretici präludiren der Monodie des Epidicus (81 sq.) , die durch vier tro- chäische Septenare eingeleitet aus einer sechsmal wiederholten Folge eines xatä fkixQOv gebauten kretischen Dimeters mit trochäischem Septenar besteht und folgendermassen abgeschlossen wird (96): nequam homo es, Epidice. qui lubidost male loqui? quia tu tete deseris. quid faciam? men rogas? tuquidem antehac aliis solebas dare consilia mutua. Hier schliessen zwei kretische Dimeter zwei trochäische ein, wie 73 — 76 zwei kretische auf zwei trochäische folgen. Wie in diesem Falle das Kolon nicht unmittelbar unter cretici steht, so das Doppelkolon Most. 315 in einer nichtkretischen Partie (Bacoheen mit Rei- 1) Vgl. Cure. 118 cmsto homc apptüandam onum (s. unten). 14 FRIEDRICH LEO, ziana), einer kurzen Monodie des Callidamates, die das Duett mit Delphium ein- leitet ; aber die Antwort der Delphium beginnt kretisch : seniper istoc modo (320) und es folgen 324 sq. kretische Verse mit trochäischen cola ; auf das Duett folgt ein Terzett (336 sq.) ganz in kretischen Versen. Aehnlich steht es Gas. 940. Auf den Anfang der Monodie, 4 dactylische cola und einen trochäischen Dimeter, folgt Omnibus modis ocddi miser, dann verstümmelte aber wahrscheinlich anapästi- sche und trochäische Verse ; doch sicher von 948 an eine Gruppe von cretici. Eine andere Monodie, die der Leaena Cure. 96, beginnt gleichfalls mit 2 dakty- lischen Versen, es folgt ein anapästischer Dimeter mit jambischem Monometer, dann Liberi lepos und nach einem jambischen Dimeter {ut veteris vetus tui cupida sum) ^) kretische Tetrameter. Die Fälle, in denen das Kolon nicht in naher Beziehung zu Kretikern steht ^) , sind selten und zum Theil unsicher, wie Capt. B25 omnis res pdamst mit Dimeter unter lauter Langversen; Most. 899: heus ecquis hie est, maxumam qui bis iniuriam foribus defendat? ecquis has aperit foris? Der Vers wird ein Reizianus sein wie 892. Pseud. 577 sondert sich res perinde Bunt von den Anapästen, aber diese sind 576 sq. nicht sicher '). Rud. 924 und 925 verbinden sich vielleicht zu einem Octonar wie 923 : ndm ego nunc mihi qui impiger fui r^pperi ut piger si velim sim. Most. 872 haben Baccheen unter Baccheen nur durch Corruptel den Schein des Doppelkolons angenommen. Von Versen, die überhaupt in Betracht kommen können, bleibt so viel ich sehe nur noch Pseud. 1267 (nach baccheischen Tetra- metem) : victum ceterum ne quis me roget. hoc ego modo atque erus minor hunc diem sumpsimus prothyme, postquam opus meum omne ut volui perpetravi hostibus fugatis. Ob ich richtig die beiden langen Verse als die wiederkehrende Folge — u— u— — u— u— u— — u — u — u erklärt habe , muss ich in Zweifel lassen ; gewiss ist es nicht ein jambischier Septenar und trochäischer Octonar. v. 1267 kann ebenso gut wie als doppeltes — u— u— auch als reiner doppelter dochmius gelesen werden, und man kann nicht leugnen, daß der unmittelbare Anschluss des Verses an Baccheen den Rhythmus — «-— u— eher empfiehlt als den trochäi- schen. Vorausgesetzt nun, dass danach hoc ego modo und postquam opus meum zu sondern ist, erhebt sich die zwiefache Frage, ob solche cola wie jenes victum ceterum als wirkliche Dochmien anzusehen und ob in — u— u— ausser 1) Man könnte freilich abtheilen Liberi lepös, ut veteris vHus tui cupida sum: 2 Trochäen 2 Kretiker wie Pseud. 1280 (oben S. II). 2) Für Caecilius bezeugt Varro die Clausel di boni quid hoc als Anfang eines Liedes (v. 280), ohne zu sagen wie es weiter ging; vgl. y. 153 sq. 3) V. 676. 7 bin ich wohl mit Unrecht von der hergebrachten Messung troch. Septenar + Di- meter abgewichen; zweifelhaft bleiben 578. 9, die so oder so der Emendation bedürfen. DIB PLAUTINISCHEN CANTICA UND DES HELLENISTISCHE LYRIK. 15 der kretischen Natur auch die dochmische anzuerkennen ist. Die Verbindungen in denen es erscheint sprechen, wie wir sehen, nicht dafür; aber es wäre doch sehr möglich, dass in einigen der angeführten Fälle das Kolon — w— u— in der That dochmisch wäre, z. B. Cure. 98 sq., mit welcher Stelle ich etwa Eur. Ion 1466 zu vergleichen bitte : 8 TS ytiysvdtag d6(iog oixdtv vvxta d^pxerat, akiov d' &vaßkixBv kafiTtdöLV. d. h. vA^ — uvy — uu — Kju — vj — \j — — u — \j — u Kj — 2 Auapästo , 1 lambus, 2 Dochmien ^) ; im Curculio steht nur statt des zweiten dochmius ein jambi- sches Kolon. Wenn Plautus überhaupt die Dochmien latinisirt hat, so ist gegen — u — u— als dochmius natürlich gar nichts einzuwenden. Bei der grossen Rolle, die in der monodischen Lyrik und zwar, wie das Grrenfellsche Lied beweist, noch in der Zeit des altrömischen Dramcis, die Doch- mien spielen, wird man geneigt sein, die Frage ohne weiteres zu bejahen. Ich habe selbst geglaubt, aii dem Kolon —u— u— eine sichere Handhabe für den Beweis zu haben, bis ich dessen kretische Natur erkannte. Nun liegt die Sache so, dass dieses Kolon in der Regel in Verbindung mit Kretikem auftritt, nie (wenn nicht Pseud. 1267) mit reinen Dochmien, was man doch zunächst erwarten müsste, wenn es auch für Plautus eine anaklastische Form des dochmius wäre. Der dochmius in der Form u u— ist bei Plautus gar nicht selten, aber er erscheint stets in Verbindung mit Baccheen : in der Monodie der Alkmene Amph. 633 sq. die Perioden 637 : nam ego id nunc experior domo atque ipsa de me scio, cui voluptas parumper datast, dum viri mei mihi potestas videndi ftiit noctem unam modo ; atque is repente abiit a me hinc ante lucem. (8 Baccheen, 2 Jamben katalektisch, dochmius, 4 Baccheen, Reizianum) und 641: plus aegri ex abitu viri quam ex adventu voluptatis cepi. sed hoc me beat saltem, quem perduellis vicit et domum laudis compos revenit: id solaciost. absit, dum modo laude parta domum recipiat se; feram et perferam usque abitum eins animo forti atque offirmato, id modo si mercedis datur mi, ut mens victor vir belli clueat. satis mi esse ducam. virtus praemiumst optumum, virtus omnibus rebus anteit profecto: libertas Sa- lus vita res et parentes, patria et prognati tutantur servantur: virtus omnia in sese habet, omnia adsunt bona quem penest virtus d. h. Reizianum, 4 Baccheen, dochmius, 6 Baccheen, dochmius, 7 Baccheen, Rei- zianum, 8 Baccheen, Reizianum, 3 Baccheen mit Katalexis, 8 Baccheen, Reizia- num, 6 Baccheen, Reizianum. Bacch. 1136: exsolvere quanti fuere, omnis fructus illis decidit. non vides ut palantes solae liberae grassentur ? quin aetate credo esse mutas, 1) y. WUamowiU Nachr. d. Gott. Ges. 1896, 217. 16 FRIEDRICH LEO, ein dochmias zwischen baccheischen Tetrametem. Men. 970: tergnm quam gulam, crura quam ventrem oportet potiora esse coi cor modeste situmst. recordetur id qui nihili sunt quid eis preti detur ab suis eris, ignavis improbis viris: verbera compedes molae [magna] lassitudo fames frigus durum, haec pretia sunt ignaviae, baccheischer Tetrameter, derselbe katalektisch, docbmius, jamb. Dimeter, troch. Septenar, dochmius, bacch. Tetr., jamb. Dimeter. Pers. 807: Decet me facetum esse et hunc inridere lenonem lubidost, quando dignus est. Perge ut coeperas. Hoc leno tibi. Peru, perculit me prope. Em serva rusum. Delude ut lubet, erus dum hinc abest. Viden ut tuis dictis pareo? zuerst ganz wie Men. 970, aber 2 Dochmien, dann bacch. Tetr.; die beiden letzten Zeilen können als 4 Dochmien so gut wie als 4 Jamben gelesen werden ; es folgen wieder baccheische Tetrameter , dann 81 B dochmius mit 2 Trochäen : restim tu tibi cape crassam ac suspende te. Genau wie Men. 970 und Pers. 807 folgt auf einen akatalektischen und einen katalektischen bacch. Tetrameter ein dochmius Poen. 243 nisi multa aqua usque et diu macerantur, olent, Salsa sunt, tangere ut non velis: item nos sumus, dann wieder Baccheen. Wie man sieht, schliesst sich diesen Beispielen Pseud. 1265 unguenta atque odores, lemniscos corollas dari dapsiles, non enim parce promi, victum ceterum ne quis me roget so vortrefflich an, dass die Entscheidung nicht wohl schwanken kann, ob 1267 zu messen sei — -^— u— oder -^ w— . Eine besondere Form findet sich in der Casina, in dem grossen Duett der Pardalisca mit Lysidamus, die Verbin- dung eines dochmius mit dem Reizianum: v. 663. 691. 703 und vielleicht 834*). nee quemquam prope ad se sinit adire. sed etiamne habet nunc Casina gladium? nostro vilico. Saepicule peccas. valete. Ite iam. Ite. lam valete. In derselben Scene erscheint 12 mal (angeführt zu v. 649. 650) die Verbindung des baccheischen Dimeters mit dem Reizianum, die auch sonst häufig ist (s. u.) ; der Bau der Verse und die Nachbarschaft der Dochmien legt die Möglichkeit 1) Vgl. Most. 890. Doch 8. unten K. II. DIE PLAUrmiSCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 17 nahe, die Reihe als dochmius mit ityphallicus u u— — u— u— u^) zu fassen, z. B. 665. 674. 675. 685 metu mussitant. Ocoidi atque interii. illuc dicere, vilicum volebam. sciens de via in semitam degredere. adaeque miser. Ludo ego hunc facete. Wie dem auch sei, diese 15 — 16 Verse der Casina stehn ebenso wie die sämmt- liehen anderen Dochmien in unmittelbarer Verbindung mit Baccheen. Bei dieser Sachlage kann man nur folgendes Dilemma aufstellen: entweder sind die plau- tinischen Baccheen aus Dochmien entstanden ; das habe ich selbst früher ver- muthet^), werde aber im 4. Abschnitt darlegen, warum diese Ansicht unhaltbar ist; oder die plautinischeu Dochmien sind nicht was sie scheinen, sondern kata- lektische baccheische Dimeter. Diese letztere Auffassung ergibt sich, wie mir scheint, mit Nothwendigkeit erstens aus der steten Verbindung mit Baccheen, zweitens aus der Thatsache, dass Plautus katalektische baccheische Verse, be- sonders Tetrameter, baut, deren zweite Hälfte äusserlich dem dochmius gleich ist (ohne dass man darum doch in der ersten Hälfte das in dochmischen Liedern häufige Kolon u u sehen dürfte), drittens aus der an 3 Stellen (Men. 970 Pers. 807 Poen, 243) beobachteten unmittelbaren Folge: akatalektischer , kata- lektischer Tetrameter , dochmius. Ich halte es danach für gewiss , dass Plau- tus die eigentlich dochmischen metra nicht recipirt hat. Dafür mag der Grrund in dem specifisch tragischen Ethos der Dochmien liegen ; es kam aber dazu, dass die im wesentlichen neugebildeten Baccheen einerseits, andrerseits die kreti- schen trochäischen jambischen anapästischen Clausein Plautus genügendes Ma- terial gaben, den dochmischen Liedern ähnliche Bildungen hervorzubringen. Wie das Kolon — u — u— , so erscheint auch — u— u ausschliesslich in Ver- bindung mit cretici, und zwar nicht selten. Die Existenz des £olons wird am sichersten dadurch erwiesen, dass es zweimal kretische cantica abschliesst: Amph. 247 iure iniastas und Rud. 681 nimis inepta es, beidemal auf Tetrameter folgend ; man bedenke hierbei die Verschiedenheit im Grebrauch des ithyphallicus, der, gleichfaUs mit Vorliebe als Schlusskolon verwendet (S. 8 und 18), keineswegs an kretische Lieder gebunden ist. Im Amphitruo gehen vorher v. 242. 245 : hoc ubi Amphitruo erus conspicatust. cum clamore involant impetu alacri, im Rudens, gleichfalls in demselben canticum, v. 667. 668 (unter der Voraus- setzung, dass die verstümmelten Anfange richtig, wie das ganze Lied, zu Elre- tikem ergänzt sind) : (nee quam in) partem ingredi persequamur (scimus, tanto) in metu nunc sumus ambae 1) Vgl. Y. Wilamowitz Orestie II 228. 2) Rhein. Mos. 40, 170 £f. ▲bhdlgB. d. K. Oaf. d. Wtaf. «n Oftttingeiu PliU.-Uflt Kl. N. F. Bud 1, t. 8 18 FRIEDRICH LEO, und 674: sed nunc sese ut ferunt res fortunaeque nostrae*). Die Verbindung zweier cretici mit dem Kolon kehrt noch wieder Capt. 215 : sed brevem orationem incipisse. und Truc. 127: peregre quoniam advenis cena detur, die dreier cretici (Rud. 674) noch Pers. 805: quin elude, ut soles, quando Über locust hie. hui babae, basilice te intulisti et facete. Noch einmal löst sich das Kolon — u — u mit Nothwendigkeit aus der Umgebung los, Pseud. 921 : haec ea occasiost : dum ille dormit, volo tu prior ut occupes adire. Die Wörter von tu bis adire ergeben weder einen trochäischen noch einen jambischen Vers. Der ithyphallicus schliesst, wie oftmals, die kretische Periode*); zu ihm leitet das Kolon — u— u von den Kretikern über*). Ich stehe nach diesem ganzen Sachverhalt nicht an, das Kolon — u — w ebenso wie — u—u— (und — uuu— ) als einen Bestandtheil kretischer Lieder anzusehen, nicht erst von Plautus auf die Verbindung mit cretici beschränkt, sondern in der junggriechischen drama- tischen Lyrik ebenso mit den kretischen metra zusammengehörig wie die ver- sprengten xcoXdQLu der dochmischen Lieder mit den Dochmien. Ein Wort verdient die Verbindung des kretischen Dimeters mit dem tro- chäischen, wie Bacch. 653 ubicumque tASus siet pedore expromat swo, Amph. 223. 233 Gas. 237. 628 Most. 325. 328 Rud. 677, vgl. Epid. 52. 96 sq. (oben S. 10. 13), alles in kretischen Liedern. Verbindung von Kretikern und Trochäen ist auch sonst so häufig wie in der alten Komödie. Aber die Combination dieser beiden Dimeter erscheint unter kretischen Tetrametern und Most. 325. 328 altemirend mit katalektischen , als ausgeprägte Form in kretischen Liedern. Hiermit trifft es zusammen, dass dieselbe Parodie der euripideischen Kretiker, die uns den Vers — u u— — u — u— kennen lehren wird (14), grade vor diesem die lange kretische Reihe so abschliesst: x&kd 'i äfiTtakksts xvxkov^svoi tijfv oixiav, d. h. — u uuu — u — u — u — . 1) So ist auch, nach der Ueberlieferung, aufzufassen Bacch. 666 impröbis cum impröbus sü vor Kretikern, s. S. 19. 2) Nach Tetrameter Aul. 148. 145 Capt. 208 (vgl. 213) Cure. 121, nach Trimeter Epid. 827, nach Dimeter Cas. 147 Pseud. 1248 , nach Monometer als Schluss des Liedes Pseud. 264 ; vgl. nächste Anm. 3) Ganz ähnlich das Kolon — u — u— Cas. 888 reppulit mihi manum neque enim dare sibi savium me sivit, Epid. 169 is adeo tu es. quid est quod pudendum siet, genere natam bono pauperem domum ducere ie uxorem. Vor diesen Versen stehen Epid. 166 zwei troch. katal. Trimeter ; ich habe sie in — u — u mit Dimeter. zerlegt , was bei der unmittelbaren Verbin- dung mit cretici wohl angeht. Zu Pseud. 922 s. auch unten über Cas. 780. DIE PLAÜTmiSCHEN CANTIGA UND DIE HELLENISTISCHE LYBIE. 19 Auch einzelne cretici verwendet Plautus : so , wie wir sahen (S. 13), Truc, 118. 122, so am Schlüsse des kretischen Liedes Psend. 261: nosce saltem hunc quis est. lam diu scio qui fait: nunc qui sit ipsus sciat. ambula tu. Potin ut semel modo, Ballio, huc cum lucro respicias ? Femer Cure. 113 censeo hanc appellandam anum, worauf ein baccheischer , ein kretischer, ein trochäischer Vers und zwei bacch. Tetrameter folgen, dann das Kolon appellandam anum verdoppelt, dann £retiker, die durch einen ithyphallicus abgeschlossen werden. Bacch. 656: improbis cum improbus sit, harpaget furibus, fiiretur quöd queat, vorsipellem frugi convenit esse hominem pectus quoi sapit: bonus sit bonis, malus sit malis; utcumque res sit ita animum habeat, der 3. Vers ein trochäischer Trimeter (mit dem folgenden zusammen 5 Trochäen mit Katalexis) oder 2 ithyphallici (s. u. zu Capt. 213), Schluss doppeltes Reizianum. Unter diesen Versen könnten Truc. 122 Pseud. 262 Bacch. 656 trochäisch sein und es erhebt sich die Frage, die schon auf einige der zuvor behandelten Verse Anwendung findet , ob Plautus 'synkopirte' Trochäen und Jamben gebildet hat. Man muss bei Behandlug dieser Frage sondern die zu stichischer Verwen- dung in der griechischen Technik ausgebildeten Formen und die im griechischen Drama übliche Continuation trochäischer oder jambischer metra mit unterdrückten Senkungen und Anaklasis. Was die stichischen Reihen anlangt, so ist der Tetra- meter in der Form u — u— u — u u — u—u^) von Bücheier Cure. 104 nachge- wiesen worden: nam ubi tu profusu*s, ibi ego me pervelim sepultam. Er findet sich ausserdem zweimal hintereinander Rud. 946: Cave sfs malo. quid tu, malum, nam me retrahis? Audi. Non audio. At pol qui audies post. Quin loquere quid vis und vielleicht Most. 895: novit erus me. Suam quidem pol culcitulam oportet. Mit demselben Tetrameter in akatalektischer Form w — u — u — u u — u — u — {Xaßovöa övyxÖQSvöovj atQfov dl xovtpiGi fi iyA) beginnt der Persa: Qui amans egens ingressus est princeps in Amoris vias, wonach der folgende Vers zu ergänzen ist: superavit aerumnis suis (miser) aerumnas Herculi. 1) Vgl. Y. WUamowitz Comm. metr. II 82. 8* 20 FRIEDRICH' LEO) Derselbe Vers findet sich im Persa noch einmal, 278 (mit syllaba anceps in der Diärese) : dicis ubi sit, venefice? Nescio inquam, ulmitriba tu, endlich in 3maliger Wiederholung, durch ein kretisches Kolon eingeleitet, durch einen ithyphallicus unterbrochen, Pseud. 1111 : cum his mihi nee locus nee sermo convenit neque is umquam nobilis fui. ego, ut mi imperatumst, etsi abest, hie adesse erum arbitror. nunc ego illum metuo quem hie non adest, ne quem adsiet metuam: ei rei operam dabo. Was nun die Unterdrückung der Senkungen in freien trochäischen und jambischen Bildungen angeht, so weiss ich nichts anzuführen was sie für Plautus bewiese oder wahrscheinlich machte. Zunächst die Trochäen. Wir haben ge- sehen dass es wirkliche Kretiker sind, die Plautus, oft in bunter Mischung, mit Trochäen und scheinbaren Trochäen verbindet. Wir dürfen darum die Ver- bindung des kretischen Dimeters mit dem trochäischen nicht etwa als trochäi- schen Tetrameter ansehen, auch nicht wo die cola einmal die umgekehrte Folge haben : Epid. 174 nxorem quam tu extidisti pudore exequi (unter kretischen Tetra- metern) oder der trochäische Dimeter mit dem Kolon — u — u— verbunden er- scheint: Bacch. 650 qui duas aut tris minas auferunt eris (in kretischer Periode mit trochäischen cola). Ebenso wenig ist es gestattet, bei Verbindungen von Trochäen mit Kretikern wie Cist. 14 sq. (oben S. 11) oder bei regelmässiger Ab- folge trochäischer Verse und kretischer cola wie Epid. 85 sq. Pseud. 1107. 1122 (1131)^), bei Abwechselung von Versen und Gruppen wie z.B. Gas. 193 — ^202 Truc.584sq. Amph.219sq. Most. 114 sq. 144 sq. oder bei Einstreuung eines einzelnen kretischen Tetrameters unter trochäische wie Pers. 17 die kretischen Verse als trochäisch in Anspruch zu nehmen. Auch in anderen Fällen findet sich unver- mittelter Uebergang von Elretikern zu stichischen trochäischen Septenaren, wie Asin. 137 Most. 163. Noch bleibt das Kolon — u ^, von dem man zweifeln kann ob es als ithjrphallicus mit unterdrückter 2. Senkung*) oder als katalektischer kretischer Dimeter aufzufassen ist. Von den Stellen, an denen es erscheint, stelle ich Most. 878 sq. voran, weil es hier mit dem ithyphallicus alternirt: bene merens hoc preti inde abstuli. abii foras. solus nunc eo adversum ero ex plurumis servis. hoc die crastini quem erus resciverit, mane castigabit eos bubulis exuviis. 1) Man würde, wenn man in einem griechischen Liede hintereinander Reihen fände wie diese (Gas. 147): Prandium iusserat senex sibi parari. St tace atque abi, neque paro neque hodie coquetur, gar nicht zweifeln, dass sie identisch wären. 2) In der Tragödie ist — u legitim als trochäischer Dimeter, vgl. v. Wilamowitz Her. II 192; bei Plautus darf man das Kolon nach dem Gesagten nicht so auffassen. DIE PLAÜTmiSCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 21 Der 1. und 3. Vers sind kretische Tetrameter, der letzte ein glyconeus mit ithjrphallicus, der das ganze Lied abschliesst, der zweite ein trochäischer Dimeter mit — u ; hier fordert einerseits die ähnliche Schlussreihe zur Identification mit dem ithyphallicus auf, andrerseits sprechen die umgebenden Kretiker für kretische Natur des Kolons. Für die erste Alternative fallen wohl die Verse Rud. 952. 963 ins Gewicht: si fidem modo das mihi te non fore infldum. Do fidem tibi, fidus ero, quisquis es. Audi, denn hier geht zweimal demselben — u derselbe glyconeus voraus, dem Most. 881 der ithjrphallicus folgt; aber auch hier gehen kretische Tetrameter (949 — 951) unmittelbar vorher. Ebenso liegen Cure. 155 — 157 vielleicht die mit dem glyconeus sehr verwandten dactylischen Reihen mit demselben Kolon pessuli fiunt vor (doch s. unten); aber auch hier sind die 3 Verse der Abschluss eines rein kretischen Liedes. Dies deutet sicherlich darauf, dass Plautus das Kolon — u , auch wenn es für ihn ein synkopirter ithyphallicus war, doch für die Verbindung mit kretischen Versen (die, wie wir sehen werden, mit Grlyconeen besonders häufig von ihm verbunden werden) aufgespart hat; eine Entscheidung gibt diese Beobachtung nicht, denn auch der ithyphallicus schliesst Kretiker ab (oben S. 18 A.). Aber die Entscheidung scheint darin zu liegen , dass auch an den beiden anderen Stellen, an denen sich das Kolon noch findet, es in kreti- schen Perioden steht: Truc. 123 sälva sis. et tu (wo sowohl cretici als die cola — u — u— und — uuu— voraufgehen, s. S. 13) und Capt, 203: At n6s pudet quia cum catenis sumus. At pigeat postea nostrum erum si vos eximat vinculis aut solutos sinat, quos argento emerit, wo das Kolon den Uebergang von Jamben zu Kretikern vermittelt und wohl zu dieser, nicht aber zu jener Gattung gehören kann. Sonach haben wir das Kolon — u als katalektischen kretischen Dimeter zu betrachten und als identisch mit den zweiten Hälften der Tetrameter wie Most. 324 (duc me amaho. cave ne cadas asta) oder Trin. 243 sq. {da mihi JioCj mcl meum, si me amas, si audes); in völliger Analogie des Verhältnisses von u u— zu den Baccheen. Terenz zeigt sich hier wie so vielfach gelöst von der plautinischen Technik, indem er das Kolon in dreimaliger Wiederholung {consili quit vah quo modo me ex hoc expediam turhd) als Uebergang von choriambischen ionici (s. u.) zu Trochäen verwendet; wenn auch ihm das Kolon als kretisch galt, so ist das für uns durch seine Anordnung der metra nicht kenntlich geworden. Für unterdrückte Senkungen jambischer Verse lässt sich noch weniger anfuhren. Ich habe zu Gas. 167 nam ubi domi sola sum, sopor manus calvitur die Vermuthung ausgesprochen, dass es 4 Jamben mit Unterdrückung der ersten Senkung im 2. und 4. metron seien , weil kretische Verse (denn die Messung als kret. Tetrameter ist die nächstliegende) in der ersten Periode des Duetts nicht vorkommen (wohl aber von v. 186 an), dagegen ein jambischer Dimeter 22 FRIEDRICH LEO, auf 167 unmittelbar folgt. Aber die Unterstützung durch ähnliche jambische Verse fehlt. Wenn Poen. 252 Quiesco. Ergo amo te. sed hoc nunc responde mihi : sunt hie omnia quae ad deum pacem oportet adesse? Omnia accuravi zwischen Baccheen (zuerst ein Tetrameter, zuletzt ein Trimeter mit Reizianum) die Reihe steht u u— und Rud. 204 nunc quam spem aut opem aut consili quid capessam? ita hie sola solis locis compotita sum. hie saxa sunt, hie mare sonat von einem baccheischen Tetrameter zu jambischen Dimetern durch die Reihe u u Kj u— u— übergeleitet wird oder Gas. 839 unter Baccheen und jam- bischen cola der Vers überliefert ist meast haec. Scio, sed mens fructus est prior, so dürfen wir in diesen Versen , die Richtigkeit der Ueberlieferung vorausge- setzt*), nicht jambische Dimeter und Tetrameter mit unterdrückten Senkungen des ersten oder des ersten bis dritten metron, sondern wir müssen darin Bac- cheen sehen, die mit der jambischen Clausel kj—kj— verbunden sind, in Poen. und Gas. übereinstimmend vor einem in Reizianum ausgehenden Verse, Rud. 205 als Vorklang der folgenden Jamben. Das Kolon u— u— findet sich ausserdem noch fünfmal, und zwar als Schlufis- kolon eines anapästischen Duetts Pseud. 240: Mane mane, iam ut voles med esse ita ero. Nunc tu sapis, in der ersten Periode des Liedes der Erotium Men. 351 sq. , die aus anapästi- schen und jambischen cola besteht, vor dem schliessenden Trimeter: Sine fores sie, abi, nolo operiri, intus para cura vide, quod opust fiat: sternite lectos, incendite odores; munditia inlecebra animost amantium. amanti amoenitas malest, nobis lucrost. (anap. und jamb. Dim., 2 anap. Dim., ein anapästisches mit einem jamb. metron, Trimeter); gleichfalls hinter anapästischen Dimetern Epid. 171 (hanc quae dofnis() und Cure. 99 {salve anime wa), hier gefolgt von — u — u— (s. o.), dort vom ithy- phallicus fäiam prognatam; mit dem freilich, wie z. St. bemerkt ist, hanc quae domist sich zu einem anapästischen Dimeter zusammenschliessen konnte; aber der schliessende ithyphallicus wird durch die ganze Composition der kleinen Monodie 1) Ganz unsicher ist Gas. 869 libens fecero et solens (vgl. Poen. 253), denn in Ä stand etwas anderes als in P. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 23 empfohlen. Endlich, wodurch auch diese Messung bestätigt wird, lesen wir Cure. 103, gleich nach den angeführten Versen und 2 kretischen Tetrametern: tu crocinum et casia es, tu telinum nam ubi tu profusu's ibi ego me pervelim sepultam, das jambische Kolon nach einem daktylischen, als Ueberleitung zu dem obe» besprochnen jambischen Tetrameter, dessen zweite Hälfte durch die Unter- drückung der ersten Senkung wie ein ithj'phallicus ins Ohr fallt. Den xcokdQLa stellen sich entgegen die övöxi^fkata i^ dfioimv, deren kleinstes , da die Tetrameter stichisch ausgebildet sind , 5 metra umfasst ; dass auch Plautus diese Bildungen gekannt hat, pflegte zwar bisher in den Ausgaben nicht anerkannt zu werden, aber G. Hermann wusste es und es kann in der That nicht bezweifelt werden. Niemand würde es gegenüber einem griechischen Material von derselben Art wie die überlieferten plautinischen Verse bezweifeln. Andrerseits ist ein stricter Beweis nicht wohl zu führen, da Plautus auch aka- talektische Tetrameter und Dimeter verwendet, ja 3 anapästische metra ohne Katalexis verbindet. Octonare von Septenaren gefolgt haben also , auch wenn die cola mit Synaphie gebildet sind, das Recht als Einzelverse angesehen zu werden ; und es ist müssig , in solchen Fällen die Frage aufzuwerfen , ob der Dichter xatä 6xC%ov oder xaxa 6v6tri(ia hat bauen wollen. Die Indicien für Systembildung sind folgende: durch eine Reihe von metra bis zur Katalexis durchgeführte Synapliie; Vernachlässigung oder Aufgeben der Diärese durch Synalöphe, Proclisis, Wortmitte ; Trennung eng zusammengehöriger Wörter durch scheinbaren Versschluss; ungrade Zahl der cola oder metra; endlich die Kolo- metrie oder die durch unrichtiges Zusammenschreiben der getrennten cola in den Handschriften oftmals entstandene Störung der Kolometrie. Aus diesen Indicien, deren letztes nur auf die metrische Auffassung des ersten Herausgebers deutet, während die übrigen die Absicht des Dichters verrathen, muss im einzelnen Falle der Grad der Wahrscheinlichkeit bestimmt werden. Einzelne Hiate zwischen den metra sind nicht anders als andre Hiate bei Plautus zu beur- theilen. Die freiere Behandlung der Diärese und die Einmischung von paroe- miaci lehrt, dass die anapästischen Systeme nach denen der Tragödie geformt sind , mit Einschluss der Klaganapäste. In trochäischen und jambischen Sy- stemen ist die Diärese zwischen den metra überhaupt nie Gresetz gewesen ; denn das sind alte jonische Formen, die anapästischen Systeme secundäre, erst im Drama den jambischen nachgebildete und daher von vornherein in der attischen Technik strenger als die Vorbilder behandelte Bildungen. Wir sind seit G. Hermann gewohnt ^System* zu nennen was für Hephae- stion (p. 71) entweder ein 6v6trifia Hl ö^oliov &icbql6qi6xov ist, nämlich wenn der ganze metrische Abschnitt aus einem einzigen 'System* besteht (wie Ar. Nub. 889 — 949), oder ein durch die Katalexis abgegrenzter Theil eines ffvötruia ii &[ioi(ov Ttatä jC£QLOQL6[io'ög äviöovg. Diese Ausdrücke sind umständlich und man mag, wie ich es sonst auch gewohnt bin, bei der vulgären Ausdrucksweise 24 FBIEDBIGH LEO, bleiben oder aus der Parabase die Bezeichnung fiaxQÖv oder itvtyog entnehmen; aber wenn man eine Masse auseinanderlegen und rubriciren will, wie ich es hier vorhabe, so ist es gut sich an die alten Techniker zu halten, sofern diese eine Handhabe bieten. Um mit den anapästischen Formen zu beginnen , so haben wir ein ä^sgi^ö" QLötov in dem Schlussabschnitt des Duetts zwischen Gripus und Trachalio Rud. 954 — 962. Dem Duett geht eine Monodie des Gripus voraus (906—937), die in 3 Abschnitte zu zerlegen ist. Der erste ( — 919, Gebet und Erzählung) besteht aus baccheischen Tetrametern mit 2 dazwischentretenden anapästischen Octona- ren und einem anapästischen Dimeter als Clausel; der zweite (—927, Betrach* tung und Anwendung) aus trochäischen Versen , die wieder 2 anap. Octonare einschliessen und von 2 kleinen anapästischen 'Systemen' (zu je B metra?) ge- folgt werden; der dritte (Zukunftspläne) ist ganz anapästisch, aber stichisch, aus Langversen, oder, wohl richtiger, aus Dimetern gebildet. Das nun folgende Duett enthält in seinem ersten Theil keine Anapäste, sondern jambische Verse bis 948, dann 3 kretische und 2 glyconeische (s. o.), an die sich die lange vorbereitete Erzählung des Trachalio v. 954 sq. anschliesst. Hier werden die Anapäste der Monodie wieder aufgenommen und in einen langen System das ganze canticum abgeschlossen. Es sind 28 metra bis zur einzigen Katalexis. Einmal ist die Synaphie verletzt (959 dimidium \ indiciumj nicht 958 pado \ ego)^ einmal die cola durch Synalöphe verbunden, zum Schlüsse: nunc advorte animum, namque hoc omne attinet ad te. Quid factumst? Geschrieben sind in B zuerst 2 Octonare, dann 4 Dimeter, von da an ist die Folge gestört. Nicht unähnlich ist der letzte Abschnitt der Monodie der Halisca Cist. 697 sq. Das Lied (671 sq.) ist im wesentlichen baccheisch, aber die 3 Gruppen bacchei- scher Tetrameter (5, 8 und 3, diese 3, den Abschnitt schliessend, katalektisch) werden eingeleitet durch 2 anapästische Septenare und unterbrochen (die 5 und 8) durch 2 anap. Octonare und (die 8 und 3) durch 3 anap. Dimeter mit 2 kre- tischen Versen. Nach einem Zwischenspiel der beiden Lauscher folgt ein ana- pästisches System , aus 16 metra bestehend , nur zum Schluss Katalexis. Die Synaphie geht durch, das 10. ist mit dem 11. metron durch Synalöphe verbun- den; in B ist zuerst ein Octonar geschrieben, dann die Folge gestört. Auf diese Periode folgen aber noch, als Abschluss der ganzen Monodie, 2 Septenare, wie dergleichen zwei die Monodie eingeleitet haben. Auch die aus Octonaren bestehende Monodie des Charmides Trin. 820 — 842 wird durch ein solches System abgeschlossen ^), ganz wie die Anapäste der Para- basen und Streitscenen, so viele tragische Scenen und die Tragödien selbst ; ebenso die aus anapästischen Octonaren und Septenaren bestehende Scene Pers. 763 — 1) WahrBcheinlich auch begonnen, v. 820--823. DIE PLAUTINISCHEN GANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LTRIE. 26 802, WO ein paroeoüacus (797) das System (14 metra) einleitet. Den charak- teristischen Unterschied von rein stichischen Scenen kann man sich gut durch die Vergleichung mit Pers. 168 — 182 klar machen, wo von Systemen ^ öfioicov keine Rede sein kann, da sowohl Synaphie als Eatalexis fehlt. Von gleicher Art wie Trin. 820 sq. ist die Monodie des Euclio Aul. 713—726 , die auf 7 Oc- tonare und einen Septenar ein schönes System von 22 metra folgen lässt, mit durchgeführter Synaphie bis zum Schlüsse, mit Synalöphe zwischen den metra 6. 7 und 16. 17. Man kann diesem Liede gegenüber zweifeln, ob nicht auch seine erste grössere Hälfte eine einzige grosse Periode von 32 metra bildet; dagegen sprechen nur die beiden Hiate 715. 6 und 719. 20, dafür noch besonders der Schluss des 10. metron mitten im Wort {investi \ gare). So zählt vielleicht dieses Lied zu der anderen Kategorie, die bei Plautus wie im griechischen Drama stärker vertreten ist, den Systemen xatä 7C6QLOQi6[iovg äviöovg^ d.h. solchen die nicht nur am Schlüsse eine Katalexis haben. Zwei solche Systeme bilden im Stichus die anapästischen Lieder 18 — 47 und 309 — 330^). Zwei paroemiaci gehen v. 16. 17 voraus und beschliessen die erste Periode des Duetts der Schwestern, die aus (xlyconeen und einzelnen anapästischen metra mit 2 Arten des Reizianus besteht (oben S. 9). Das övörri^a hat 4 Katalexen, die erste nach 22, die zweite nach 8, die dritte nach 10, die vierte nach 18 me- tra; in Ä und B sind Dimeter überliefert. Die zweite und dritte Periode hat ungestörte Synaphie, die erste nach dem 16., die vierte nach dem 4. und 8. me- tron syllaba anceps. Auch V. 309 beginnt der zweite Theil eines canticum: Pinacium beginnt seine Botschaft auszurichten, (xelasimus redet ihn an, aus dem Duett entwickelt sich durch das Erscheinen der Herrin (326) ein Terzett. Die erste Periode hat 18 metra , auf die Katalexis folgen 5 paroemiaci , bei deren zweitem (xelasimus einsetzt; auf die zweite Periode von 8 metra folgen 3 paroe- miaci, deren erster durch enge Wortverbindung mit dem vorigen zusammenhängt {si in te \ pudor assü). Dann kommt das Terzett , zwei Perioden von 8 und 11 metra, das letzte Tuos inclama, tui delinquont, ego quid me velles visebam. 328 nam me quidem harum miserebat. Ergo auxilium propere latumst. 329 Quisnam hie loquitur tam prope nos? Pinacium. Vbi is est. 330 Die Periode ist in 3 Zeilen wie bezeichnet (328. 329. 330) geschrieben, in Ä und B. Dieses 6v6Trifia 309 — 330 hat also 12 Katalexen, von denen 8 auf paroemiaci fallen; die Häufung der paroemiaci entstammt, wie bemerkt, der Tragödie. Die Synaphie ist von 309 bis 330 nicht verletzt; ob 329 quidem und 330 Finacium Hiatus machen steht dahin'). 1) G. Hermann Eiern. 391. 395. 2) Aach das Lied des Pseudolus 905 beginnt mit 16 anapästischen metra, die Synaphie und schliessende Katalexis haben und von 2 paroemiaci gefolgt werden ; danach Octonare und 2 Dimeter Abhdlfn. d. E. Gm. d. WiM. sn 06itingeB. PhU.-hiii. Kl. N. F. Band 1, i. 4 26 FRIEDRICH LEO, Die beiden ersten Abschnitte der grossen Monodie des Lysiteles Trin. 223 enthalten zwar einzelne anapästische cola, aber keine Periode ; der dritte beginnt y. 256 mit 4 Dimetem, die xatä 6xl%ov gebaut sind (zweie schliessen mit Hiatns, einer mit syllaba anceps) und durch einen nichtanapästischen Vers beschlossen werden. Dann folgt 260 ein System mit 3 Katalexen (260 — 274), die erste nach 22 metra, die zweite und dritte nach je 4 metra, durchaus mit Synaphie (denn habeto \ Amor ist kein Hiatus). Danach 6 Dimeter ohne Katsilexis, mit deren drittem Philto einsetzt, worauf das Duett in die Masse des zweiten Abschnittes der Monodie einlenkt (s. Kap. 11); v. 288 beginnen wieder die Anapäste, und zwar in 3 Perioden von 9, 4 und 16 metra , worauf 2 Octonare *) das cantioum abschliessen : haec ego doleo, haec sunt quae med excruciant, haec dies noctesque tibi canto ut caveas. quod manu non queunt tangere tantum fas habent quo manus abstineant, 290 cetera: rape trahe, fuge late — lacrumas haec mihi quem video eliciunt, quia ego ad hoc genus hominum duravi. quin prius me ad plures penetravi? nam hi mores maiorum laudant, eosdem lutitant quos conlaudant. 296 hisce ego de artibus gratiam facio, ne colas neve imbuas ingenium. meo modo et moribus vivito antiquis, quae ego tibi praecipio ea facito. Ä verbindet haec ego — caveas und die Dimeter zu Langversen, B theilt haec — excruciant und haec — caveas, dann quia — prius und me — penetravi. Die Synaphie geht durch. Die Monodie des Alcesimarchus Cist. 203 — 228*) ist ein anapästisches iTtJ- ffrriiia mit 8 Katalexen, von denen 5 das jedesmal 4. metron treffen; d.h. drei Sep- tenare leiten das Lied ein und zwei sind in ihm verstreut (211*) und 221); jene drei sind als Septenare, diese zwei mit den übrigen cola in gestörter Folge ge- ohne Katalexis, nach 2 jambischen Langversen wieder 8 paroemiaci. Aehnlich v. 1815 sq. 10 ana- pästische metra mit Synaphie und Katalexis, von 2 paroemiaci gefolgt, danach Septenare and Oc- tonare. 1) Diese beiden Octonare (299. 300) enthalten, wie vor Augen liegt, nur schwache and die Wirkung schwächende Wiederholung ; ich gebe zu bedenken , ob sie nicht später hinzugedichtet sind, um das ganze System 288—298 zu ersetzen. Das sonderbare turbidos wäre dann aus 286 turbant entnommen. 2) Vgl. Rhein. Mus. 88, 12. 8) Wohl zu schreiben übt sum (bi non sum, übi non süm ibi anifmMt, ita mi omnia sunt ingenia. DDE PLAUnNISCHEN CANTIGA UND DIE HELLENISTISCHE LYBIE. 27 schrieben. Die 3 andern Perioden bestehen aus 8, 13^) und 13*) metra. Die Synaphie geht durch (213 continuo | ita ist nicht als Hiatus zu rechnen). Der letzte Akt der Bacchides (1076—1206) hat folgende Theile: Monodie des Philoxenus (1076 — 1086), Monodie des Nicobulus ( — 1103), Duett der beiden ( — 1116), Zwischengespräch in 3 trochäischen Septenaren; Duett der beiden Bacchis mit Betheiligung der Alten (1120 — 1140) ; Zwischengespräch aller vier in 8 tro- chäischen Septenaren; Quartett als Finale (1149—1206). Die beiden Monodien und das Quartett, also die umgebenden Hauptstücke, sind anapästische övöti^^ata HS byLoCtov Ttarä %BQioQi6yLoi)g ivcöovgj die Monodien mit wenigen, das Quartett mit vielen Katalexen, jene in der gewohnten einfachen, dieses in mannigfaltiger Bil- dung. Das Duett der Alten besteht aus kretischen Versen, die durch 5 ana- pästische Septenare eingeleitet und durch eine anapästische Clausel geschlos- sen werden, das Duett der Schwestern aus baccheiscben Versen mit jambischen Clausein (Reiziana). Uns beschäftigen hier die anapästischen Lieder. Das Lied des Philoxenus hat 4 Perioden, von 8, 8, 12 (mit Ausscheidung von V. 1081, syllaba anceps nach dem sechsten metron) und 10 metra ; das letzte verläuft folgendermassen : nunc Mnesilochum , quod niandavi, viso ecquid eutn ad virtutem aut ad frugem opera sua compulerit, sie ut eum, si convenit, scio fecisse: eost ingenio natus, d. h. nur mit 3 Diäresen die geeignet wären einen Vers zu theilen. S schreibt 3 Verse: nunc — virtutem^ aut — compulerit, sicut — nattis. Das Lied des Nicobulus wird eingeleitet und abgeschlossen durch je 2 Sep- tenare ; dazwischen stehen 4 Perioden von 12, 24, 6 und 8 metra (mit Ausschei- dung der Literpolation in v. 1100), das ganze System hat also 8 Katalexen; ein- mal findet sich in der Diärese syllaba anceps, ein zweiter Fall wird mit der Interpolation ausgeschieden. Das Finale enthält 31 Septenare (wie ich sie der Kürze wegen nenne, es sind eigentlich Perioden von je 4 metra), die in Gruppen von 1 — 6 Versen verstreut sind, das Lied einleiten (2) und abschliessen (3); 8 paroemiaci, deren beide erste die erste grössere Periode (16 metra) aufnehmen, die folgenden vier jeder einer solchen voraufgehen (v. 1166. 1171. 1183. 1193), während die letzten beiden die letzten 9 Septenare in Gruppen von 4, 2, 3 zerlegen; endlich 9 Perioden von 6 bis 16 metra (16, 6, 8, 6-6, 6, 8, 12, 12), nur einmal, wo ich es durch den Punkt bezeichnet habe (v. 1173), zwei zusammenstossend , sonst stets durch pa- roemiacus (1184) oder Septenare (1176. 1181) oder paroemiaci mit Septenaren (1155) oder durch Septenare mit paroemiacus (1160. 1169. 1188) voneinander getrennt. Von Responsion, nach der zu suchen man bei dieser Vertheilung allenfalls ver- sucht sein könnte, ist keine Spur. Es ist ein System mit 48 Katalexen, jedes- mal bis zur Katalexis durchgehender Synaphie und mit keinem akatalektischen Verse (auch nicht 1151 — 1153); in diesen Daten liegt zugleich der Beweis und die Probe für die Richtigkeit der metrischen AufPassung. 1) Oder 12, vgl. za v. 217. 2) Unsicher wegen der Verstümmelung des TorleUten Verses. 28 FRIEDRICH LEO, Die Gesangscene Poen. 1174 — 1200 besteht aus 3 Abschnitten; bis 1186 Duett der beiden Schwestern: 5 anapästische Octonare (die mit der folgenden Periode zusammenzunehmen nicht indicirt ist); ein System von 21 metra, dessen erste Hälfte der Adelphasium, die zweite der Schwester gehört, die Synaphie beim drittletzten metron (nagatikevrov) gestört; dann 3 Septenare. Der zweite Abschnitt, bis 1191, ist Duett des Hanno und Agorastocles ; das Gebet Hannos nimmt, wie vorher die Monodie der Adelphasium, den grössten Raum ein, es be- steht, obwohl an zwei Stellen corrupt, augenscheinlich aus einem System von 16 oder 17 metra und folgendem Abschluss: Omnia faciet luppiter faxe, nam mi est obnoxius et me metuit. Tace quaeso. Ne lacruma, patrue, d.h. einer kleinen anapästischen Periode (Septenar) und als Abschluss 2 cola Reiziana. Durch anapästische Dimeter mit Reiziana wird auch der letzte Ab- schnitt, der die vier Personen zum Quartett vereinigt, beschlossen und dadurch metrisch mit den voraufgehenden Theilen verbunden ; denn dieser Schlussab- scbnitt ist im übrigen jambisch. Mit Wahrscheinlichkeit ist noch hierherzuziehn der anapästische Theil der grossen Scene Cure. I, 2, nämlich v. 128 — 146. Die 6 Langverse zu Anfang können als Periode von 24 metra gefasst werden, freilich ohne andere Indicien als die Synaphie und schliessende Katalexis. Dann folgt eine kretisch - glyco- neische Partie (s. u.), von den Anapästen eingefasst ^) ; dann 1 Septenar, 10 me* tra mit Katalexis: Tibin ego, si fidem servas mecum, vineam pro aurea statua statuam, quae tuo gutturi sit monumentum. qui me in terra aeque fortuna- tus erit, si illa ad me bitet? dann 5 Septenare. Eine freiere Form finde ich auch in der kleinen Monodie der Erotium Men. 351 — 368. Sie besteht aus 3 Theilen, der erste (—356, Befehl und Betrachtung) aus anapästischen und jambischen metra (2 an. 2 i. 4 an. 1 an. 1 i. 3 i., alles ohne Katalexis, auch Hiatus und syllaba anceps zwischen metra gleicher Grat- tung) ; der zweite (—360 , Vorbereitung der Anrede) aus folgenden beiden ana* pästischen Perioden (4 und 7 metra): sed ubi illest quem cocus ante aedis esse ait? atque eccum video, qui mist usu et plurumum prodest. 1) Sehr ähnlich Pers. 753 sq., wo die einleitenden 5 Octonare auch Synaphie, aber keine Katalezis haben, die folgenden auch keine Synaphie (die erste Katalexis v. 770). DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 29 item hinc ultro fit, ut meret, potissumus nostrae domi ut sit; nunc eum adibo, adloquar ultro. Den dritten Theil, die eigentliche Anrede, habe ich früher (fihein. Mus. 40, 168) bis auf die beiden Schlusscola nach Anderen auch für ein 'System' gehalten, aber es ist Willkür v. 366 darauf hin zu corrigiren, zumal die Verstheilung in Ä (das vorletzte colon schliesst — ti neque Hbi) zu einer anderen Auffassung fährt: animule mi, mihi mira videntur te hie stare foris, fores quoi pateant, magis quam domus tua domus quom haec tua sit. omne paratumst, ut iussisti atque ut voluisti, neque tibi uUa morast intus, d. h. auf 4 Dimeter folgt ein jambischer Dimeter mit Reizianum (d. h. ein versus Keizianus) wodurch ein Anklang an die metra des ersten Abschnitts gegeben ist. Dass die anap. Dimeter stichisch gemeint sind, wird um so wahrscheinlicher dadurch dass 2 anap. Dimeter ohne Katalexis die Monodie abschliessen. Aus den übrigen anapästischen Liedern einzelne 'Systeme' aufzustechen ist nicht schwer*); aber ihre Masse wird mit überwiegender Wahrscheinlichkeit un- ter die Tcatä 6tC%ov gebauten oder die iTCo^slviiiva zu rechnen sein. Die anapästischen 'Systeme' sind, wie bemerkt, in Athen den trochäischen und jambischen , die zu den ursprünglichen und volksthümlichen Formen des Dramas gehören, nachgebildet und, wie es bei secundären Bildungen zu gesche- hen pflegt, unter strengeres Gesetz gebracht, vor allem der regelmässigen Diärese unterworfen worden; so haben sie in Tragödie wie Komödie ihre feste Stelle und in der Tragödie freiere Entwicklung gefunden. Die entsprechende trochä- ische und jambische Form, mit den Charakterismen der wenigstens im allgemei- nen herrschenden Diärese und des Verbots der unterdrückten Senkung, sind der Tragödie fremd, der alten Komödie geläufig, aber die jambische Form in weit minderem Grade als die trochäische. Wenn Plautus trochäische und jambische 'Systeme' hat, so können wir diese, soweit uns das griechische Drama bekannt ist, direct nur an die alte Komödie anknüpfen; freilich wird uns die Erklä- rung der akatalektischen Langverse lehren, dass auch aus der Technik der hellenistischen Zeit die trochäischen und jambischen 'Systeme' nicht verschwun- den waren. Was nun die trochäischen 6v6ti^(iata il^ bfiotcov betrifft, so ist die Frage ob Plautus sie angewendet hat ohne Schwierigkeit zu beantworten. Sie liegt nicht wesentlich anders als für die Anapäste. Die Formen und ihre Anwendung sind im allgemeinen dieselben, die Häufigkeit und das Verhältniss der Häufigkeit verschieden, entsprechend dem Bilde das die Anapäste und Trochäen der alten 1) 6 metra: Most. 860 Bad. 926 (927) Tmc. 566. 572; Tgl. zu Trac. 555—568. 30 FRIEDBICH LEO, Komödie geben. Während Flautus zahlreiche Lieder hat, die nichts anderes sind als anapästische övöti^iiata i^ byLoCmv xatä nsgcoQLöfio'bs iviöovg, kann ich das mit Bezug auf trochäische Lieder nur von 'dem zweiten Theil des Duetts zwischen Amphitruo und Sosia Amph. 575 — 585 behaupten , dessen erster Theil baccheisch ist (Tetrameter) und durch eine anapästische Clausel geschlossen wird. Das System hat 3 Katalexen, nach 17, 10, 8 metra; Hiatus nach dem 2., 9., 14., 25. metron, aber den ersten bei Personenwechsel, den zweiten in w, den letzten in m vor hodie: das thut in derThat nichts wesentliches zu oder ab. Keine der Katalexen fällt in den Satzschluss, an die letzte schliessen sich unmittelbar trochäische Septenare an. Ein &%BQi6Qi6tov ist die kleine Monodie des Lyconides Aul. 727, die aus einem trochäischen System von 16 metra besteht; wofür freilich die Wahrschein- lichkeit nur in der Synaphie der auf die Katalexis ausgehenden metra gegeben ist. Auch hier folgen Septenare. Das canticum Pseud. 1103 — 1135 wird durch ein ähnliches trochäisches System abgeschlossen, das aber 2 Katalexen hat (1132) : Venus mi haec bona dat, quom hos huc adigit lucrifugas damnicupidos qui se suamque aetatem bene curant, edunt bibunt scortantur: illi sunt alio ingenio atque tu, qui neque tibi bene esse patere et illis quibus est invides. In der grossen jambisch - trochäischen Anfangsscene des Epidicus habe ich oben (S. 10) ein System, v. 67 — 71, nachgevnesen (17 metra, wie Amph. 575 — 579); auch diese Scene schliesst wie es scheint, mit einem trochäischen System gleicher Art wie Pseud. 1132 ab : Quia perire solus nolo, te cupio perire mecum, benevolens cum benevolente. Abi in malam rem maxumam a me cum istac condicione. I sane, siquidem festinas magis. Numquam hominem quemquam conveni unde abierim lubentius. Li den Zusammenhang eines grösseren Liedes eingefügt ist auch das System Men. 590 — 593 (16 metra), aber es muss wegen der doppelten Corruptel zweifel- haft bleiben; sicher ist, dass von diesem ganzen Abschnitt (v. 588—601) nur in den bezeichneten Versen Synaphie herrscht. In die grosse jambisch-trochäische Monodie des Chrysalus Bacch. 925 — 978 ist das System 953 — 956 eingelegt, dessen Bau und Umfang genau mit Aul. 727 übereinstimmt. Der Schluss dieses Liedes (dem noch zwei Gruppen eingedichteter Verse und ein Uebergangsvers folgen) ist überliefert als troch. Septenar, jamb. Dimeter, jamb. Octonar mit DIE PLAUTmiSCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 31 überschiessender Silbe und troch. Septenar (969 — 972). Eine Verbindung wie die der beiden letzten Keiben ist bekanntlich nicht beispiellos ; aber der gleich- massige Bau des ganzen Liedes und der fortlaufende trochäische Khythmus dieser 4 Verse legt die Frage nahe, ob nicht auch dieses Lied durch ein tro- chäisches System abgeschlossen wird : cepi spolia. is nunc ducentos nummos Fhilippos militi quos dare se promisit dabit. nunc alteris etiam ducentis usus est qui dispensentur nio capto, ut sit mulsum qui triumphent milites. Auf dieses Lied folgt unmittelbar ein Duett des Chrysalus mit Nicobulus 979 — 996. Es beginnt mit trochäischen Langversen, bis 986; dann kommen 5 jambische Dimeter und 4 Glyconeen ; dies ist die Mittelpartie des Liedes , sie wird aufgenommen wie eingeleitet durch trochäische Verse, 991 — 994. Die erste trochäische Gruppe enthält die Begrüssung und die Uebergabe des Briefes, die Mittelpartie den heimlichen Jubel des Chrysalus, während der Alte ihn zur Verlesung ruft und harmlos in die Falle geht, die zweite trochäische Gruppe die Vorbereitung der Leetüre; danach wird zum Abschlüsse des ganzen Duetts durch eine jambische Folge von 7 metra (oder 3 Dimetem mit Monometer) und 1 Keizianum wirklich zur Verlesung des Briefes übergegangen. Das Schema ist abaCy darin a trochäisch. Nun haben die beiden ersten Verse folgende Gestalt : Quoianam vox prope me sonat? Nicobule. Quid fit? quid quod te misi, Scquid egisti? Kogas? congredere. Gradier. Diese Verse hat R. E^lotz (Grundzüge altrömischer Metrik 423) nebst zwei anderen, für die es sicher nicht zutrifft^), mit Ar. Eq. 616 vijv &q* a^iöv ys xäötv iöxLv inokoXv^aL verglichen, einem Verse den er als 'brachykatalektischen' Tetrameter ansieht. Die Analogie hat etwas bestechendes, kann aber sicherlich nicht gelten. Der angeführte Vers ist ein Tetrameter, dessen 4. metron beide Senkungen unterdrückt, er leitet das Liedchen ein, dass aus 22 metra besteht, aber nach dieser ersten noch eine ganze Keihe von Katalexen hat, bis die letzten 8 metra durchlaufen: 7C&V ^axQav 6dbv dukd'stv &6i^ äxovöaL. TCgbg tdd' & ßiX- TLörs d'aQQi^tfag Xi'^ üg &- TCavxsg fidö^söd'd öoc. Die Langverse aber, in denen Plautus Senkungen unterdrückt, sind solche die in der griechischen Technik stichisch vorkommen (oben S. 19); eine Synkope 1) Bacch. 1149 Gas. 681. 32 FRIEDRICH LEO, wie diese bildet er nicht nach. Nun könnte man ja Kicobtde quid fit und rogas congredere gradier als ithyphallici fassen ; aber die ganze erste trochäische Gruppe von 23 und 8 metra bat S^-napbie und zwei Eatalexen, die zweite schliessend: Qnoianam vox prope me sonat? Xicobole. Quid fit? quid quod te misi, ecquid egisti? £ogas? con- gredere. Gradior. Optumus sum ora- tor. ad lacrumas coegi hominem castigando maleque dictis, quae quidem quivi comminisci. Quid ait? Verbum nullum fecit: lacrimans tacitus auscultabat quae ego loquebar; tacitus conscripsit tabellas, obsignatas mi has dedit. tibi me iussit dare, sed metuo ne idem cantent quod priores. nosce Signum, estne eins? Xovi. libet perlegere has. Perlege. Die Absicht des Dichters wird vollends deutlich dadurch dass die zweite tro- chäische Gruppe (991 sq.) ein System gleicher Art bildet, in dem nur die kürzere Periode (Septenar) vorangeht und beide geringeren Umfang haben, 4 und 12 me- tra, zusammen etwa die Hälfte (16 gegen 31 metra): Enge Htteras minutas. Qui quidem videat parum, verum qui satis videat, grandes satis sunt. Animum advortito igitur. Nolo inquam. At volo inquam. Quid opust? At enim id quod te iubeo facias. lustumst ut tuos tibi servos tuo arbitratu serviat. Das Duett der beiden Sklaven im Eingange des Persa wird durch zwei Monodien von je 6 jambischen Versen eingeleitet; dann verläuft das G-espräch zunächst in einer Gruppe trochäischer Verse (13 — 18) mit einem kretischen (17) und einer Gruppe jambischer Verse (19 — 25), sämmtlich Langversen. Darauf setzt folgendes trochäische System ein : Quid ego faciam? disne advorser? quasi Titani cum eis belligerem quibus sat esse non queam? Vide modo, ulmeae catapultae tuom ne transfigant latus. Basilice agito eleutheria. DIE PLAUnNISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIBu 33 Quid iam? Quia erus peregrist. Ain tu? peregrist? Si tu tibi bene esse pote pati, veni: vives mecum, basilico accipiere victu. Vah iam scapulae pruriunt, quia te istaec audivi loqui. Die Perioden haben 6, 4, 12 metra ; eingesprengt ist, wie oben (17) der eine kreti- sche Vers, der glyconeische basilice agüo eleutheria: er bedeutet die Peripetie des Gresprächs. Auf dieses System folgt eine von dem bisherigen verschiedene Partie, die aus Jamben und Trochäen gemischt ist (33 — 42) und vielleicht auch zu Perioden sich zusammenfügende Verse enthält (s. u.). Der Abschluss des Ganzen ist wieder jambisch : zweimal 4 Septenare (die Gruppe von 4 auch vorher V. 19 — 22), die wie es scheint 2 Octonare und einen Dimeter einschliessen ; aber diese Verse sind durch Wortausfall undeutlich geworden. Die Fälle, in denen vereinzelte jambische auf trochäische Verse in der Weise folgen, dass der trochäische Rhythmus sich fortsetzt und in Katalexis ausläuft, wie Amph. 1072 (Septenar + Dimeter) Epid. 23 (Sept. + Senar) Stich. 288 (Di- meter + Senar) , will ich nur erwähnen , da eine solche Folge an sich wohl die Möglichkeit der Systembildung, aber kein Argument dafür abgeben kann. Wir kommen nun zu der Frage, ob Plautus jambische övöriliiata i^ öfioioDv gebildet hat, eine Frage von der wir sehen werden dass sie sich auf inductivem Wege nicht ausreichend lösen lässt; doch wird es gerathen sein, auch hier zu- nächst das Material vorzulegen. Es gibt zunächst bei Plautus keine Lieder oder für sich stehende Theile von Liedern wie die anapästischen und trochäischen, die sich als Systeme von einer oder mehreren katalektischen Perioden erweisen. Man könnte dafür nur anfuhren einige Stücke, in denen eine Keihe von Octo- naren durch einen Septenar aufgenommen wird, wie den jambischen Monolog Poen. 817—822 (4 Oct. , 2 Sept.) , der aber in v. 818 und 821 syllaba anceps hat; oder den jambischen Schluss der Gesangscene Most. HI 2 (v. 741 — 746), dessen Lücken nicht hindern die metrische Form zu erkennen (4 Oct., 1 Sept.); oder den Schluss der Monodie Men. 131—134 (2 Oct., 2 Sept.); vgl. Stich. 769. 770 Men. 979. 980 Epid. 7—9 Pseud. 914. 915. Auf einige dieser Versgruppen werde ich unten noch zurückkommen ; keine ist von der Art , dass sie an sich ausreichende Sicherheit für Systembildung gäbe. Andere Partien, wie Pseud, 146 — 172, lehren auf den ersten Blick , dass sie nur aus Tetrametem bestehen und Gruppen vne 146 — 1B3 ; 1B4. 5 ; 157 — 159 ; 170. 1 sich nicht auslösen lassen. Das grosse Duett der Pardalisca mit Lysidamus Gas. III 5 hat einen jam- bischen Schluss 709 — 712, während vorher nur 636 sq. zwei jambische Octonare auf ionici folgen, v. 706 gehen die Baccheen in Trochäen über, 2 Octonare, dann der jambische Schluss nach der Abfolge in Ä (709) : si efPexis hoc, soleas tibi dabo et anulum in digitum aureum et bona pluruma. Operam dabo. Abhdlgn. d. K. Om. d. Wiss. sii OAttiiigen. PhU.-liift. Kl. N. F. Bud 1, t. 5 84 FRIEDRICH LEO, Face ut impetres. Eo nunciam, nisi quippiam remorare me. Abi et cura. S theilt die beiden ersten Verse ebenso ab und schreibt überdies Et bona^ dann das Folgende in 2 Zeilen, die mit nunciam and ctira schliessen. Der Metriker, dessen Hand hier vorliegt, nahm Bildung i^ byLoCayif an und wollte die metra herausstellen. Es sind 11 metra; die syllaba anceps nach dem 5. kann, bei Personenwechsel, kein Bedenken geben. Auffallend und ohne Zweifel beabsich- tigt ist die fast durchgehende Bildung ou— u— . Hier ist also ein Fall, auf dem sich weiter bauen liesse. Sonst treten nur sehr selten jambische Gruppen auf, die mit Synaphie gebaut in Katalexis ausgehn; wo sie auftreten sind sie gelegentlich in die cantica eingestreut. Man kann in diesen Fällen wohl die Frage aufwerfen, ob man es mit Einzelversen oder Systemen ^? bfioian/ zu thun hat. So wird der Schluss der baccheischen Scene Rud. 259 — 289 durch die Verse eingeleitet (283) : egomet (raeam) vix vitam colo, Veneri cibo meo servio. Veneris fanum, obsecro, hoc est? Fateor, ego huius fani sacerdos clueo. Wenn hier die ersten 6 metra eine Periode bilden, so wird das katalektische Kolon wiederholt (darauf ein Keizianum, das ganz zu diesen Versen gehört) wie im anapästischen System nach der Katalexis der paroemiacus; so im jambischen System Ar. Ach. 932 sq. ^Efiol fieXi^öBt tav^^ insC tot, xal il;oq)£t kakov xi xal nvQOQQaylg Tc&XXcag ^Bot6iv i%%'Q6v. TC XQilöerac %oil avtp] ndyxQtjtftov &yyos iötai. Vergleichen kann man Poen. 1196, Pseud. 12B6; Pers. 47 — 49, wo wie wir sahen der Wortverlust die Sicherheit der Messung behindert. Andere jambische Versgruppen, die einerseits sich nicht ohne weiteres in die üblichen Trimeter, Tetrameter, Dimeter zerlegen, andrerseits die Deutung als System gestatten, weiss ich nicht anzuführen; deshalb nicht, weil allen die Katalexis, das unerlässliche Merkmal , fehlt. Kein Zweifel , dass der beliebig lange jambische Vers ohne Katalexis zu den Urformen dieser Gattung gehört; das beweist das Phalloslied des Dikaeopolis; aber es wäre widersinnig anzu- nehmen, dass Plautus auf eine Urform zurückgegriffen hätte. Gruppen der bezeichneten Art bestehen ohne Frage aus Einzelversen. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYBIE. 35 Zweifel können, so viel ich sehe, noch einem Liede gegenüber geltend gemacht werden, dem Duett des Gripus und Trachalio Rud. 938. Der letzte Abschnitt des Liedes, 9B4 — 962, ist ein anapästisches System (oben S. 24); der erste , 938 — 948 , ist jambisch ; beide fassen eine kretisch - glykoneische Gruppe ein. Das Lied würde offenbar sich durch einen besonders durchsichtigen Aufbau auszeichnen, wenn auch der jambische Theil als System gebildet wäre. In der That beginnt er mit 13 Dimetern, deren keiner eine Freiheit des Versschlusses zeigt, und lässt auf diese, gleichfalls noch mit Synaphie, den ersten der beiden 'synkopirten' Septenare folgen, über die ich oben gesprochen habe (S. 19). Es wäre hiernach möglich, v. 938 — 945 als ein System von 28 metra aufzufassen, das durch einen ithyphallicus geschlossen würde, worauf dasselbe System in der Verkleinerung, wie so oft, folgen (dim. + ith.) und das Ganze in 4 katalektische Dimeter, deren gleichen uns oben (S. 34) begegnet sind, ausgehen würde. Der ganze Abschnitt hätte auf diese Weise eine durchaus legitime Bildung, für den Abschluss von Jamben durch den ithyphallicus gibt es berühmte Beispiele wie IttXs^oc äh iiardgcDV, idXsfioc dh icag^ivonv iördva^ov oCxoLg. Es wird auch richtig sein, die Verse 938 — 944 als Dimeter zu fassen und die syncopirten Septenare auf die angegebene Weise zu erklären. Aber gegen die Auffassung des Ganzen als övörrifia i^ b^oicDv werde ich gleich einen entscheidenden Grund anführen. Als Beispiele jambischer Versgruppen, die keine Katalexis haben und deren Versen gewiss nur zufallig die Freiheiten des Versschlusses fehlen, führe ich an Capt. 195—200: Si di immortales id voluerunt, vos hanc aerumnam exequi, dec^t id pati animo aequo: si id facietis, levior labos erit. domi fuistis credo liberi: nunc servitus si evenit, ei vos morigerari mos bonust et erili imperio eamque ingeniis vostris lenem reddere. indigna digna habenda sunt, erus quae facit. d. h. je 2 Octonare, die einen Dimeter einfassen ; auf reddere, den ersten äusser- lich bezeichneten Versschluss, folgt noch ein Senar als Abschluss. Epid. 183 (vorher als Beginn des Liedes st, jamb. Dim., paroem., ßeizianum): acutum cultrum habeo, senis qui exenterem marsuppium. sed eccum ipsum ante aedis conspicor (cum) Apoecide, qualis volo vetulos duo. iam ego me convortam in hirudinem atque eorum exugebo sanguinem, senati qui columen cluent. Es fehlt danach der Anfang des Gesprächs, aber schwerlich etwas diesem Liede (Octonar, Senar, Dimeter, Octonar, Dimeter). Epid. 58 : Nam quid ita? Quia cottidie ipse ad me ab legione epistulas mittebat. sed taceam optumumst, plus scire satiust quam loqui servom hominem. ea sapientiast. Es folgen Trochäen, v. 324, an Kretiker anschliessend: 6* 36 FBIEDBICH LBO, copiam parare aliam licet, scivi equidem in principio ilico nullam tibi esse in illo copiam. Interii hercle ego. Aach hier folgen Trochäen. Die beiden ersten Abschnitte der grossen Scene Poen. 1174— 1200 habe ich S. 28 besprochen; der dritte ist jambisch, 1192—1198, worauf zweimal anapästischer Dimeter mit Keizianom das Ganze schliesst. Die Jamben haben eine Katalexis (1197, s. o.), vorher 3 Octonare, je 1 Senar, Dimeter, Senar, dann der katalektische Dimeter, darauf 3 akatalektische Dimeter. Endlich zeigt noch eine besondere Eigenheit der jambische Schluss des oben (S. 31) analysirten Duetts zwischen Chrysalus und Nicobulus, Bacch. 995: Hoc age sis nunciam. Vbi lubet, recita: aurium operam tibi dico. Cerae quidem haud parsit neque stilo ; sed quidquid est, pellegere certumst. Wenn man cercie — certumst zu einem Verse zusammennimmt, so muthet man Flautus eine Unform zu, die ihm fremd ist; wie wir gleich sehen werden; auch sed — certumst, das äolische Kolon kaltpog 8i %av ^ddrjkov ^di^, ist ihm fremd. Was hier vorliegt, sind 7 jambische metra mit einem Reizianum, das zugleich, wie so oft, das canticum abschliesst ; zweifeln kann man nur, ob auf die trochäischen Systeme ein jambisches folgt , oder ob auf 3 Dimeter ein Monometer , auf 2 Dimeter ein Senar. Das Reizianum schliesst sich so legitim an wie in der stichischen Form Dimeter + Reizianum. Die Entscheidung aller dieser Zweifel liegt in folgender Erwägung. Jede akatalektische jambische Versbildung, also auch jedes für sich stehende metron, bedarf für Plautus wie für die Griechen der reinen Senkung vor der letzten Hebung ; sed quidquid sit ist für Flautus so wenig ein Jambus wie für Horaz. Das bedeutet einen wesentlichen Unterschied der jambischen Formen gegen die anapästischen und trochäischen. Die Senkungen der Anapäste werden sämmtlich rein gebildet, — oder yju'j die der Trochäen brauchen überhaupt nur vor der Schlusssilbe kata- lektischer Verse rein gebildet zu werden, eine beliebige Menge trochäischer metra kann ohne eine einzige reine Senkung daherlaufen (bekanntlich wird das im all- gemeinen vermieden, aber das berührt die Theorie nicht, sondern die Praxis). Die metra der anapästischen und trochäischen Systeme, die wir bei Plautus gefunden haben, sind jedes einzelne für Plautus richtige anapästische und tro- chäische metra; die Systeme sind in der That il^ bfioicav. Wie wir sehen folgt aus der Thatsache, dass Plautus trochäische Systeme gebildet hat, keineswegs dass er auch jambische gebildet hat. Wenn er jambische övöti^iiata i^ öfioicDv hätte machen wollen, so hätte er die zweite Senkung jedes Metrons rein erhalten müssen; erfüllte er diese Forderung nicht, so fielen diese Gebilde in Dimeter, Trimeter u. s. w. auseinander — wie sie es denn in der That thun ; d. h. er hat in der That keine jambischen övöti^fiata HS bfioian/ gebildet. Daher kommt es dass die unregelmässigen Gruppen jambischer Verse in der Regel nicht katalek- tisch auslaufen. Dass aber solche in Katalezis endigende Versgruppen wie die Rede oder das Lied Poen. 817: DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYEIK. 37 Ezpecto quo pacto meae techinae processurae sient. studeo huDC lenonem perdere, qui meum eram misere macerat, is me antem porro verberat, incursat pugnis calcibus : servire amanti miseriast, praesertim qui quod amat caret. attat, e fano recipere video se Syncerastum, lenonis servom ; quid habeat sermonis auscoltabo, oder die Liedperiode Stich. 769: qui lonicus aut cinaedicust, qui hoc tale facere possiet? Si istoc me vorsu viceris, alio me provocato, dass solche Gruppen keine 6v6tij(iata ii öfioicov sind, bedarf keines weiteren Beweises. Dagegen ist es augenscheinlich, dass Plautns für seine jambischen Lieder und Perioden nach einem Ersatz für die Systeme i^ df^imv gesucht hat. Er hat darum grössere Gruppen jambischer Dimeter häufiger als trochäische; er hat darum solche Gruppen jambischer Verse zusammengestellt wie die S. 35 angeführten. Dahin gehört auch eine besondere Form, die er öfter angewendet hat, dass er nämlich auf einen um eine Silbe verlängerten jambischen Octonar einen trochäischen Septenar oder Octonar + Septenar folgen lässt ; dadurch wird der Rhythmus fortgeführt, aber auch hier die Katalexis vermieden. Es sind die Stellen, über die Kiessling Anal. Plaut. 11 gehandelt hat, Amph. 1067 (vgl. die Note): ut iacui, exsurgo. ardere censui aedes, ita tum confalgebant. ibi me inclamat Alcumena; iam ea res me horrore adficit. Bacch. 971 (oben S. 30 sq.) Pers. 34 ; mit zwei folgenden Versen Pers. 39 : qua confidentia rogare tu a med argentum tantum audes, impudens? quin si egomet totus veneam, vix recipi potis est quod tu me rogas; nam tu aquam a pumice nunc postulas tmd Stich. 291 : atque oratores mittere ad me donaque ex auro et quadrigas, qui vehar, nam pedibus ire non queo. ergo iam revortar. ad me adiri et supplicari egomet mi aequom censeo. Für die übrigen angeführten Stellen bitte ich die Probe, dass sich nirgend jam- bische metra rein herausstellen, selbst zu machen. Ein einziger Fall bildet eine Ausnahme ; es ist der auf S. 33 sq. behandelte Liedschluss Gas. 709 sq. Hier ist nicht nur Synaphie und Katalexis, auch die metra sind rein und sogar durch Diärese von einander gelöst. Hier ist ein jambisches övötrjiia ii d^oioov, aber eine Singularität wie anderes in der Casina. 2. lonici bei Plautus hat G. Hermann nachgewiesen, zwar nicht als der erste und einzige, aber mit System und Sicherheit. Plautum ianicis a maiare usum esse uti certum ita mirum est, cum quod sciam non inveniatur hoc metrum apud 38 FRIEDBICH LEO, comicos graecos (Elem. 454). Nach dieser Einleitung analysirt er, zum Theil unter starken Textänderungen, vier cantica: Aul. 133 — 160; 415 — 446 Stich. 1 — 10 Amph. 163 — 172. Von diesen scheidet das zweite aus (es ist die in versus Reiziani geschriebene Scene); das erste und dritte wird uns noch beschäftigen. Kein Zweifel kann bestehen in Betreff der Verse Amph. 168 — 172; hier haben wir rein überlieferte, klar und schön gebaute katalektische Tetrameter in fallenden ionici vor uns : noctesque diesque assiduo satis superquest quod facto aut dicto adeost opus, quietus ne sis. ipse dominus dives operis et laboris expers quodcumque homini accidit libere posse retur : aequom esse putat, non reputat laboris quid sit. Der 2. und 3. Vers sind xatä ybitgov gebaut; sonst gibt es keine Diäresen. Die zweiten Hälften, durchweg anaklastische Dimeter -^u — u -^\r^ haben nur reine Senkungen ; sie haben auch keine Auflösungen ausser v. 169, wo Zweifel erlaubt sind (überliefert adest: dies die einzige Aenderung, ausser qnod für quo in dem- selben Verse). Die ersten Hälften sind rein im ersten und letzten Verse, Kj, mit falschem ingratis wie es die Handschriften geben), ho^iio publkOus accipiar (hyperkatalektischer Dimeter ^id est quibus una ahundat syllaba^ d.h. mit Elision des s: — viu uo_e.ou— (vgl. Plaut. Forsch. 232'), wobei freilich gar kein jambischer Rhythmus übrig bleibt, oder nicht schöner — uv> vaSu — uw— ). Das sind misslungene Versuche, die auch uns überlieferten Worte zu messen, genü- gend gekennzeichnet durch ingratis ; weder cola noch metra können für uns mass- gebend sein. Die erste Reihe ist ein trochäischer Octonar. Trochäen kehren wieder zu Anfang von 164; anapästisch liest sich 167 und, nicht ohne Bedenken wegen der Messung von servitus, 166. Als baccheischer Hexameter löst sich aus 164 {portu macht nicht Hiatus), denn die Worte geben keinen anderen Rhythmus und diesen sicher, vorher immodestia trägt das Zeichen des Versschlusses ^). Die übrigen Verse sind jonisch, wohl auch die beiden letzten: — sj — u — u — u — v^ — yj — sj — u yM> \^KJ —' ag Tcotaiiov xakXiQÖov na(f üxd'ag (Anacr. 28); schwerlich ein choriambisch-jonischer Dimeter mit itbyphallicus. Denselben Vers hat in der gewöhnlichen choriam- bischen Form (wie Anacr. 28) Terenz in der Monodie des Aeschinus Ad. 610 sq. zweimal hintereinander'), gefolgt von 3 Choriamben; vorher geht das daktyli- 1) Die Verse Truc. 448 — 152 (die erste Periode einer Monodie der Phronesiom) lassen sich jonisch messen, wie Palmer zu Amph. S. 143 bemerkt. Dasselbe gilt von vielen Versgruppen, die nach der häufigsten Analogie anapästisch gelesen werden ; darauf einzugehen verlohnt nur wo sichere Kriterien vorhanden sind. 2) Rhein. Mus. 40, 198. 8) Auch hier in membra metu debiUa sunt anitnus timore syllaba anceps am SchlosBe de« 2. metron. 46 FRIEDRICH LEO, sehe Kolon discrucior animi —^aj — kju— und vielleicht ein Reizianus, es folgt 3 mal das Kolon —kj (oben S. 21), dann Trochäen. Femer: wie Men. 110 der choriambische Vers einer kretischen Periode voransteht, so ist er (wie Men. 114 der daktylische) zwischen cretici, welche die Monodie des Argyrippus Asin. 127 — 137 ausmachen, eingesprengt v. 133: perlecebrae permities adulescentum ext- tium-, hier ist durch das 3. Metron der jonische Charakter des Verses deutlich gekennzeichnet : —yju — — uu— uu —uu — ^). In allen diesen Fällen haben wir die jonischen Verse in enger Verbindung mit kretischen Liedern oder Versgruppen gefunden und erinnern uns dabei der Verwandtschaft zwischen jonischem und kretischem rprf^rog, die sich in Pseudolus und Persa herausgestellt hat. Dies führt hinüber zur Scene der Casina 621 — 712 (III B), die mit einer aus 8 Tetrametem, deren letzter trochäisch ausgeht, bestehenden kretischen Monodie der Pardalisca beginnt. Diesen 8 Versen schliesst sich ein neunter in dem aus Menaechmi Asinaria Adelphi bekannten choriam- bischen Masse an, und darauf unmittelbar folgt als Anfang eines grossen Duetts eine Gruppe jonischer Verse. Das Duett besteht aus 2 Abschnitten. Der zweite (647—712) ist im wesentlichen baccheisch, mit dem colon Reizianum (S. 16) unter- mischt; er zerfällt in 3 Theile, deren erster durch 2 anapästische (660. 661), der zweite wie der dritte durch trochäische Verse (677 — 681; 706—708) abgeschlos- sen werden; das Ganze schliesst das jambische System 709 — 712 (S. 33). Der erste Abschnitt zerfällt in 2 Theile: 629 — 640 jonisch mit daktylischen cola, durch 2 jambische Verse beschlossen; 641 — 646 wieder 3 kretische Tetrameter, dann 1 dactylischer, 1 jonischer, 1 anapästischer Vers, also dieser zweite Theil auf die Monodie zurückgreifend. Auf den ersten Abschnitt des Duetts muss ich etwas näher eingehen, ob- wohl das Nöthige in meiner adnotatio gesagt ist. Die Monodie schliesst eripüe isti gladium quae suist impos animi — uu— — uu— — u — ou— Doch kann suist pyrrhichisch gefasst werden und das 3. metron auch die choriambische Form erhalten^). Es ist offenbar derselbe Vers wie Men. 110 wo er am Anfang, wie Asin. 133 wo er in der Mitte einer Gruppe von cretici steht. Nun greift Lysi- damus ein: Nam quid est quod haec huc timida atque exanimata exsiluit foras? 630 Pardalisca. Perii, unde meae usurpant aures sonitum? Respice modo ad me. ere mi. Quid tibist? quid timida es? Perii. Quid, periisti? Perii et tu periisti. A perii? quid ita? Vae tibi. Immo, vae tibi sit. Ne cadam, amabo, tene me. Quidquid est, eloquere mihi cito. Contine pectus, 636 face ventum, amabo, pallio. Timeo hoc negoti quid siet, nisi haec meraclo se uspiam percussit flore Liberi. 1) Weder ithyphallicus nach dem 2. metron noch Anapäste sind wahrscheinlich. 2) Dass im Auslaut von impos die Doppelconsonanz noch wirksam ist muss als wahrschein- lich gelten. DIE PLAUrmiSCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 47 (630 eocsilivit A statt exiluit foras\ 631 sonufn Ä; 632 o fehlt in P; 633 tibi statt ita P; 634 immo istuc tibi sit P; 635 loquere Ä). Dass die Verse troehäisch an- fangen hat dazu verleitet sie troehäisch durchzumessen; aber es sind keine Tro- chäen, der vermeintliche Ausgang — u — u — u erscheint nirgend mit auch nur einer reinen Senkung; das ist bei stichischer Verwendung eines seltnen Versge- bildes undenkbar. Die metra von 629 — 635 sind folgende: VA-> — — y^KJ — — u — uu — — yj — KJ uu — — \ju K^u — u — 630 KJ U UU UU — — yjyj VJUUU VA-/ U-iiZ. \JU UU ^ VA-» UU — .VA-» UU — KJU "ZT U U K.^J VAy — \J y^AJUUUU KAJ — 635 Es sind sämmtlich fallende ionici, verbunden in v. 632 und 633 mit dem dakty- lischen Colon —uu — uu— , mit dem Terenz sein canticum beginnt (dicrucior animi). Der Vers den Lysidamus allein spricht, ehe er Pardalisca anruft (630), ist ein katalektischer Pentameter, die Form der Katalexis — u — beweist den auch sonst unzweideutigen fallenden Rhythmus. 631 und 634 sind akatalektische Tetra- meter; auffallend ist im 3. metron von 631 die Anaklasis ohne reine Senkung (die Stellung usurpant meae würde den Anstoss heben, das metron hätte dann die Form u — , wie auch das 3. metron in 632 gelesen werden kann); aber doch theoretisch nicht bedenklicher als ebensolche trochäische und jambische metra. v. 632. 633 haben jeder vor dem daktylischen colon 3 jonische metra, 632 reine ^), nur mit einer Auflösung, 633 choriambische. Endlich 635 schliesst die Gruppe durch seine katalektische Form. Es ist ein einfacher Sotadeus, das zweite metron ganz aufgelöst wie in Ttöda yövv xort5Ai^ (Luk. Trag. 121) das erste; es ist gewiss kein Zufall, dass diese Häufung von Kürzen auf die Worte eloquere mihi cito trifft ; ich erinnere nur an den wegen derselben Häufung vielbezweifelten Vers des Piaton (schol. Eur. Hec. 838) oiros rig sl] kdya rax^ö^ rC öiy&s ; ovk igetg ; oder den Sotadeus des Kinesias (Wilamowitz Isyllos 155) Ar. Av. 1395 rbv akddgoiiov akdiisvog ai£ ivd^mv nvoal6i ßaiip/ vjuuuuu uuvaa-\> — u — u . Im 3. metron ist contine daktylisch, nach vielen Analogien (Plaut. Forsch. 293). Die unmittelbar anschliessenden jambischen Verse zeigen wie sehr sich Plautus der Verwandtschaft des jonischen und jambischen Masses bewusst ist. Auf das Duett des Lysidamus mit Pardalisca folgt Gas. III 6 eine neue Gesangscene , der ein anapästischer Vers des Lysidamus vorauf geht ; diesen kann man beliebig zu dem folgenden System ziehen, mit dem Olympio und der Koch beginnen. Es hat bis zur Katalexis 21 metra; in den vorletzten Dimeter 1) Dabei sind me {med) und o {6h A) als Längen angesetzt, was für o vor Vocal nicht unbedenklich ist; fasst man o als Kürze, also ad ml ö ere, so entsteht die Messung —uuu^ »vAAA^, mit Hiat nach modOf wie er auch Asin. 818 und Rud. 1069 Überliefert ist 48 FRIEDRICH LEO, greift Lysidamus ein, von hier an schweigt der Koch und es geht im Daett weiter. Die anapästische Partie wird durch 3 Octonare abgeschlossen. Es folgt die zweite Periode des Liedes, in ''der Kolometrie des Ambrosianas (mit der die Falatini, in denen jetzt die kleinen Verse mit den grösseren verbunden sind, yielleicht ursprünglich übereinstimmten) : Dabo tibi [idya xaxövy ut ego opinor, nisi resistis. ^ Zsv, 730 potin a me abeas, nisi me vis vomere hodie? Mane. Quid est? quis hie est homo? Ems sum. Quis erus? Cuius tu servo's. Servos ego? Atque mens. 735 Non sum ego liber? memento, memento. Mane atque asta. Omitte. Servos sum tuos. Optumest. Opsecro te, Olympisce mi, mi pater, mi patrone. Em, sapis sane. 740 Tuos sum equidem. Quid mi opust servo tam nequam? Quid nunc? quam mox recreas me? Cena modo si sit cocta. (738 fehlt te in P, 739 mi vor pater in A; 742 servo opus est P). Die Verse 734 — ^739 lesen sich leicht: ein trochäischer (oder auch jambischer) Dimeter, anapästischer Dimeter mit Reizianum, dies Kolon wiederholt ; dann 3 baccheische Tetrameter. Am Schluss stehen 3 paroemiaci; 742 könnte (mit mihi) auch aka- talektisch sein; das letzte Kolon ist eingerückt , vielleicht um es (mit mod^ als jambisch zu bezeichnen. Es bleiben die kurzen cola 728 — 733 und 740. 741, mit deren Aussonderung der Urheber der Kolometrie natürlich eine Absicht verbunden hat. 732. 733 und 740. 741 passen auf das Schema uu vaaa-»— , und doch wohl nur auf dieses. Nun kann man dabo — resistis kretisch-trochäisch und & Zsv — hodie anapästisch messen (jambische cola sind durch nichts indi- cirt) ; aber wenigstens der Absicht und Ansicht jenes Metrikers , der freilich in nicht höherem Grade als Heliodor für uns Autorität ist, muss man doch zunächst nachgehn und sehen ob sie haltbar ist. Danach ergibt sich (mit med): KJUU — KJUU KJUU KJUU KJ •»- y^KJ KAJ — und 740. 41 Das bedeutet : creticus, creticus, das Kolon — u — u mit ithyphallicus (wie Fseud. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYBIE. 49 922, oben S. 18); jonischer Dimeter zuerst katalektisch , dann akatalektisch ; 2 jonische akatalektische metra wieder 740. 41 , alle steigend. Diese jonischen metra sind verbunden mit Kretikern, das andre mal mit Baccheen, also in beiden Fällen mit Massen die uns als den Jonikem nahe verwandt wohl bekannt sind. Es folgen 744 — 748 Anapäste und Daktylen; dann die letzte Periode des Duetts, 749 — 758, ganz bestehend aus Beiziani, d.h. jamb. dim. + 6 cola Broi- ziana, dim. + 3 cola, dim. + colon. Dass der Vers mit dem die kleine Monodie der Pardalisca 815 — 821 beginnt ein guter jonischer Tetrameter ist, habe ich zur Stelle angemerkt. Der nächste Vers ist unsicher, vielleicht kretisch mit Kolon (wie zur Stelle bemerkt), viel- leicht 3 jambische metra, nicht als Senar gebaut (sospes Her incipe hoc uti viro tuo), dann ithyphallicus. In beiden folgenden Scenen sind verstümmelte und sonst metrisch zweifelhafte Verse, die ich jetzt beiseit lasse. Nur von v. 935. 936 : Quid nunc? satin lepide aditast vobis manus? Merito. sed concrepuerunt fores. num illa me nunc sequitur? will ich bemerken, dass im ersten als versus Reizianus genommen die Betonung von lepide j im zweiten die Prosodie von illa bedenklich macht. Dagegen sind beide Verse schöne Sotadeen : \j{j uA^. — Kj K.^J-^ Auch 934 sed ubist palliolum tuom ? hie intus reliqui lässt sich hinzunehmen : uu Kju — yAj Kju . Andere Verse dieser Scenen bespreche ich an andrer Stelle. 3. Das Plautus glyconeische Verse angewendet hat^), habe ich Bhein. Mus. 40, 196—201 nachgewiesen und die mir damals bekannten Stellen nach Massgabe der alten Komödie analysirt. Das neue Material und die neuen Ge- sichtspunkte haben an der metrischen Auffassung hier nichts wesentliches geändert; aber der Zusammenhang, in den ich die Dinge bringen muss, nöthigt mich doch auch die erledigten Stücke wieder mit vorzuführen. In dem Duett Bacch. 979—996» (s. oben S. 31. 36) bildet den Kern der Mittelpartie folgende kurze Versgruppe (989 sq.) : ut scias quae hie scripta sient. Nil moror neque scire volo. Tamen ades. Quid opust? Taceas. quod iubeo id facias. Adero. 1) Die Frage nach dem ursprünglichen Zusammenhange von Jamben, Jonikem und Gly- coneen ist im Flusse, vgl. v. Wilamowitz Orestie II 154 und sonst, Weil Bull, de corr. hell. 19, 413 sq., Kaibel Elektra 93, Zielinski Philol. 55, 528. 540, Steurer de Aristophanis carminibus lyricis (Diss. Strassburg 1896) 17. Ich brauche nicht darauf einzugehen, da es sich f&r Plautus nur um Uebernahme ausgeprägter Formen handelt. ▲bhdlgn. d. K. Gm. d. Wiai. n Oöttingen. PhU^hiat. Kl. N. F. Band 1, i, 7 60 FRIEDRICH LEO, Das Versschema ist 3;;^— v>u— va^— . Die letzte Senkung besteht überall, die vor- letzte mit einer Ausnahme ans 2 Kürzen, die erste mit einer Aosnahme aus einer Kürze; die erste Hebung ist einmal aufgelöst. Der letzte Vers erscheint rein dactylisch. Wie geläufig diese Formen des glyconeus der Komödie und der jüngeren Tragödie sind ist bekannt ; ich greife zur Ergänzung der Rhein. Mus. 40, 197 angeführten Komödienbeispiele ein paar euripideische Verse beliebig heraus: Bacch. 116: Bgd^iog sii^ Sv &yjj d'^döovg elg figos eig tigog ivd-a fiivsi Or. 831 : Iph. T. 1130: ttg vööog 1\ tiva SixQva xal xCg iksog {uCifov xatä yäv Hei. 1312: täv &Q3ta6d'6t6av xvxUiov Dazu kommen nun mit im wesentlichen gleicher Technik (polyschematistischer Form und Auflösung) die delphischen Hymnen, wenigstens die jüngeren; denn der des Fhilodamos, der älteste, hat zwar die Auflösung aber nicht die Doppel- kürze vor der schliessenden Senkung ^). Im Hymnus des Aristonoos ^) z. B. y. 37 tQLStiöiv q>avatg BgöfiLog^ 41 äkJC & üccifvaööov yvdktov siÖQÖöoLöL KaötaXiag, im glyconeischen Schlussgebet des zweiten kretischen Hynmus v. 35'): [&XX & Ootßs] ötpts ^£6' xu[6]tov üakkiöog [&6tv xcct Xabv xXsLVÖVf 6vv] rs d'sä x6i(ov 8i6notv KQ7i6C€o\y. Wenn sich bei Euripides lauter zweikürzige Senkungen finden (Bacch. 116 Or. 831), so wird man die Reihe daktylisch nennen; für Flautus liegt es näher anzu- nehmen, dass er —u — ou — uu— und — v-»u— l xvXag rbvAatovg sCnavda y&vov yju— uu—. Bei Plautus finden wir gradezu stichische Verwendung so verbundener Reihen , aber doch so dass die Beweglichkeit der Verbindungen nicht aufgehoben wird. Für die Verbindung des steigenden Kolons w— u— VAJ— mit dem glyconeus führe ich ein paar Stellen an: Eur. Hei. 1302: lidtriQ d's&v iöii^ri &if i)kiema vAnri jcora^iöv te %Bvii iSdtmv ßaQvßgoii&v XB 7iv\£ &Xiov, lo 112: ß'/ & vsTid'aklg & xcckkiötag nQOTtöksviia ditpvag^ et xäv ^oißov d'viidkav öaiQBvg inh vccotg xi^Ttcov ij id'avAtov, tva ÖQÖöoi tiyyovtf [sgai etc. Dergleichen ist leicht zu häufen; statt anderer möge noch die Parodie aus den Fröschen gelten, 1348: xkcoötfjQa jcoiovff Sieag v^u — u — xvsg)atog elg iyogäv u tpi(fov6* &7Co8olyLav ^ die unmittelbar zu dem das Kolon u — u — uu— stichisch verwendenden Liede des Plautus hinüberführen kann. Wie die Anfangsscene des Stichus metrisch verstanden werden muss, habe ich Rhein. Mus. 40, 200 nachgewiesen. Die Kurzverse sind in Ä überliefert, in £ je zwei verbunden. Die ältere Schwester begiimt, die jüngere folgt, in ihre Rede greift die ältere mit einer Frage ein: Credo ego miseram fuisse Penelopam, soror, suo ex animo, quae tam diu vidua viro suo caruit; 5 nam nos eins animum de nostris factis noscimus, quarum viri hinc absunt, quorumque nos negotiis absentum, ita ut aequomst, sollicitae noctes et dies, soror, sumus semper. 66 FRIEDRICH LEO, Nostrum officium 10 nos facere aequomst, neque id magis facimns quam nos monet pietas. sed hie, soror, assidednm: multa volo tecum loqui de re viri, Salvene, amabo? 15 (8 a. ut est aequism P, 14 mea soror P), es folgen noch 4 Verse von der letzten Axt, dann 2 cola Reiziana, 2 paroemiaci als Ueberleitnng zu anapästischen Sy- stemen. Hier finden sich also zunächst stichisch verwendet die versus Broiziani (7 — 9. 14) und deren nur hier erscheinende Abart u— u— v^— u—u— o (S.9) gleich- falls stichisch, 2 anapästische metra (10. 11). Das Lied beginnt mit dem Eolon — u— uu — , es setzt sich fort stichisch (nicht mit Synaphie) in der steigenden Form ^— u — uu — , die Senkungen stets gleich gebildet. Bei 6 kann man schwanken: die Worte ergeben sowohl das Kolon Maecenas atavis (= 1) wie das Reizianum; dieses vorzuziehen veranlasst mich die Bildung der ersten Sen- kung und die gute Ueberleitung zu den folgenden Versen. Ein ähnlicher Zweifel entsteht vor 12. 13: es sind zwei reine cola wie 2 — 5; nur die Prosodie von mdgis (Plaut. Forsch. 270) macht es mir wahrscheinlich , dass 12 mit 10. 11 metrisch identisch ist, und dann tritt 13 in die Analogie von 6. Aber die Mög- lichkeit bleibt ofi^en , dass auch 6. 12. 13 = 2 sq. sind. Wegen der stichischen Verwendung dieses Kolons, wegen der augenscheinlichen Verwandtschaft des Beizianum mit diesen Glyconeen auch bei Plautus, wie im attischen Drama, ist das canticum besonders wichtig. Der adonius vertritt das colon Beizianum Trin. 240: cuppes avarus elegans despoliator 281: patrem tuom si percoles per pietatem und ebenso wie es scheint v. 236. 247, alles in derselben Monodie und der sich anschliessenden Soene. In der grossen mit der Monodie der Leaena beginnenden Gesangscene Cure. I 2 wird die Bolle der Leaena abgeschlossen durch das kurze Duett zwischen ihr und Phädromus 134 — 139: hoc volo scire te: perditus sum miser. At pol ego oppido servata. sed quid est? quid lubet perditum dicere te esse? Quia id quod amo careo. Phaedrome mi, ne plora amabo. tu me curato, ne sitiam, ego tibi quod amas iam huc adducam. Der erste und dritte Vers sind kretisch. Die 3 übrigen vor dem letzten habe ich, wie es der letzte ist, anapästisch bezeichnet, da ich den an zweiter und vierter Stelle erscheinenden äolischen Vers — uu — u— u — u sonst bei Plautus nicht nachweisen konnte. Es ist aber doch nur der verlängerte glyconeus wie Epid. 536, in derselben Form z. B. Anacr. 46 : DIE PLAUrmiSCHEN CANTICA UND DIB HELLENISTISCHE LYBIE. 67 iöXQdyaXcci d^ "Eganös bI- 6lv (laviat, xb Tcal xvdot(iOi, sehr älinlich für den Römer, wenn auch nicht gleichen Ursprungs mit dem alkäi- schen Zehnsilbler natd^ j4ytt(is(ivoviav Xatgsva (Iph. T. 1116). Dass hiermit das richtige getroffen ist, zeigt sowohl der vierte Vers, der ein einfacher dactylischer glyconeus ist, als die Verbindung dieser Verse mit kretischen. Die Periode hat also folgende metra: \j u u u — IJVJ \j u \j u vj u — S,AJ K^KJ UU IjVj \j dann der anapästische Vers, mit dem Leaena abgeht. Die Schlussscene des Pseudolus, ein Duett zwischen dem Sklaven und sei- nem Herrn, zerfallt in zwei grosse Abschnitte und einen kleinen zum Schluss. Der erste (1285 — 1314) besteht aus Kretikem mit zugehörigen und einigen jam- bischen cola ; seine erste Periode , in der Simo und Pseudolus sich begegnen, wird durch einen anapästischen Septenar (1296) abgeschlossen, die zweite, in der Pseudolus mit der Frechheit des Sieges glänzt, durch einen trochäischen Septenar mit kretischem Tetrameter. Der zweite Abschnitt (1315 — 1328) ist anapästisch, er enthält die Bitten Simos und das Zugeständniss des Sklaven. Dann folgt der Abgesang der Scene und des Stückes: zuerst 8 Baccheen, dann 6 Ejretiker mit einem glyconeischen Kolon (1330): Te sequor. quin vocas spectatores simul? Hercle me isti hau solent vocare, neque ergo ego istos. und genau dieselbe Gruppe wiederholt: verum si voltis adplaudere atque adprobare hunc gregem et fabulam, in crastinum vos vocabo. Das erste mal ist syllaba anceps nach dem 4. creticus, das zweite mal sind alle 6 verbunden. Das äolische Kolon ist dieses: ^ — uu — u diSvKS (ihv i ösJUhnxj es wird aber wohl für Plautus einfach mit dem enoplios zu identificiren sein, der dieselbe Form hat z. B. Eur. Her. 354 slx^ 'A(iq>LrQ'6afvog Iviv (Wilamowitz n' 83). Die charakteristische Verbindung mit Kretikem tritt uns auch hier entgegen. £ud. 229 beginnt das durch zwei Monodien eingeleitete Duett der Palaestra und Ampelisca mit folgenden Versen, um gleich danach gleichfalls in Kretiker fiberzugehn, die dann bis auf die Schlusskola herrschend bleiben: Quoianam vox mihi prope hie sonat? Pertimui, quis hie loquitur prope? Spes bona, obsecro, subventa mihi, exime ex hoc miseram metu. Abkdlffn. d. K. Om. d. Win. ni 0«ttiBg«B. PhU.-liirt. Kl. N. F. Band 1, t. 8 68 FBIEDBICH LEO, Es sind 3 gleich lange Verse und ein kürzerer als Abschluss. 'TrochSische Pen- tapodien' sind ein metrisches Unding. Der fallende Rbythnms ist nnzweifelhaft; dass es nicht Dactylen sind, zeigt die Bildung der Senkungen. Vielleicht sind auch dies äolische Reihen, diesesmal durchgehend mit der Kürze vor der letzten Hebung. Der erste Vers würde mit der Wortstellung mihi vox nicht seinen Rhythmus, aber sein Metrum deutlicher zeigen; wie er überliefert ist fehlt ihm der Dactylus. Der Vers erscheint z.B. Eur. Bacch. 866 zwischen 2 Glyconeen: qCtcxovö* as veßgbs xXosgatg ifAXai^ovöa XBCfiaxog ijdovatg 4jfvC7i av g)oßsQäv gyvytj Auch bei Plautus schliesst (mit ex als Kürze) ein glyconeus: U t^JU KJ KJKJ KJ K.KJ UM, KJ KJKJ \J M. \^\J \JU — yj — Die plautinischen Glyconeen lehren uns, dass man von dactylischen Versen bei Plautus nur dann sprechen darf, wenn eine Reihe von cola reine Dactylen aufweist, wie Gas. 747: sed lepide nitideque volo, nil moror barbarico bliteo. stasne etiam? i sis, ego hie habeo. numquid est ceterum quod morae sit? wo der letzte Vers Anlass zu Zweifel gibt (morae); der kretische Vers numquid est ceterum quod morde siet (siet wahrscheinlich Ä) verbände sich gut mit jenen. Man darf wohl fragen, ob nach Plautus' Absicht diese dactylischen cola von den Glyconeen, denen auch rein dactylische beigemischt sind, verschieden sein sollen. Es folgt auf diese Verse, als Schluss des Duetts, eine Versgruppe die sich als den Glyconeen verwandt ohne weiteres ausweist : 3 versus Reiziani so vertheilt, dass zwischen dem ersten und zweiten 5, zwischen dem zweiten und dritten 2 Reizische cola stichisch beieinander stehn (S.49). Aehnliche Erwägungen stellen sich ein, wenn man Cure. 122 auf Ejretiker mit ithyphallicus zwei dactylische Tripodien folgen sieht: Salve. Egon salva sim, quae siti sicca sum? At iam bibes. Diu fit. Em tibi anus lepida. Salve, oculissime homo, oder vorher 103 dasselbe dactylische Kolon auf Eietiker; vgl. Men. 114. Im ganzen hat Plautus nicht häufig genug reine Dactylen angewendet, dass eine sichere Bestimmung dieser Grenzlinie möglich wäre. Hier ist der Ort, einige Bemerkungen über das colon Reizianum anzu- knüpfen. Dass dieses nichts ist als ein äolisches colon (xdiripag, 6 vovg di 6ov \ DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 59 naQÜv ijcodruiBt) ^) , das aber auch in dorischen ^ jonischen ^ jambischen ^) doch* mischen^) Liedern vorkommt, habe ich Khein. Mus. 40, 185 — 195 nachgewiesen. Es ist, wie Bergk (Kl. Sehr. U 395. 402) erkannt hat, eine zum Urbestande gehörige Form; die Senkungen, die ursprünglich frei waren, haben in der Metrik der Stämme verschiedne Ausbildung gefunden. Flautus bildet das Kolon mit völliger Freiheit der Senkungen, wie seine Jamben: ^ — ^ — ji^, und zugleich mit der sonst nur seinen Anapästen eignen Silbenvertheilung : quia fumus molestust wie ixa^B Sh vLxriv, Doch scheint es dass er zwei Bildungsweisen gesondert und in deren Anwendung wenigstens einen negativen Unterschied gemacht hat; denn die charakteristisch anapästische Bildung der zweiten Senkung ist in der B.egel in den cola nicht zugelassen, die er baccheischen Versen beigemischt hat^). Er verwendet dsts Kolon so häufig wie das griechische Drama, zum Theil in den- selben Verbindungen. Die bekannteste von diesen ist der sogenannte versus Reizianus, in dem das Duett Aul. 415 — 446 geschrieben ist, unter Anwendung aller erdenklichen Formen des Kolons; ausserdem erscheint der Vers einigemal in kleineren Gruppen, wie am Anfang und Ende des Stichus je 3; und öfter einzeln, in Gesellschaft meist von Anapästen, auch von Jamben, Kretikern oder Baccheen : inmitten von Perikopen vor Anapästen nach Kretikern Most. 330, nach Anapästen Most. 877 (? vor cret.) 892 (unmittelbar vor und nachher andere B.ei- ziana) Fseud. 589 (vor troch.) 1254 (bacch. und anap., dann Beiziana und iamb.) Rud. 189; nach Jamben vor Baccheen Gas. 826, nach Baccheen vor Jamben Poen. 238, unter Baccheen Bacch. 1124'), nach Kretikern vor Jamben Trin. 285. Zwei- mal beginnt der Vers ein canticum : Most. 858 Rud. 185 (hier ist vielleicht der verstümmelte zweite Vers gleichfalls ein Reizianus), beidemal als Einleitung von Anapästen; dreimal beschliesst er ein canticum: Aul. 160 Most. 347 Truc. 129 (in beiden letzten Fällen vielleicht auch der vorletzte Vers ein Reizianus, über den ersten s. u.), deren erstes vor den Reiziani (155 sq.) anapästisch, das zweite kre- tisch, das dritte in seinem letzten Abschnitt kretisch-anapästisch ist"). Perioden schliesst er Trin. 254 (nach kretischen, trochäischen, jambischen Verseng) Men. 1) Vgl. y. Wilamowitz Isyllos p. 143 Hippel, p. 211. Auch in der Parodie Ar. Ran. 1861. 2) YolksthOmlich (^X^ j{Zde xsXiddiv) wie bei Epicharm (zu erschliessen aus Theokrits Epi- gramm: Bheio. Mus. 40, 198). 8) y. Wilamowitz Her. II 146, ygl. Bacch. 686. Scheinbare Ran. 888 Ay. 1898 (y. Wilamo- witz Isyllos 187. 166). 4) Tragödie z. B. Tro. 1086 (y. Wilamowitz comm. metr. I 24) Iph. T. 896. 426 Or. 994. Komödie Rhein. Mus. a. 0., y. Wilamowitz Arist. u. Ath. 863. 6) y. Wilamowitz Her. I 146 II 219; ygl. Orestie 11 169. 6) Rhein. Mus. 40, 190; unten S. 60 A. 6. 7) Bacch. 988^ zwischen Jamben und Glyconeen quid me tibi adesse optis est ? valo ut quod iübto faciaa durch Interpolation entstanden ; iubeho {B) ist noch weniger möglich. Ueber Most. 899 oben S. 14. 8) So schliesst Soph. Ai. 427 eine dochmisch-jambische Strophe ^EXkavCdo^^ xk v^ d* ätifiog &de n(f6%H(uti (y. Wilamowitz Her. II 219). Ueber Gas. 986 sq. oben S. 49. 9) y. 261—268 ist yielleicht ein trochäisches System yon 10 metra. Ueber y. 286 a. a. oben S. 66. 8* 60 FBIEDBICH LBO, 865 (Anapaste, oben S. 29) und vielleicht Tmc. 462, wo es möglicli ist auf ana- pästische Verse (8 metra ohne Katalexis) einen Reizianns folgen zu lassen. Ne- ben diesem versus Reizianus, und zwar in seiner unmittelbaren Nähe, hat Flau- tns nicht selten den trochäischen Dimeter vor dem Kolon (s. u. Anm. 3) und an einer Stelle, in der stichischen Folge Stich. 10 — 14, den oben besprochnen Vers spero quidem et volo, sed hoc soror crudor. Das Kolon gefolgt von einem jambischen Dimeter, also in umgekehrter Folge die Elemente des versus Reizianus^) leiten die Monodie der Astaphium Truc. 209 ein (danach 2 bacch. Tetr., jambische Langverse). Als Abschluss von Liedern und Abschnitten dient das Kolon häufig, häufiger als der Vers: Amph. 653 Bacch. 670. 996*. 1140» Capt. 790 Gas. 162. 873. 936 Poen. 1191*. 1200 Pseud. 935, vielleicht Pseud. 603 Stich. 330 Rud. 289, vgl. Men. 981 Rud. 218 ; verdoppelt Gas. 162. Es verbindet sich mit jambischen^, trochäischen'), kreti- schen^) cola und Versen, häufiger mit anapästischen ^) , am häufigsten mit bac- cheischen®). Unter diesen Bildungen wird besonders der baccheische Dimeter mit dem Reizianum wie ein eigner Vers behandelt. Häufig, wie in griechischen Liedern, erscheint das Kolon verdoppelt: als Abschluss einer kretisch-trochäischen Partie Bacch. 661, einer anapästischen Poen. 1191% des Liedes Gas. 162, zwischen baccheischen Tetrametem Men. 760^) Most. 874, zwischen Anapästen Pers. 849, zwischen einem anapästischen und einem kretischen Verse Gapt. 216, abwechselnd mit anapästischen und einem Senar Gas. 175. 177. 179, zwischen jambischen cola 1) Vgl. Bud. 268 sq. 2) Bud. 286 faUcTf ego huius fani sacerdos dueo (vorher jamb. Octonar n. katal. Dim.) Cas. 848 corpuBculum malcieuluin mea uxorcula, guae res? (folgen die beiden cola in umgekehrter Ordnung); Bacch. 996» (oben S. 86) Men. 981 (nach jamb. Sept.). 8) Troch&ischer katal. Dimeter mit Beizianum, dem versus R zunächststehend und meist mit ihm verbunden: Gas. 892 (vgl. zur Stelle) 984—986 Most. 846. 893; vgl. Bacch. 661 Gas. 169 Pseud. 988». Eur. Hipp. 681 schliesst die ftolische Strophe olov tb tag 'AtpQodC^tag tfieiv i% z8q&9 '^mg 6 Jibg naig, 4) Nach kretischem Tetrameter Pseud. 986», nach Dimeter mit ^ u — u — Gas. 873 , Tgl. Bud. 268. 6) Nach anap. Dimeter (analog dem versus Beizianus) Bacch. 670 Poen. 1199. 1200 Pseud. 931, Tgl. Truc. 460 (nach 2, eigentlich dochmischen, Dimetem als Liedschluss Ion. 606 sq.); nach paroemiacus Epid. 182 Bud. 218 ygl. Truc. 128 (Tgl. nach 2 iv^Xun Ion 191); nach Monometer Most 828 vgl. Stich. 8; das Doppelkolon sehr häufig unter Anapästen. Nach daktyl. Tetrameter Gas. 887? vgl. Iph. A. 1881. 6) Nach bacch. Tetrameter Amph. 689. 646. (647) 660. 668 (zwischen Hexameter und Tetram. 641) Bacch. 1120; mit Trimeter verbunden Gas. 654. 669 Aul. 169 Poen. 264; mit Dimeter AuL 165 Bacch. 1127. 1128 Gapt. 788. 790 Gas. 649. 668. 662. 665. 678—676. 686. 694—696. 702 (sti- chische Gruppen zumTheil, s. oben S.16sq.) 881. 840, vgl. 884; Gist. 4. 86 Men. 762—768» Most 814. 817. 818. Nach Monometer oder vielmehr nach Pentameter Bacch. 1121. 1189. 1140 Poen. 268 Bud. 287—289. Nach katal. Tetrameter Gas. 868 Men. 682 , nach katal. Dimeter Gas. 668. 691. 708. 884 (oben S. 16); vgl. Most 890. Einige dieser Verse ohne Diärese Tor dem Kolon; doch sind nicht alle Messungen sicher. 7) Vgl Plaut. Forsch. 26a DIE PLAUrmiSCHEN CANTICA XJHD DIE HELLENISTISCHE LTBIE. 61 Cas. 844. 845; nach einem versus Beizianus Fseud. 1256, nach der Spielart die- ses Verses Stich. 15, zwischen anderen mit dem Kolon gebildeten Formen Most. 891. Einige Abschnitte von Liedern werden von dem Kolon und seinen ver- schiednen Verbindungen förmlich beherrscht; so die zuletzt berührten Verse Most. 890 — 894 (katal. bacch. Dim. , 3 cola ß. , versus ß., troch. Dira. + col. R.) ; über den Schluss der Liedscene Cas. lU 6 oben S.49. 58: hier ist das Kolon gradezu stichisch angewendet; Aul. 155 — 160: sed his legibus, si quam dare vis ducam: quae cras veniat, perendie foras feratur [soror]; his legibus [quam] dare vis? cedo: nuptias adoma. Cum maxuma possum tibi, frater, dare dote; sed est grandior natu: media est mulieris aetas. eam si iubes, frater, tibi me poscere, poscam. Hier sind 4 versus Reiziani, aber der erste und fünfte Vers beginnen baccheisch: 80 wird das baccheische Mass, aus dem der erste Abschnitt des Liedes besteht, wieder angeschlagen , wie auch im zweiten Abschnitt durch die beiden Verse 147. 148. 4. Die Analyse lehrt uns viel, aber sie löst nicht das Problem. Wir können so gut wie alle einzelnen plautinischen Versformen auf ihre griechischen Origi- nale zurückführen und doch gibt ihre Gesammtheit ein anderes Bild als irgend ein uns bekanntes Gebiet der griechischen Verskunst zu irgend einer Zeit, ein anderes auch als die astrophische Lyrik des späteren griechischen Dramas, das Grenfellsche Lied eingeschlossen. Wo liegt der charakteristische Unterschied? Er springt in die Augen, wenn wir die ganze Masse mit der griechischen ver- gleichen. Die meisten cantica hat Flautus im kretischen oder baccheischen Tetra- meter gedichtet. Päonische Tetrameter gibt es in der Komödie, auch in stichischer Verwendung; Verse in der jüngeren Tragödie, aber keine stichischen Tetrameter. Baccheische Verse gibt es in der dramatischen Lyrik; nirgends stichische Tetrameter. Da liegt der Unterschied. Er erstreckt sich gleichermassen über alle Versarten : ^n/ die Elemente des versus Reizianus treten gelegentlich im griechischen Drama zu- / ^ sammen, stichisch erscheint der Vers nur bei Plautus; der kretische Dimeter mit Kolon und andere combinirte Verse desgleichen. Die jambischen trochäischen anapästischen Dimeter und akatalektischen Tetrameter erscheinen als Elemente und Gruppen der langen Verse in Komödie und Tragödie, stichisch bei Plautus. Der Unterschied liegt in Form und Stoff: in der Bildung eigner Versarten aus vorhandnen Elementen zu stichischer Verwendung und in der häufigen Ver- wendung theils dieser Bildungen theils vorhandner aber selten vorkommender Versformen. Die Erkenntniss, die sich hier aufschliesst, ist entscheidend für die Bear- 62 FBIEDRICH LEO, theilung der plautinischen Kunstübung. Wer überhaupt die Dinge bedenkt und ihren Zusammenhang sich anschaulich zu machen sucht, musste immer wieder sich die Frage vorlegen, ob Naevius und Plautus in der Ausbildung ihrer lyri- schen Masse einer metrischen Theorie gefolgt sind oder ob sie als Ausläufer, als ein letztes Glied in der lebendigen Bewegung der griechischen Verskunst stan- den. Denn dass sie nicht als Barbaren zutappten, um nur so die Fülle der For- men aus den Falten des Palliums zu schütteln, dass die plautinische Kunst auf Principien beruht, die in allen seinen Stücken gleichmässig hervortreten, dass wir es mit einer Weiterbildung , nicht mit einfacher Uebertragung zu thun. ha- ben, mit einer Weiterbildung, die das Granze umfasst, nicht das Einzelne Schritt für Schritt ergreift, das alles lehrte der Augenschein. Die innere Wahrschein- lichkeit spricht dafür , dass ein System von solcher Freiheit der Behandlung nicht aus schulmässiger Aneignung fremden Stoffes , sondern aus lebendigem NachschafiPen organisch und im Zusammenhang wirkender Formen hervorgegan- gen ist^). Auch der Vorgang des Livius, der die Dialogverse (für diese liegt die Sache klar) ohne jede Rücksicht auf metrische Lehre frei umgebildet hat, musste in dieselbe Richtung weisen. Dagegen haben mich oft scheinbare Spuren metrischer Theorie beunruhigt und zweifelhaft gemacht, um so mehr als diese auf die varronische, nicht auf die alexandrinische Metrik wiesen *). Jetzt glaube ich für das früher Vermuthete den Beweis führen zu können : grade der charak- teristische Unterschied der plautinischen von der griechischen Kunst beweist dass die plautinische in engem Zusammenhang mit der griechischen Kunstübung steht. Um die plautinische hier an ihrer Stelle einzuordnen, muss ich weiter ausholen. Die Geschichte der griechischen Verskunst*) verläuft in der Durchbildung vorhandner Elemente zu Versen und der Weiterbildung vorhandner Versformen zu neuen Vers- und Compositionsformen ; ihre Etappen sind dadurch bezeichnet, dass bestimmte Formen stichisch oder strophisch für bestimmte Grattungen fest- gelegt werden. Die Elemente stammen aus der griechischen Urzeit, aber sie haben bei den einzelnen Stämmen in Cult- und Volkslied eigene Formen ange- nommen bevor sie kunstmässig ausgestaltet wurden; dies letzte zum Theil in historisch heller Zeit, zum Theil so frühe für uns, dass man an dem Ursprung einzelner Formen zweifeln kann oder dass die Eigenschaften einer alten Vers- form die Theilnahme eines andern Stammes an der Fixirung des Gebildes be- weisen; wie früh der Austausch der Formen begonnen und der eine Stamm aus der Kunst des anderen seinen Formenbestand bereichert hat, lehrt vor allen Alk- 1) Rhein. Mus. 40, 165, Herrn. 24, 294. 2) Ich meine vor allem die Bildung des trochäischen Septenars und scheinbar ungriechischer Clausein. 8) Was ich in diesem Absatz vorausschicke kann ich des Zusammenhanges wegen, auch mit anderen Erörterungen als der gleich folgenden, nicht zurückhalten. Es ist Altes und Neues, aber auch was davon mir gehört nur entwickelt aus Gedanken die von Wilamowitz herrühren. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 63 man, in dessen Metrik jonische, äolisclie und dorische Bildungen vereinigt sind. Der epische Hexameter^) ist äolischen Ursprungs, denn er löst die Hebungen nicht auf; die Jonier haben ihn ausgestaltet, denn mit der Contraction der Sen- kung ist das silbenzählende Frincip aufgegeben. Er hatte ursprünglich die 'Bstsis' *) , war also ursprünglich ein gesungener Vers ; als er zum Recitations- verse geworden war, wurde sein Bau durch die Cäsur gegliedert, und nun hatte er r^v iavrov fpvöiv. Die Elegie fand den so gestalteten Vers vor und verband mit ihm ein gleichfalls äolisches Doppelkolon, das in der ersten Hälfte wie der Hexameter, in der zweiten seinem Ursprung entsprechend silbenzählend behan- delt wurde; eine relativ junge strophische Neubildung, der andere vorauflagen (den Beweis gibt Alkman), wie ihr die Fülle der anderen folgte. Das erste greifbare Beispiel einer neuen metrischen Kunstform, die dadurch hervorgebracht worden ist dass ein Dichter eine im Liede vorhandene Form stichisch machte und zu einer recitirenden Gattung verwandte, ist der Trimeter. Urformen des jambischen Cultliedes liegen vor in den Mystenliedern der Frösche und im Phal- losliede der Acharner: dort besteht das Lied auf Demeter (384) aus 2mal 10 jambischen metra mit Eatalexis, das auf lakchos (397) aus jambischen Strophen von 2 katalektischen Trimetem, einem katalektischen Pentameter, einem akata- lektischen Trimeter (Schema aabc)^ das folgende amöbäische Spottlied (416) aus Strophen von 2 katalektischen Dimetern und einem akatalektischen Trimeter (Schema aah)] im Fhallosliede (Ach. 263) folgt auf ein jambisches iiaxQÖv mit Katalexis (das nur die Anrufung des Gottes enthält) ein zweites von 24 metra ohne Katalexis, dem sich drei Trimeter anschliessen , und zwar mit Versschluss nach dem zweiten; so dass es nicht etwa angeht, die Trimeter mit dem System zur Einheit zu verbinden. Das Fehlen der Katalexis drückt diesem Liede den Stempel der Alterthümlichkeit auf; denn attisch ist das nicht. Wohl aber findet sich dieselbe Form bei Alkman frg. 24: oifx Big iviiQ ayQoi^xog oid} öxatbg oid^ jcagä 6og)Ot6LV ovdl &€66aXbg yivog oid"* ^EQVöixcctog oid^ ^rotfi^, &kXä Uagdiav kiC äxQäv. Der erste Hexameter ist mit der syllaba anceps zu Ende, der zweite Vers hatte vielleicht dieselbe Ausdehnung. So hat Alkman auch (wie Anakreon) den aka- talektischen trochäischen Tetrameter, im Partheneion und frg. 68, Alkaios den jambischen (Heph. p. 18 W.). Der Trimeter war vor Archilochos auch littera- risch und bereits in einem recitirenden Gedichte verwendet, im Margites, beige- mischt den Hexametern'). Die stichische Verwendung des Trimeters und des trochäischen Tetrameters ist die That des Archilochos, nicht minder als die Schaffung epodischer Formen. Als recitirendes Mass erhielt der Trimeter, in Anlehnung an den Hexameter , die Cäsur , der einzige griechische Vers ausser 1) ▼. Wilamowitz Hom. Unters. 408. 2) W. Schulze quaest. ep. 874 sq. 8) Usener Altgriech. Versbau 112. 64 FBIEDRICH LEO, dem Hexameter, der mit Cäsur gebaut wird. Ein neues Gebilde stellen die Fest- landsjonier den archilochischen Formen zur Seite, die durch viele metra oder gleiche cola bis zur Katalexis laufenden Verse; vielleicht gab es solche, wie wir sahen, schon in den volksmässigen jambischen Liedern, aber datirbar sind zuerst Anakreons glyconeische 'Systeme* *). Von ähnlicher Art, nur stichisch festgelegte Formen, sind sowohl der trochäische wie der von Epicharm stichisch verwendete anapästische katalektische Tetrameter. Die jonischen Systeme, die es in die Wahl des Dichters stellen, wie lang er die katalektischen Verse werden lassen will, haben die Attiker durchgebildet vor allem für die (dorischen) Anapäste und diese (nicht den Daktylus) zugleich der Form des jonischen lambus und Trochäus unterworfen, deren metra 2 Hebungen haben. Von solcher Art sind die metri- schen Neuschopfungen des attischen Dramas, die wichtigsten ausserdem wohl die Ausbildung des Dochmius und der äolischen Verse, mit freier Stellung der Sen- kungen (dies gewiss nach volksthümlichen Formen) und Auflösung der Hebungen, d. h. keine Neuschöpfungen sondern nur kunstmässige Umbildungen des Vorhand- nen; wie ja die metrische Form des attischen Dramas als Ganzes aus dem Ge- danken entsprungen ist, den jonischen lambus mit der dorischen Lyrik und dem lesbischen und jonischen Liede zu einer Einheit zu verschmelzen. formen werden nicht geschaffen, sondern sie entstehen und wachsen. Der schöpferische Künstler erzeugt sie nicht, sondern bildet das TJeberkommene ver- edelnd um* (TJsener Altgriech. Versbau 111). So gilt es bis ans Ende der grossen attischen Kunst. Es gilt auch, was die metrischen Formen angeht, für den jüngeren Dithyrambus und die spätere Periode des Euripides, sowie für die Folgezeit die unter ihrem Einfluss steht; nur scheint in dieser, der hellenistischen Epoche die Umbildung der Formen zu stocken. Das einzige Beispiel einer aus tragischer Nachwirkung hervorgegangnen Monodie, das Grenfellsche Lied, be- wegt sich ganz in den euripideischen Formen; die Glyconeen der delphischen Hymnen sind die des Dramas. Die Hymnen zeigen auch sonst, wie Isyllos, keine wesentlich neuen metrischen Erscheinungen. Aber doch hat es in den ersten Ge- nerationen der hellenistischen Poesie eine in der gewohnten Richtung weiter lau- fende, die Formen der. Metrik weitergestaltende Bewegung gegeben, die auf den Gebieten der poetischen Kleinkunst Gebilde von ähnlichem Verhältniss zur alten Poesie hervorgebracht hat, wie es die Formen des Plautus der euripideischen Tra- gödie gegenüber aufweisen. Von Hephaestion und, soweit sie auf die ältere Lyrik eingehen, den römi- schen Metrikem wird in der Regel ausser dem 'Erfinder' eines Metrums der Dichter angeführt, der es stichisch gemacht, 5ka ^6(ucxa aus ihm componirt hat. Diese beiden Epochen erscheinen der metrischen Theorie als die wichtigsten in 1) Anakr. frg. 75 besteht nicht aus troch&ischen Oktametern, wie ▼. 3 zeigt. Von Alk- man könnte man hierherziehn die Dactylen frg. 83. 84, die Kretiker frg. 88, nicht frg. 28. 46, Ton Stesichoros frg. 2; aber diese Verse zeigen Beschränkung auf einen bestimmten (wiederkehrenden) kleinen Umfang. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIB HELLENISTISCHE LYRIK. 65 der Geschichte eines Metrums, daneben werden die Verse herausgehoben, die überhaupt einmal stichisch gemacht worden sind , wie das 'AvaxQ66mBiov (Heph. p. 17, 33 W.), der brachykatalektische jonische Tetrameter (Anakreon, p. 39, 14), das jonische itp^rnti^sgig (Timokreon, p. 40, 10), das OsQBTiQfixBiov {iisvgri^a xaivövj p. 33, 5 ; 56, 7), auch wenn sie in der Greschichte der Poesie keine besondere Be- deutung haben. Von der ersten Art ist die Angabe über den Trimeter Mar. Vict. 133, 30 hoc genere versuum primus usus est Uomerus in Margiie suOy nee ta- rnen totutn Carmen ita digestum perfecit (sondern erst Archilochus), vgl. Atil. Fort. 286, 3; die verschiednen Angaben bei Hephaestion über die Isolimng und selb- ständige Verwendung von cola die zuerst bei Archilochos in epodischen und asynartetischen Formen auftreten : 23, 6 r6 tsrQd^svQov Big Si6vkXaßov xaraktix- rvxöv, p TCQßnog (ihv ixg^ieato 'Agxcloxog iv iTCCDÖotg' vetBQov dh xal 'AvaxQicov toika tm ^ixQtp xal Zka ^öfiata öwi^rpcBv ^ 24, 2 'AXx^äv dh xoX ZXag 6tQog)äg roi5rai tä iiivgco ocatBfidtgriöBVf 28, 3 Kgattvog öi iv 'Odv66Bv6c öwBXBt avt^ ^Z(>^ öato {TtQ&Tog d' ^Agxl^oxog^ nämlich reo nagoi^Liaxdi), Im AgvörogxivEtov, das zu- erst bei Aristoxenos dem Selinuntier nachzuweisen ist (p. 26 sq.), hat schon Epicharm SXa ovo ögäyLara geschrieben ; Choeroboscus (^|ijy. p. 73, 5) folgt der Schablone: inBtöii dl örrvBXGig aivp ixQiitfato j ixku^d^ri ^AQv6xo(pävBLOv (vgl. 73, 13). Von den Metrikern der Derivatentheorie wird das di^oigov iitixöv angeführt, aus dem Sappho dicitur Carmen composuisse continuum pentasyllahum (Mar. Vict. 116. 120. 162, Ter. M. 2159). In dieser Anschauung von der Geschichte der Formen spiegelt sich die Geschichte der metrischen Kunst im 3. Jahrhundert; auch dies zu erkennen ge- stattet uns die metrische Tradition. In der alexandrinischen Metrik ^) herrscht die Sitte, die einzelnen Versarten zu benennen nach dem 'Erfinder* oder nach einem Hauptvertreter. Die Erfindung ist oft nichts als die stichische Isolirung oder Umbildung einer Versart aus der Fülle der klassischen Formen, geschehen in der Zeit in der die Grammatiker ihre metrische Theorie ausbauten, durch Dichter die zum Theil bald vergessen waren. Fast alle Versnamen die von hel- lenistischen Dichtern hergenommen sind bedeuten nicht, dass der Dichter das Mass häufig, sondern dass er es stichisch verwendet hat. Den jüngeren Gram- matikern war das nicht anschaulich , da sie die Dichtungen , um die sichs han- delte, meist nicht mehr kannten; daher so falsche Angaben wie etwa im Ab- schnitt des Diomedes über die Versnamen (501, 24) alia ah inventorihuSy ut est Sapphicum Alcaicum, alia ab iis qui frequ&ntes in Ulis fuerunt , ut sunt Aristopha- 1) Es ist eine irrige Behauptung Kiesslings (Horaz^ I 4 A.) und Leicliscnrings (de metris graecis quaest. onomatol. , Greifsw. 1888) , dass die bei Varro und Caesius Bassus erscheinende metrische Theorie mit dieser Nomenclatur verwachsen sei. Ich habe das schon Herrn. 24, 297, auf welche Abhandlung Kiessling sich bezieht, widerlegt und nachgewiesen dass die Metrik des Caesius Bassus von der alexandrinischen (Hephaestion), nicht im System aber in einzelnen Ausführungen und Namen, abhängig ist. Was ich in jener Abhandlung über die beiden Systeme und ihr Ver- hftltniss zu einander (darum handelt es sich) ausgeführt habe, besteht vollkommen zu Recht, mag man nun die Herleitung aus Pergamon zugeben oder nicht. Abhandlgn. d. K. Oes. d. Win. sn G6ttingen. Phil.-hUt. Kl. N. F. Band 1, t. 9 66 FRIEDBICH LEO, nia Archehidia Phalaecia Asdepiadia Glyconia] Angaben die doch heute kaum je- mand in Zweifel zieht, da die Wichtigkeit des Unterschiedes zwischen häufiger und stichischer Verwendung nicht gewürdigt wird. Deutlich tritt der Sachverhalt hervor in Hephaestions Abschnitt über den choriambischen Hexameter, OMxiov genannt, p. 31,20: OcJUxog dl 6 KeQxvgatogj slg av xfig xlstadog, S^aiiixQa öwi^rpuv oXov xotrjiia' rovto 8h xtd iXa^infavexm evQrpcdvai OiXixog Xiy(ov' 9catv(yyQdq>ov tfwd'iöeag xf^g OcXCxov, ygaiifiatLxoi^ d&Qa tpiQC} XQbg vfiäg. ifevderai 8i' ngh yäg ainov £i(iiiucg 6 'P6diog ixQiiij(faft^i/ot; avrc5 xaxax6g(Dg, dann führt er Beispiele des Kallimachos an und begreift offenbar ihn und die Erfinder unter die iv 6w€xblcc ygdtifavxsg xb fiixgov , die es (ausser dem Anlaut) silbenzählend behandelt hätten, während Alkman den Spondeus zulasse. Die Sache erhellt deutlich aus Caes. B. 256 : Ärchebulcus accepit nonien versus non quod Archehulus cum invenerit; nam Stesichorus et Ihycus et Pindarus et Simonides usi sunt eo, sed passim ei xyroiniscue] Archehulus autem quia Carmen ex hoc uno genere composuit^ Archebuleum nominatum est^). Seine That, die ihm die grammatische Unsterblichkeit eingetragen hat, ist die stichische Fixirung des vorhandenen Verses. — Von dem katalektischen Trimeter, der aus einem Antispast und zwei jambischen metra bestehe, sagt Hephaestion (33, 19) nur OaXaCxBiov xakatxai und führt ein Beispiel aus Kratinos an. Caesius Bassus sagt (258, 13): liendecasyllahum Phalaecium ex simUi causa ^ ut plerique, a cultore 1) Mar. Vict. 126,7 wieder angenau wie Hephaestion: non ipso auctore editus, sed ab eo frequenter usurpatus. 9* 68 FBIEDBIGH LEO, suo, non inventore^ nomen aceepit] das ist ungenau^), aber den Sachverhalt macht das Folgende deutlich: nam hie versus apud Sappho frequens est, cuius in V libro complures huius generis et continnati et dispersi leguntur. Freilich nicht ohne weiteres, denn hiemach hat auch Sappho bereits den Vers stichisch angewendet; die Aufklärung gibt Caesius 261, 18 (Ter. M. 284B. 2882): Varro Phalaecion metrutn ionicum trimetrum appellat. Der Vers war ein steigender jonischer Vers und Sappho behandelte ihn als solchen; der scheinbar äolische phaläkische hen- decasyllabus ist die anaklastische Form, daher erschienen die Verse bei Sappho continuati et dispersi (ich kann dies hier nicht verfolgen, auch ist oix iiibg 6 f*t)- ^og). Was Fhalaecus gethan hat ist nichts andres als dass er die anaklastische Form herausgehoben und auf sich gestellt und so als äolischen Liedvers aus- schliesslich stichisch angewendet hat ; mit grossem Erfolge, der namentlich durch die römischen Neoteriker fortgewirkt hat. — Den Namen eines (ausser A. P. X, 124) verschollenen Dichters trägt das rkvx6vaiov. Die Schollen (Choerob. 77, 15) verwechseln Glykon mit Leukon, bei Hephaestion lesen wir nur (33, 9) rö xaXovfisvov rXvxcoveiov airov rXvxmvog svQÖvtog avrrf, was weder er noch ein andrer Metriker geschrieben haben kann (da allen sowohl die Lesbier und Anakreon bekannt waren als der Ueberfluss von Glyconeen im Drama), sondern ov roi) rXvxfovog svQÖvrog airö. Hephaestion führt ein aus 3 Glyconeen beste- hendes Beispiel an ; was Glykon gethan hat ist klar : er hat das Kolon , das einzeln, doppelt und vielfach in den verschiedensten Vers- und Strophenformen erschien, als Vers behandelt und dann natürlich die katalektische Form nicht zugelassen. Glyconeische Lieder im Sinne Glykons hat also für uns erst Seneca wieder gedichtet (Herc. 875 und oft), dann Septimius Serenus (Ter. Maur. 2628 iunctis versibuSj das Beispiel ohne Synaphie, vgl. 2669 sq.); nur einmal kommt da der Pherecrateus vor, im Herc. Oet. 1060, d. h. in dem an Senecas Fragment angedichteten Theile. — Aeschrionion heisst bei Mar. Vict. 105, 12 das aus 2 katalektischen jambischen Dimetern (fjiiLa^ßoc) ') gebildete Metron , dessen sich dann auch Kallimachos bedient (epigr. 37, vgl. 39), wenn nicht hier die ana- kreontischen cola vorliegen (fg. 92, Heph. p. 18) ; KXsoiidxecov bei Hephaestion 36, 1 das akatalektische jonische dimetron a maiore (Mar. Plot. 540, 17, das verdoppelte Atil. Fort. 289, 14)'). Die einzigen nach einem hellenistischen oder allenfalls in die hellenistische Epoche zu ziehenden Dichter benannten Masse, die nachweislich nicht von diesem Dichter zuerst stichisch verwendet worden sind, sind die Asclepiadeen *) , die beide bei Alkaios (und Sappho) stichisch auf- 1) Weiter Mar. Vict. 118, 11 appellatum a Phalaeco qui illo freguenter tMus est, dagegen Diom. 509, 11 a Phalaeco inventum. 2) Meioeke Anal. Alex. 388 sq. 8) Ueber Eleomachos LeichsenriDg de metr. gr. 22 sq., Choeroboscos ^£f{y. p. 80, 5. Das Chaeremonium (frg. Bob. 620, 7 jamb. Pentameter mit überschiessender Silbe, vielmehr Tetrameter mit yj — yj — yj) wird ausdrücklich dem Tragiker zugeschrieben. 4) ab auctore dictum Diom. 508, 5. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 69 treten. Diese Benennung scheint in der That eine Höflichkeit gegen den Er- neuerer der Versart zu sein. Vor allem aber gehört in diese Reihe das Utovidsiov. Sotades hat für seine recitirende Dichtung mit bestimmter Vortragsart den katalektischen Tetra- meter stichisch festgelegt , der ohne Zweifel auch vordem in jonischen Liedern erschien ^). Das Gregenstück ist der Galliambus. Hephaestion selbst (38) belegt den Vers mit Beispielen aus dem Tragiker und dem Komiker Phrynichos ; Kalli- machos hat das Mass stichich in charakteristischer Variation für eine bestimmte Gkittung ausgebildet. Aber es ist nicht nach seinem Namen benannt worden, und auch kein anderes; CaUimachium für den choriambischen Pentameter bei Mar. Plot. 536, 15 ist eine willkürliche Benennung, obwohl sowohl dieser Vers als z.B. der trochäische Pentameter (HepL 21, 1; frg. 115) wohl hätte KaXXc- ftdxsiog genannt werden können. Es ist danach sehr wahrscheinlich, dass die Benennungen von Kallimachos selbst oder seinem Kreise ausgegangen sind; sicher , dass keiner der auf jene Weise verewigten Dichternamen mit Sicherheit der Zeit nach Kallimachos angehört. Analog dem rakhaiißcxöv oder Mrirgmaxöv ist die Benennung IlQidnsiov^ die das häufig, auch stichisch, in der dramatischen Poesie verwendete Mass in Folge seiner Fixirung für einen bestimmten Inhalt erhielt. Diese Fixirung geschah durch Euphronios, der sicher nicht älter als Kallimachos war: Choeroboskos 78, 5: IlQidnecov ö} ixX^id'ri insiSi^ Evg)Q6vtog 6 yQO^auxbg htl tmv IltoXsfiaifov iv ^Ak^avSgBCa lygatl^sv slg IIqücxov xoiitfp r^ liitQO}' xal &67CSQ tb l^vfpaXhxbv ixkr^^ri iTtttiidsiov 8i/ slg vbv di6vv6ov^ ovxtD oud tb IlQvAnBLov. Andere hellenistische Gredichte halten sich an die vorhandenen stichischen Masse: Theokrit hat in Asklepiadeen und dem sapphischen daktylischen Vier- zehnsilbler gedichtet; von Phalaikos gibt es ein Epigramm in katalektischen Trimetern (A. P. XIII 5), die bei Archilochos epodisch, bei Alkman stichisch, im lakchosliede der Frösche (397) und oft in der Tragödie (vgl. Ion 1463. 4) erscheinen. Aber der Trieb neue stichische Formen aufzubringen dauert fort. Aus späterer Zeit ist das Epigramm des Philippos auf Aphrodite in Pentametern anzuführen (A. P. XIII 1), die aber keine elegischen Pentameter sind, sondern daktylische Doppelkola mit Freiheit der Contraction ^). Das Epigramm des Mesomedes A. P. XIV 63 verwendet stichich den Hinkanapäst uv^— uu— uu— u— , ohne katalektische Form (paroemiacus) ; mit der katalektischen der Hymnos auf Nemesis (2+2catal. , 1 + 1 catal., 2 + 2 catal., 2 + 1 catal. , endlich 7 ohne 1) Strabo p. 648. — Diom. 510, 83 Sotadeus vocatur quia Sotades eo plurimum usus est. 2) XaiQs d'scc UatpCri, Es ist merkwürdig , dass die einzige aus Pentametern bestehende Inschrift (Kaibel epigr. 605 IGSI 411) einem Paphier gesetzt ist: TTafpucvbg Ildfptog rf|d' ^6 yfj lUviucL, %taiupd6g, Xtupd^lg xbv ßi6tov atifpavov, nicht anabsichtlich formlose Verse, sondern in gezierten Worten die Grabschrift eines Dichters. Die Inschrift aas der Alvia%7/i bei Aristot. mirab. 183 (p. 48 West.) besteht aus einem Hexameter und 5 Pentametern, sie enthält eine Weihnng an IIcufttpdMca (3 tag fi' iddfjLaaas nd^m TlaoitpaBöea 9'Bd\ die in v. 1 KvQ^qu genannt wird. Hier- nach ist es wohl erlaubt den Ursprung dieser Form in Cultliedern der Aphrodite zu suchen. 70 FKIEDKICH LEO. cataL'. mit Vorwiegen des paroemiacns der Hymnus auf Helios^). £3 ist der- selbe Vers . in dem LuMan Tragodop. 87 sq. und Diophantos im Epigramm an Asklepios'j dichten, entweder alle drei nach einem Vorbilde hadrianischer Zeit oder die beiden letzten cach dem des Mesomedes. Ohne Bedenken darf man in diese Reihe die römischen Xeoteriber hinzunehmen, die frühen aas der cäsari- sehen wie die späten ans der hadrianisehen Zeit : freilich mit Vorbehalt diese, da sie Verse nach metrischer Theorie zuschneiden, jene da die Wahrscheinlichkeit aberwiegt dass sie lebendigen Beispielen nachdichten. Völlig im Charakter der hellenistischen evgr^iurra sind die reinen Trimeter Catolls quis hoc poiest vid^re^ quis potent pati und phaseius iile : eine bei den Griechen nicht selten erscheinende aber absichtslos gebildete Form -'iuev d* ijuivog ov xaraxgotiBTai', der Catall far einige Gredichte besonders raschen jambis«?hen Tones ansschliessliche Geltang and zagleich eine Freiheit gab (poUst pati), die im romischen Verse Liti saripUh ris ab aeto verpönt, wie im griechischen za jeder Zeit erlaubt war. Hier wird man eine eigne Erfindung des Bömers im modern griechischen Stile anzuerkennen haben 'j. Wir haben eine durch die Verskunst der hellenistischen Poesie sich hin- durchziehende Bewegung beobachtet, die nur scheinbar neue Formen erzeugt, in der That vorhandene Versgebilde, oft oder selten in der klassischen Poesie auftretende oder auch nach der Analogie vorhandener leise umgebildete, dadurch dass ganze Lieder oder Gedichte von der erneuerten Versform beherrscht werden mit eigner Lebenskraft ausstattet. Die Dichter die das wagen thun es mit grösserem oder geringerem Kunstverstand, daher mit grosserem oder geringerem Erfolg ; es sind Spielereien darunter wie das OiUxiov und Boi6xiov, Gebilde von productiver Kraft wie das OakaixBiov und raJJuofißixdv, Die Zeit, die den neugeprägten Formen ihre Namen gab. stand den Urhebern zu nahe um die Bedeutung der Gebilde historisch zu würdigen; die ersten alexandrinischen Metriker verewigten die einen wie die andern ; Aristophanes von Byzanz oder wer sonst das metrische System durchgebildet hat behielt die Namen bei, dasselbe that das dem alexandrinischen entgegengesetzte aber auf dieselbe poetische Production begründete System der 'derivata*. An diese Bewegung nun schliesst Plautus . richtiger gesagt schliessen Nae^-ius und Plautus unmittelbar an. Die Zeit der Bühnenthätigkeit des Naevius reicht von 235 — 2«>4 v. Chr.. die des Plautus. mit Spielraum nach oben, von 2<>1— l'i>4: die Jahre, in denen Naevius seine Verskunst ausgebildet hat, sind die 6 auf den ersten punischen Krieg folgenden, die Lehrzeit des Plautus dürfen wir etwa in das erste Jahrzehnt des hannibalischen Krieges legen. Von Naevius 1) Jan mas. Script, gr. 462 sq. Das Epigramm des Mesomedes A. Plan. 323 Terwendet tro- cbäische Dimeter ia ähnlicher Weise. 2) Kaibel Rhein. Mns. 34, 210. Z) Norden de Stilone Cosconio Varrooe p. 13 adn. 2 leitet die catollische Neoerung aas grammatischer Lehre her. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 71 und wahrscheinlich von Piautus kann man sagen dass sie yriQai(p xip KaXltfiäxp iitsßiXovxo^ von Piautus dasselbe mit Bezug auf Apollonios Euphorien Erato- tosthenes ; die Lebensgrenzen des Naevius fallen etwa , um in alexandrinischen Synchronismen fortzufahren, mit denen des Eratosthenes , die des Piautus etwa mit denen des Aristophanes von Byzanz zusammen. Daraus will ich nicht folgern, dass sie von der Gelehrsamkeit dieser Männer berührt wurden (oben S. 7), aber ganz gewiss von den Wellenschlägen des hellenistischen Calturlebens , die in Sicilien und Grossgriechenland nicht niedriger gingen als in Asien und Aegypten. Ich will nicht weiter davon reden dass Piautus sich in griechische Kunst und Dichtung hat versenken müssen um zu erreichen was er erreicht hat^); wer überhaupt denkt wird nicht anders denken. Freilich ist die ganze erste Periode der römischen Dichtung classicistisch ; nur einzelne Komödien (z. B. die Asinaria) rühren wahrscheinlich von Zeitgenossen her ; erst mit Ennius beginnt die stoffliche Einwirkung der modernen griechischen Poesie. Dass aber Piautus in unmittel- barem Zusammenhange mit der poetischen Technik seiner Zeit steht, dafür liefern seine metrischen Formen den directen Beweis. Der Unterschied der plautinischen Monodien und Gesangscenen von der euripideisch-hellenistischen Lyrik liegt, wie wir sahen, in der stichischen Ver- wendung solcher Verse, die griechisch nur einzeln, oft oder selten, auftreten oder erst aus vorhandenen Elementen zu Versen umgeprägt werden mussten. Wir wollen die wichtigsten Formen durchgehen. Die jambischen trochäischen anapästischen Octonare sind als stichisches Mass der griechischen Metrik fremd; sie sind (vor Piautus: Naev. trag. 8. 63) aus den attischen nvCyri entwickelt; dafür genügt es auf Rhein. Mus. 40, 167 f. zu verweisen*). Wir können aber nun sagen, dass der Römer als er seinen Vers bildete genau ebenso verfahren ist wie Boiskos als er den jambischen Octameter (S. 67), Kallimachos als er den trochäischen Pentameter (S. 69), Simmias als er den anapästischen Trimeter bildete (S. 66) ; sie haben jeder ein Stück des jambischen, trochäischen, anapästi- schen Systems herausgegriffen, als Vers isolirt und Ha ^eiiava daraus gedichtet. Als Gegenstück finden wir bei Piautus die Dimeter der gleichen metra auch, wie er sie i^ öfioicav und als Clausel setzt, stichisch verwendet'), in Analogie zu • Glykons glykoneischen Liedern (S. 68) ; ähnliches gilt von einer Anzahl anderer 1) Plaut. Forsch. 76. 2) Ich weise darauf hin, dass Amph. 984 sq. das canticum Mercurs in jambischen Octonaren durch 8 Trimeter, mit Ueberleitung des Satzes von den Octonaren zu den Trimetem, abgeschlossen wird. Das erinnert sehr an das Phalloslied der Acharner (iccv (tsd^' iniAv ^vfi/nCjjg beginnen die Trimeter, siquidem V08 voltis auscuUando operam dare bei Piautus die Senare). 8) Kiessling Anal. Plaut. (1878). Dem Anakreon schreibt Hephaestion 17, 82 8Za ^aiueta aus akatalektischen jamb. Dimetern zu; die Fragmente zeigen Synaphie (ausser dem durch den zweimaligen Anlaut va> unsicheren 91) wie Alkman 76. Es verdient Erwähnung, dass Seneca ein Lied in stichischen Dimetern hat (Agam. 769—774), wie eine Anzahl in Glyconeen (oben S. 68), vgl. Sen. trag. I 146 A. Der trochäische Dimeter bildet stichisch das zweite Strophenpaar der Parodos der Phönissen, EijQiniÖHov bei den Metrikern (Philozenos bei Atil. Fort. 802, 20). I i I I 72 FRIEDBICH LEO, <)lauseln. Der versus Reizianus ferner ist die Verbindung eines jambischen Dimeters mit einem äolisohen Kolon ; dieselbe und ähnliche Verbindungen tauchen vielfach im griechischen Drama auf, das Besondere der plautinischen Form ist lediglich die Isolirung als Vers, die sich daraus ergebende stichische Verwendung (oben S. B9). Die Hauptformen der plautinischen cantica sind der baccheische und kre- tische Tetrameter. Baccheen erscheinen von jeher mit Dochmien verbunden, Äuch mit jonischen jambischen trochäischen äolischen Versen , einzelne metra, 2, 3, 4 metra , meist xatä iidtQov mit Synaphie ^) ; also auch scheinbare Tetra- meter, deren zwei, aber verbundene, Hephaestion aus Aischylos als Beleg anführt (p. 43). Charakteristische Beispiele aus der jüngeren Tragödie sind Ion 1445 sq. (Wilamowitz Nachr. G. G. 1896, 217), Bakch. 1179: r(g & ßaXovöa ; ng&xov ifibv rö yigag, ^dxavQ^ Hyavri xA|Jgo/Li£'9'' iv d^iaöoig. tig &XXa] xa Kddfiov — rt Kddiiov] yivsd^ka ft£T i[il ^61^ i[il tovd' id^Lys d^riQÖg. sitvxnlg / &d^ äyga (2 iambelegi, 4 bacch., 3 dochm.), Phoen. 1039 (2 Dimeter zwischen trochäischen Versen), Ion 190 (2 bacch., 2 ivÖTtXiotj Reizianum). Die Baccheen haben meist, wie schon die häufigste Verbindung mit Dochmien lehrt, einen leidenschaftlichen Ton; in den meisten Fällen können wir natürlich nicht sagen, ob die metra nicht eigentlich jambisch sind, da wir die musikalischen Unterschiede nicht fassen können. Aber sie bestehen so gewiss zu eignem Recht wie die Päone den Tro- chäen gegenüber. Den sichersten Anhalt, übereinstimmend mit der Ueberliefe- rung, gibt Hephaestion: rö ßaxxsiaxbv öndvLÖv iöriv, &6r€j sl xaC nov not 6 iliniöoL^ inl ßgccxv eigiöxeö^ai^). Der Gebrauch des Masses ist in der jüngeren Tragödie nicht seltener geworden als vordem ; am seltensten ist es bei Sophokles, in Euripides' späterer Periode wieder so häufig und häufiger als bei Aischylos. Aber immer sind es einzelne cola und kleine versprengte Gruppen , die sich deutlich abheben; nieiaala-ha.t.es, wie Heph^esÜPa-lfihrt^^ Massen. von BAcch^en in der griechischen Poesie gegebeuj den plautinischen. -entÄprechend. Die Folge- imrig ist nun" gegeben : Plautus hat einen baccheischen Tetrameter nicht gebildet sondern zu stichischer Verwendung dem vorhandenen Forraenschatz entnommen, wie Sotades den fallenden , Kallimachos den steigenden jonischen Tetrameter. Die Analogie ist vollkommen und die Stellung dieses Verses in der Geschichte der griechischen Metrik liegt vor Augen; er kann am deutlichsten die Entwick- lungsphase bezeichnen, in die er gehört, die directe Fortsetzung der griechischen Lyrik durch die römische. Als Plautus diesen Vers für seine cantica festlegte, fühlte er sich als Genossen der Phalaikos Simmias Sotades und durfte erwarten 1) Material bei Rossbach Qr. Metr.* 764 ff. 2) Der Name hat gewiss einen historischen Grand, aber was die Metriker über dionysische Festlieder in Bakcheen berichten (Choerob. i£iiy. 60, 8 Mar. PL 499, 6 u. a.) hat keine Gew&hr, da es dem Namen entnommen sein kann. DIE PLAUTINISCHBN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 73 dass man den baccheischen Tetrameter in der Metrik einmal versus Plautinns tituliren würde. Eines geht der Analogie ab, und darin liegt vielleicht der Unterschied dieser römischen Versbildung von der griechischen: das Mass hat kein ^d'og mehr (wie es das anapästische bei Piautas in der Regel hat) : es dient für bewegte Stimmung wie für ruhige Unterhaltung und moralische Betrachtung; in ähnlicher Weise farblos wie die Glyconeen der jüngeren Tragödie. Auf zwei Stellen der Tragödie mit gehäuften Baccheen muss ich noch ein- gehen , obwohl ich damit von der graden Linie dieser Erörterung abweiche. Die Stellen folgen im Liede des Oq^^ rasch aufeinander (Or. 1418. 1437), ohne doch einen Beweis gegen Hephaestion abzugeben ; denn es sind ohne Zweifel Jamben, aber in einer langen Folge so entschieden baccheisch gebaute, dass ohne die Musik der baccheische Schein vollkommen ist. G. Hermann und viele nach ihm haben den grössten Theil dieser Verse kretisch gemessen; dagegen spricht die Composition der ganzen Monodie, die aus Trochäen Jamben Dochmien Anapästen und wenigen daktylischen und äolischen Reihen besteht, v. 1416 beginnt mit 2 Jamben und 1 dochmius, dann folgen Jamben : ivä dh dQO[iddBg I^oqov id^OQOV i^tpCnoXot Ogiiysg' TtQoöstTCB d^ älXog &kXov nsöayv iv (p6ßc!}j fii{ rig strj döXog. xi- döxsi rotg filv oi rotg d* ig iQxvötdtav ii^fixaväv iftnXi- xBvv natSa räv TwöagCd^ 6 fiatQOtpövtag SQoixmv. Es sind 14 jambische metra, die ein dochmius abschliesst wie einer voraufging; von den 14 metra ist das erste vollständig, die folgenden 12 sind sämmtlich mit Unterdrückung der 2. Senkung rein baccheisch gebildet u , nur das dem dochmius voraufgehende löst die erste Hebung auf. v. 1436 folgen auf Anapäste 2 Dochmien, dann Jamben: qxigsa noQq)VQ6ay d&QU KXvxai^if^örQa, nQOöBlnsv d' ^Ogiörag Adxaivav xögav & dihg Tcat, d^lg 1%' vog nidp dsvg^ &7Co6xa6a xhöiiov. Auf diese 9 Jamben mit der Messung ^ folgt noch eine Reihe anderer. Eine solche Häufung von Baccheen, die doch keine Baccheen sind, zweimal auf so kleinem Räume , ist ein Kunstmittel von augenscheinlicher Absicht. Das Lied, in dem es angewendet ist, ist eines der berühmtesten, man kann nicht zweifeln, dass in der dramatischen Lyrik dieser Effect nachgeahmt worden ist. Auch hier finden wir Plautus mit einer absonderlichen Form in der Continuität der modernen griechischen Technik ; das Lied des Menächmus B71 beginnt mit der baccheischen Periode: ut hoc utimur maxume more moro molestoque multum, at- que uti quique sunt optumi maxume morem habent hunc: cli- entes sibi omnes volunt esse multos: bonine an mali sint, id haud quaeritant; res magis quaeritur quam clientum fi- des cuius modi clueat. sist pauper atque hau malus, ne- quam habetur, sin dives malust, is cliens frugi habetur. Abhdlgn. d. K. 068. d. Wiu. tu G6ttingen. Pliil.-bi«t. Kl. N. F. Band 1, t. 10 74 FBIEDRIGH LEO, Hier haben wir einen Abkömmling der Monodie des Phryx, dies schwerlich in selbständiger XJebertreibung der euripideischen Form, sondern vermuthlich einem griechischen Nachzügler des Euripides nachgebildet; aber das Vorhandensein solcher Bildungen konnte Plautus darauf fuhren, die echten Baccheen für seine Metropöie aufzugreifen und durchzubilden. Anders steht es mit den kretischen Tetrametem. Kretiker finden wir zwar in der Tragödie nur selten angewendet^); ja Aristophanes macht dem Euripides einen Vorwurf aus den kretischen Monodien des einen Stückes, das solche ent- hielt; aber in der alten Komödie sind die Kretiker häufig, grosse und kleine Verse, auch stichisch gefügte Tetrameter (r6 noXvd'QvXritov tSTQci^stQov Heph. 41, 4). Mir schienen daher die plautinischen Kretiker eins der sichersten Ar- gumente für die Rückführung der plautinischen Polymetrie auf die alte Komödie zu sein (Rhein. Mus. 40, 170). Es bleibt aber ein Bedenken in der metrischen Behandlung, die Ersetzung der in der attischen Metrik häufigsten Form —kjuu durch die dreisilbige — u— in der plautinischen. Dies aus der Natur der Xi^ig zu erklären , wie es a. a. 0. geschehen ist, führt in die Irre, da in der griechi- schen Technik derselbe Gegensatz spielt. Zunächst kann die Seltenheit der Kretiker in den erhaltnen Tragödien unser XJrtheil nicht mehr bestimmen. Euri- pides hat selbst auch in andere Lieder seiner späteren Zeit das Mass eingelassen, vgl. Phoen. 1B25 (nach choriambischen ionici) xiv^ inl ngSnov inb %aCxag öna- Qayfiotg &naQ%äg ßdXm, Or. 317 (s. u.) *) ; aber auch ohne das ist es mehr als wahrscheinlich, dass die jüngere dramatische Lyrik dem Beispiele gefolgt ist, über das Aischylos in den Fröschen sich beklagt. Von den delphischen Hymnen sind zwei in kretischen Perioden gedichtet'), wie durch Hephaestion schon früher ein kretischer Vers aus J8X(pcicoi (Choerob. 84, 1) bekannt war; das ist freilich durch alten Gebrauch geheiligte Form*). Aber sicher in den Zusammen- hang der hellenistischen Technik führt uns wiederum Hephaestions Mittheilung p. 42, 1 (nach Anführung päonischer Tetrameter) : Ucft^iag d* inexiidsvösv iv xv6v noLi^fucöi, toi}g nXsCötovg itQrfcvoioi)g nagaka^ßdvsLV {öol filv sücnnog BÜxmkog iyxiönaXog). Wie in diesen Gedichten die Form —u—, so hat er in einem anderen die Form uuuuu vorherrschen lassen, oflFenbar diese wie jene dem Charakter der Lieder entsprechend. Hier haben wir die plautinische Form; Plautus fand sie vor, nicht in der hieratischen Poesie, die wir in Delphi finden, sondern in der ihr nachgebildeten eines berühmten hellenistischen Verskünstlers ; ihm folgend tovg nksLötovg XQ'^LXovg nagakaiißcivst.. 1) lieber die cretici in Lyrik und Drama vgl. v. Wilamowitz comm. metr. I 5 sq. 2) Bei Mar. Vict. 98, 13 heisst EiyQinldBiov der Vers — u ^— — u — u — u— , was natürlich Trochäen sein können, wie nolla i^kv y& tQiq>H ÜBivä ÖBiyMLxmv &%ri (vgl. v. WUamowitz Her. II 27 Orestie II 256 sq.). Aber freilich erscheint die Verbindung in der Parodie Ran. 1858 (oben S. 18). 8) Die Formen der metra zusammengestellt von Grusius die delph. Hymn. 54. 4) Vgl. Crusius a. A. 52. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 75 Neben dem Tetrameter hat Plautus stichische Partien die aus diesem Verse gebildet sind — u u— — u— u— (oben S. 11), denselben auch einzeln und mit Tetrametern vermischt. Welchen metrischen Sinn hat der Vers? Er stellt sich zunächst als trochäisch mit unterdrückten Senkungen oder als kretisches mit trochäischem Kolon dar. Wenn das die Meinung war, so ist es nicht grie- chisch gedacht (oben S. 8) und Plautus hat geirrt wie unsre Metriker, die an eine *katalektische trochäische Tripodie' glauben. Dass er in der That anders gedacht hat und uns durch seinen Vers einen wirklichen kretischen Vers der späten dramatischen Lyrik ins Licht rückt, lehrt uns die Parodie der euripi- deischen Kretermonodie Ran. 13B6 : &XX & Kgr^tsgy ^dag xixva^ tä x6i,a (rs) kaßövteg ina^'vvaxB tä xöbXd 'i i^Tcdkkete xvxXoviisvol xiiv oixiav. Sfia dl dCxxvwa nalg 'jiQXS^vg xaXd xäg xwiöxag i%ov6^ ikd^dxio diä dö^ayv navxaxfj» Auf einen Spondeus und 7 Kretiker folgt ein trochäischer Dimeter (vgl. S. 74 A. 2), dann die Verse KAjyj — — >J — — u — u — — u — — u — — u — uuu — — u — , Hier liegt derselbe Vers vor wie der plautinische in fabrorum potestate dum fui. Man könnte unter anderen Umständen die Möglichkeit nicht zurückweisen, dass Aristophanes , der v. 1355 dochmisch geschlossen hat, auch "AQxs^ig xakd habe als dochmius fassen wollen ; aber die Periode ist rein kretisch, eingemischt (1357) ein richtiges troch. Kolon : das Kolon "AgxBiiig xaXd kann also nur entweder kre- tisch oder trochäisch sein ; da es nicht trochäisch ist , so ist es kretisch , mit dem kretischen Kolon zu einem kretischen Verse verbunden. Noch einmal kann ich den Vers in der jüngeren Tragödie nachweisen^): Soph. Phil. 201. 210 &XX ixB xixvov. Xiy* Zxv, tpQOvxCSag viag' &g o-öx i^sdQog, iAA' ivxonog icvi^Q. hier folgt auf — uuu— uv^ — u— u— ein jonischer Trimeter, dann Glyconeen; der Gedanke an Dochmien liegt fern, es ist der kretische Vers, den Aristophanes dem Euripides aufmutzt, von dem es nun sehr wahrscheinlich ist, dass er auch sonst in kretischen Liedern der jüngeren dramatischen Lyrik vorkam. Hiernach ist das Kolon — u— u— als ein dem kretischen Masse angehöriges Kolon anzu- sehen; es verhält sich zum creticus wie der dochmius zum baccheus; dass es bei Plautus, auch ausser der Verbindung mit dem kretischen Dimeter, seine feste Stelle in kretischen Liedern hat, ist oben S. 11 sq. nachgewiesen. Dann aber klärt sich auch der andere Vers auf, der bei Plautus mit dem eben behandelten abwechselnd, auch stichisch (Most. 339 sq. 696 sq. Rud. 216 sq.) oder vereinzelt erscheint", der Vers — u u— — ^uu— 7iunc dormitum iubet me ire, minime. Das 1) £ur. Or. 316 ist alccC (und & Zsü) am Anfang nicht abzutrennen, sondern alai, SgofiMdsg & 7txsQoq>6Qoi notviddss d-sai sind 2 Dochmien mit zwischentretendem creticus. Die Strophe besteht danach ganz aus Dochmien mit einmal eingesprengtem — u — u. 10* 76 FRIEDRICH LEO, Kolon — uuu — ist überhaupt in der griechischen Metrik nicht nachzuweisen ^). Flautus hat es auch verdoppelt, in dem S. 13 besprochenen kretischen Liede Truc. 120: pessuma, mane. optume, odio es'). Ferner hat er es mit — u— u— verbunden, auf eine aus den Versen — u v^— — u — u— und — u u— — uuv^— bestehende Partie folgend, Most. 344 da iUi quoä bibat. dormiam ego iam^ danach doppeltes — u — u— . Er behandelt also die beiden cola — u— u— und — va>u— ganz auf gleichem Fusse. Es ist sehr wahrschein- lich, dass wir es auch in dem zweiten mit einem Bestandtheil kretischer Lieder zu thun haben, von dem wir nur deshalb aus der griechischen Metrik nichts wissen, weil uns kretische Lieder der jüngeren Tragödie nicht zu Gebote stehen; die Metriker aber überliefern auch aus den dochmischen Liedern das häufige Auftreten der versprengten Stückchen wie —*-'—, ^ , '-'— nicht. Dass Plautus eine Clausel wie — uuu— selbst gebildet haben sollte ist gar nicht zu glauben, man fände nirgend eine Anknüpfung oder Analogie dafür. Dies ist im wesentlichen was im Formenschatze des Plautus von der Art der uns überlieferten griechischen Lieder abweicht. Wir haben Alles an das Material wie an die hellenistische Technik anknüpfen können. Damit ist das Fremdartige der plautinischen Lyrik gehoben und sie erscheint als ein Glied in der Kette der griechischen Kunstentwicklung. Der poeta barbarus hatte doch ein Recht sich noititrig zu nennen und es ist doch keine Ungerechtigkeit der Geschichte, dass sie so viele feine Töne hat verklingen lassen und die grob- körnige Arbeit des Fremden, der aus dem attischen Stoff und den griechischen Formen ein neues Musikdrama von reichem und starkem Klange geschaffen hat, bis heute bewahrt. n. Die Lieder. 1. Es kann nach den Ergebnissen, die wir für die Versformen der plautini- schen cantica aus der Analyse und der metrischen Tradition gewonnen haben, kein Zweifel sein, dass auch die Lieder und Liedscenen als Ganze in der Conti- nuität der griechischen Technik stehen. Mit dieser Erkenntniss kann meine frühere Hypothese, dass Naevius und Plautus, als sie die chor- und liedlose attische Komödie mit Liedern und Wechselliedem ausstatteten, auf das Vorbild 1) Dass die byzantinischen Tractate nsgl nod&v den novg — uuu — ^iisU%6s oder aTQ6q>tog neooen thut natürlich nichts zur Sache (Studemund A. V. 283, 11; 296, 27). Den ^o6g — u — u — nennen sie {>nod6xti^ios oder Avtin8Qi6dt%os. 2) Von Priscian II 422 unrichtig als jambische Monometer erkl&rt. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYBIK. 77 der &Q%aCa x(Ofiq}dia zurückgegriffen hätten, nicht mehr bestehen. Freilich haben nationalrömische Metriker dieselbe Vermuthung ausgesprochen^); aber wenn auch die Möglichkeit offen bleibt, dass die Herleitung für bestimmte einzelne Versarten zutrifft, so trifft sie für die gesammte Technik und damit auch für die Lieder als Kunstgebilde ohne Frage nicht zu. Es war nur eine Divination file Wilamowitz aussprach, dass von den Gesängen der neuen Bühne und dem neuen Dithyrambus die Brücke zu den Massen des römischen Dramas zu schlagen sei*); aber die Thatsachen haben seine Divination bestätigt. Denn auch daran kann kein Zweifel bestehen, welches Grebiet der griechi- schen Dichtung als Vorbild und Ausgangspunkt der plautinischen Lieder zu betrachten und daher mit ihnen in Vergleichung zu ziehen ist. Es ist die junge dramatische Lyrik, wie sie sich in der Tragödie nach Euripides fortgebildet hat und in anderen Formen und Spielarten (Athen. XIV, 620. 621)') des Bühnen- spiels lebendig war ; ein solches Lied dramatischen Charakters besitzen wir nun und es lehrt uns an einem sicheren Beispiele, dass jene Poesie in ihren Versen und als G-anzes durchaus in der Tradition der euripideischen Monodie stand. Für die Composition der plautinischen cantica sind zwei Eigenschaften in erster Linie characteristisch : einmal die Buntheit der Polymetrie, die äusserste Freiheit in der Verbindung der Versarten; zwar sind viele cantica metrisch einfach, ja vom einfachsten stichischen Bau, aber viele vereinigen auf kleinem BAum eine Fülle der verschiedensten Formen. Dieselbe PolymetFie ist charak- teristisch für die Lyrik der jüngeren Tragödie *). Zum andern sind die sämmtli- chen plautinischen cantica ohne Responsion, Plautus kennt keinen strophischen Bau. •Dasselbe gilt für die Monodien der jüngeren Tragödie, denen die kommatischen Scenen folgen ^), sowie für den neuen Dithyrambus *). Wir wissen jetzt , dass dies kein äusserliches Zusammentreffen bedeutet , sondern dass das Aufgeben der strophischen Composition tief begründet ist in der Greschichte der Musik und der mit ihr zusammenhängenden Entwicklung der Bühnenlyrik ^. In dem völligen Fehlen der ivxan68o6vg und ivaxvxXtiöig in den plautinischen Liedern liegt ein vollkommener Beweis für ihren unmittelbaren Zusammenhang mit der hellenistischen Technik. 1) Mar. Vict. p. 78, 22 (Apthonius) und Firmianus (Lactantius) bei Rufin p. 564, 11, beide aus Thacomestus (Theomnestus), vgl. Herrn. 24, 293 A. 2) Hermes 18, 249, vgl. Rhein. Mus. 40, 166 Nachr. d. Qött. Qes. 1896, 232. 3) V. Wilamowitz Nachr. d. Gutt. Ges. 1896, 230, Crusius Philol. 65, 882. 4) y. Wilamowitz Hermes 18, 248. 5) Vgl. V. Wilamowitz Her. I 147 Isyllos 151 ff. 6) Aristot. probl. 19, 15 p. 918^ 13 9iä tl ot [ilv v6(iot o^x h &vri6tQ6a. Hephaest. p. 66. 7) Cmsius die delph. Hymnen 113 ff., Th. Reinach Bull, de corr. hell. 18, 886, Gevaert Re- Tue de rinstr. publ. en Belg. 39 H. 4 (S. 8 ff. des S. A.). 78 FRIEDRICH LEO, Auch eine andere Erwägung führt auf denselben Punkt. In der jüngeren Euripideischen Tragödie tritt der Chorgesang mehr und mehr zurück und wird durch den Gesang von der Bühne verdrängt; d.h. die Schauspieler werden in steigendem Masse an den Gesaugpartien betheiligt ^). Ich glaube nicht, dass die griechische Tragödie jemals den Chor aufgegeben hat, wenn es auch wahrschein- Hch ihre römischen Bearbeiter gethan haben ^). Aber dass Gesang und Wechsel- gesang auf der Bühne nach Euripides einen noch breiteren Raum eingenommen haben als in seinen letzten Stücken, das macht die letzte Entwicklung des Euri- pides selbst wahrscheinlich; es liegt in der Natur einer Einwirkung, wie die Euripideische Kunst sie auf die Folgezeit geübt hat, dass die charakteristischen Eigenheiten über das erreichte Mass hinausgeführt werden. Bei Plautus finden wir die Form des Dramas, die als Endpunkt dieser Entwicklung vorauszusetzen ist. Er hat Stücke mit wenigen oder gar keinen zweifellos für Gesang bestimm- ten Scenen^); in anderen Komödien aber ist die grosse Mehrzahl der Personen an Gesangscenen betheiligt: in der Casina alle ausser dem einen senex und dem einen Sklaven (der nur v. 955 durch seinen Anruf das canticum zum Schlüsse bringt und gleich in Septenaren weiter spricht), in der Mostellaria alle ausser der alten Dienerin und dem Wechsler, im Pseudolus alle ausser dem einen senex, dem einen adulescens und zwei Nebenfiguren, im Truculentus alle ausser dem Tru- culentus, dem Bauemknaben, dem alten Herrn, in den Bacchides alle ausser Lydus, Cleomachus , dem Parasiten. Es ist das Singspiel der zu seiner Zeit lebendigen griechischen Bühne , deren musikalische Form Plautus der menandrischen Ko- mödie aufgepropft hat. lieber das so erwachsene Kunstgebilde wird dasXJrtheil vielleicht verschieden ausfallen , auch nicht für modernes Gefühl leicht zu fun- diren sein; aber gewiss tritt durch diese Erkenntniss Plautus in die vorderste Reihe der Zeugen für die Entwicklung der griechischen Liederformen. Bei dieser Sachlage müsste ich , um den folgenden Bemerkungen über die plautinischen Lieder den Hintergrund zu geben, zuerst von dem Bau der euri- pideischen Monodien und xo^i^oi handeln. Das würde über die meiner Abhand- lung und mir selbst gesteckten Grenzen hinausführen; im allgemeinen muss ich auf die Commentare von Wilamowitz verweisen. Aber der Notwendigkeit, einige Beispiele anzuführen , die für die junge dramatische Lyrik besonders charakte- ristisch sind, kann ich mich nicht entschlagen; sie werden mehr als viele Worte 1) V. Wilamowitz Hermes 18, 242 Her. I 148. 2) Bethe Proleg. zur Gesch. d. Theaters 248 fif. Reisch das griech. Theater 258 ff. Dass sich Euripides Dicht ohne Chor auffuhren Hess, hat Rohert G. G. A. 1897, 89 dargelegt. Ein lit- terarisches Zeugniss von der Existenz des Chors finde ich darin, dass Aristoteles und die peripa- tetische Theorie von der Existenz einer chorlosen Tragödie nichts wissen. Die Rolle, zu der der Chor in der nacheuripideischen Tragödie gesunken sein muss, tritt uns bei Seneca entgegen; mö- gen diese Stücke gespielt worden sein oder nicht, sie sind ein Zeugniss für die Entwicklung. 3) Vgl. H. Schenkl in der Abhandlung Serta Harteliana p. 104 sq. , in der zum ersten mal auf die Wichtigkeit des Gesichtspunktes hingewiesen und Fingerzeige für eine eingehende Unter- suchung gegeben sind. Weiteres unten. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYBIE. 79 dact.-epitr. 2 tr. 2 tr. 2 tr. 10 tr. zur niustration des Hauptsatzes dienen, dem ich Eingang verschaffen möchte: dass die plautinischen und diese griechischen Lieder in dieselbe Sphäre der dra- matischen Lyrik gehören, dass von Euripides zu Flautus eine directe Hichtungs- linie führt ^). Das berühmteste Lied aus der letzten Zeit des Euripides ist die Arie des phrygischen Sclaven Or. 1369 — 1B02. Man geht gewiss nicht fehl, wenn man dieses Stück unter die Muster der auf Euripides folgenden dramatischen Lyrik rechnet. Ich gebe v. 1369 — 1457 ohne die Zwischenreden des Chors (in Trime- tem) ; das Folgende hat v. Wilamowitz Orestie 11 2B8 (v. 14B8 — 1472) und Nachr. der Gr. Gr. 1896, 218 (v. 1473—1502) analysirt. I 1369 *j4Qy€tov iiq>og ix d'avoczov niq>svya ßagßdQOig iv röfia- giöi XBÖgotä naörddav iTclg rdga^Lva jJcoQixäg XB XQvyX'ifpovg y (pQOvda (pQOvda, ya yä^ ßagßdQOvöL dgaöiiotg. 1375 alat. na 9t^(D, ^ivaL, nokibv ald'dg* iiintd^svog tj tcövtov ^ßacsavbg bv tavQÖXQavog iyxäXaig iXl66(ov xvxXot %^6va] n 1381 7Ator 7Atoi/ ö^ot ftot 0Qvycov &6tv xal ocakXiß(okov Idag ÜQog CsQbv &g 6^ 616^6- vov 6tiv(o 1385 &qilAxbvov äg^dtstov [idXog ßagßdQO} ßo^ diä [tb tag] dgvtd'dyovov Sftfia xvxvoTCtdgov ocakkoöiivagj Ai^dag öxv^vov, dvösXivav J^66t&v IlsQyäiKov ^AnoXX(ovl(ov 1390 ^Eqvvvv. dttotot laXificov lakdfKov ^agdavCa tXd^mv raw^iidsog tnnoöfiva^ dibg sivdta. nia 1395 atkivov octXivov &Q%äv d^QT^vov ßdqßaQov kdyovöiv^ jiöiddi, XQxiisyo6a kivco (pagaa TtoQtpvQaaj d&Qa Kkvrai^ilörQa. c TCQOöBtnBv d^ ^Ogifftag AaTutivav xögav & jJibg natj d'lg 1440 txvog ni8(p öbvq dnoörccöa xkiö^ov j Ilikonog inl TCQOTtdroQog böquv nakaiag BöxCag^ Iv^ Bl8^g 14 L k6yovg i^ovg. &yBi d'* &yBv vvv ' & ä^ i^BinBx\ oi) JtQÖfucvxvg 1446 &v B^BkkBv* 6 äl övvBQyog akX* ingaöö* liov wxxbg OancBvg' 9 i. ovx Bxnodcov Tt^, dkk^ ubI xaxol OgvyBg] 3 i. ixkjiöB ä^ akkov &kko6* iv 6xByai6i^ xovg [ilv iv 6xad'fiot6iv [nnixolgy 5 i. 1460 xovg d' iv i^edgaLöt , xovg d' ixsttf ixBtd-Bv, &kkov &kko6B diaQfkööag dnoTCQb daöxoLvag, 4 i. 2 d. Va ^löala ^äxag, fiäxBQ, 2 an. üßQLfia dßQLna^ alat 3 dact.? 1455 (fOVLiov nad'BCDV ivoficov xa xaxav anag iÖQaxov idgccxav iv döfAOLg xvQavvav. 3 an. 1 ith. b bis 1472 trochäiscb. VI 1474 bis Scbluss, Jamben Anapäste Dochmien. Das Lied ist dadurch besonders geeignet, die Compositionsart zu veran- schaulichen, dass die Hauptabschnitte (I bis VI), in sehr ungleicher Ausdehnung, durch die Zwischenreden gesondert sind; dadurch ist es auch für dieses Lied von vornherein deutlich , dass die inhaltlichen Abschnitte auch metrisch ausein- 1) Das Glossem von Wilamowitz entfernt. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DDE HELLENISTISCHE LYHIK. 81 andertreten. Innerhalb dieser Abschnitte lösen sich wieder metrische Perioden aus, von denen ich die am deutlichsten ins Ohr fallenden notirt habe. Die Viel- heit, die Häufung und Abwechselung der Masse erhellt aus der Uebersicht ohne Worte; trochäische, jambische, dochmische, anapästische Verse herrschen vor, Daktyloepitriten leiten ein, Daktylen und glyconeus werden einmal als Abschluss verwendet. Das zweite Beispiel, das ich vorführen will, ist die Parodie der euripidei- schen Monodie in den Fröschen, die durch die Verse eingeleitet wird (1329): tä ^hv ^ikrj 60V taiha' ßo'öXo^ai tf' in tbv t&v [lov^di&v du^ekd^etv tqötcov, Dass es eine gute Parodie ist , dafür bürgt der Dichter , die unwiderstehliche Wirkung beweist es, es ist aber auch im Ganzen wie im Einzelnen, für die Form und die Formen , leicht nachzuweisen. Eine gute Parodie ist aber für unsern Zweck besonders geeignet, da sie ja keine andere Absicht hat als die typischen Eigenschaften der parodirten Gattung grell hervortreten zu lassen; es kann nicht wohl anders sein als dass die zur Nachahmung auffordernden, zur Nachwirkung bestimmten Eigenheiten des Monodienstils sich hier besonders vordrängen und damit uns gleichsam in die folgende Epoche der Gattung mit hineinführen. An einem wichtigen Punkte, der Verwendung des kretischen Masses, haben wir oben (S. 75) diese Bedeutung der Parodie bereits nachweisen können. 1 1331 !ß Nvxrbg x^Aatvoqpaijff glyc. 6Qg>va, xlva ^ot dvötavov üvsiqov nifiTCsig i^ &g>avovg ^ACSa + ÄpdftoAoi/, ttwxäv atlfvxov i%ovta^ iisXaivag 7 an. 1335 Nvxtbg nalSa (pQix6dri devväv ötl^iv [^6Xavo]v£xv€(^ova^), 3 d. q)6vLa arB xdXniöi z^ ix notafiov ÖQdöov agatB d^igiiste ff iidcoQy 10 dact. 1340 üg av d'Stov &vblqov anoxkv6(o' lA 5 dact. 7t6vxLS datfkov. 2 dact. b rovt ixalv ' ih l^vvoixoi ^ täde tiga d'sdöaö^s* tbv &- XaxxQvdva fiov l^waQndöaöa (pQOvdri r^vxri. ^ ^^' cl345 Nv^q)ai ÖQSööiyovotj & MavCa, ^vkkaßa, dact.-epitr. (d. e. e.) nia iyh d* a tdXuvva 2 bacch. nQ06i%ov d' & ^vhg i. (oraf), dvnvQOvg ivixovöa 1 il f Xa^nddag öl^vrätag x^Q^^^i ^Exdta, naQd';a:::iniscbtn cantica. Die Mouv^die hat Plantus mit der jüngeren Tragödie gemein: an die Stelle des CborlitMrs und des Kommos ist in natürlicher Consequenz die Gesacgsoene unter mehreren Personen Duett, Terzett. Quartett, im Finale des Persa Quintett^ ffeti^ten*'. Die etwa ^^ cantica theilen sich danach in c. 24 Monodien und c. 36 "^^j/ --^^ Scenen M^xer : doch ist dies keine ausreichende Sondemng« da die Seenen der Segel nach mit Monodien beginnen, auch« doch sehr selten Bacek. 610 Ciii>c. 147 Epid. ISl^ . mit Monodien sddiessen und da einige Monodiai in kurze lyri- sche Dialoge aoslauien. Einige werden von einzelnen Beden LAnseboider nicht anders nnrerbrvvhen als der Phrvx im Orestes dlIr>L^h den Cbor. Keines der Stöcke is: ohne isolirte oder verbundene Monodie. Xi:r der Miles ist ganz zerre ^ii^r gebaut, d.h. er gebort zn den mm^ / CTTO xvlx^iCti« r\ ^} r^4ifT^ fv^AfTCi Hepb. jr. jroiiQB. ^^. E»as beieatet '' f tLi:i:s Ärieres ,^^.> iass ::n Miles die irieirisscle F:m d*^ Ongizils , oder viel- ne ir r«e:i- r Ori4rlr:.\le des rÄcrrrrrÄrdrischrr:*'« ^JltL^r la-i eires zweites Si^ckesa irr. Gi^ni-z . i^s hriss: r.d:urM*:i ni^h: so diss sich üe Versniasse der eäE DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELX.ENISTISCHE LYBIK. 85 Scenen entsprechen , beibehalten ist. Da nun der Miles unter den datirbaren Stücken das älteste ist, so liegt die Versuchung nahe, ihn als das erste Stadium einer von da aus bis etwa zu Casina und Pseudolus hinan zu verfolgenden Form- en twicklung der plautinischen Komödie zu betrachten. Man könnte dafür noch anführen, dass Asinaria und Mercator in der Beschränkung des Lyrischen dem Miles am nächsten kommen; im Prolog der Asinaria aber wird Plautus der Maccus, in dem des Mercator der Maccus Titus genannt ; es wäre wohl begründet, wenn man diese Benennungen in Plautus' frühere Periode rücken wollte. Ferner haben die als älter datirbaren Stücke Cistellaria Stichus Epidicus (über dessen Zeit Vind. Plaut. 6) mit dem (nicht datirbaren) Persa eine Besonderheit der lyrischen Anlage, Duett (Terzett) als Eingang des Stückes, gemein, so dass man versucht sein könnte hier eine Etappe früherer Entwicklung zu sehen. Aber vieles spricht gegen eine solche Construction, vor allem dass die Einführung der Gesangkomödie nicht dem Plautus sondern schon dem Naevius gehört. Eine Entwicklungsreihe durchführen zu wollen ist sicher aussichtslos. Dagegen hat es grosse Wahrscheinlichkeit, die Ungleichheit in Zahl und Art der lyrischen Partien, da es sich um lebendige Bühnenverhältnisse handelt, aus den zufalligen Personalverhältnissen der dem Dichter für jedes Stück zu Gebote stehenden Truppe zu erklären, wie es H. Schenkl in der S. 78 A. 3 angeführten Abhand- lung gethan hat. Wenn sich aber auch eine Entwicklungsreihe nicht construiren lässt, ist es doch bemerkenswerth , dass der Miles als stichisches Gedicht die Form der vda xmiipdia wiedergibt, nur dass in dieser der Trimeter überwog und der einzige Langvers der troch. Tetrameter war; die terenzischen Komödien stehen durch die häufige Unterbrechung der stichischen Form dem Original ferner. Freilich dürfen die angeführten Worte Hephaestions (vgl. Mar. Vict. 57) nicht dazu ver- führen, der via (Hephaestion setzt Menander statt ihrer) lyrische Masse über- haupt abzusprechen^); aber sie waren selten^). Asinaria und Mercator brauchen sich durch ihre vereinzelten lyrischen Partien vom Original nicht zu unterschei- den, wie auch Andria und Adelphi nicht durch die ihren; viel weiter aber die- sen Kreis zu ziehen verstatten die Fragmente der neuen Komödie nicht, und das Verfahren des römischen Dichters illustrirt Caecilius' Plocion. Dass kein Stück der neuen Komödie aussah wie etwa Menaechmi Mostellaria Pseudolus Rudens Truculentus Bacchides Casina , dafür bedarf es keines Beweises. Weitere An- haltspunkte für die Schätzung der dem Plautus eigenen Compositionsart wird die folgende Untersuchung ergeben. Die Asinaria hat nur ein einziges Lied, und zwar eine Monodie des Lieb- habers, 127 — 138 ; kretische Tetrameter mit einem eingesprengten choriambischen Verse (oben S. 46), der die I. Periode (Klagen und Drohungen) abschliesst, 1) RbeiD. Mus. 40, 163. 2) nsgl wofi. V, 10 D. ij filv via xara tb nlstatov arQiq>stat tts^I tb laiißtiiöVf enavüog dh liJvifov hsifovy iv dh Tj nalai^ nolviitxifia tb a7tov9aS6(t€vov. 86 FRIEDRICH LEO, während die ü. (Anklagen) in einen troeh. Septenar ausläuft, das Mass der dann folgenden Rede, für welche das Liedchen auch materiell nur als Einleitung ge- dient hat; ganz ähnlich die einleitenden Liedverse Trin. 1115 — 1119 Truc. 209. 448 Pers. 2B1. Auch der Mercator hat ausser der Scene 111 — 140, die ein- zelne troch. Septenare unter die jamb. Octonare und gegen Ende, wo das Duett beginnt (134), eine Gruppe von Kurzversen einmischt, nur die Monodie des Lieb- habers 335 — 363; sie ist im wesentlichen baccheisch, wird eingeleitet (I —340, allgemeine Klagen) durch 2 Tetrameter und 4 anap. Dimeter (oder Trochäen); n — 356, die Situation und ihre Unschlüssigkeit, 13 Tetrameter die von 2 troch. Octonaren eingefasst werden ; III Verzweiflung , 4 Tetrameter und 3 troch. Oc- tonare, deren ersten die Tetrameter in ihre Mitte nehmen. Doch ist die Grenze von II und III unsicher, da v. 356 schwerlich an seiner Stelle steht und 357. 8 wohl noch zu 11 gehören. Ein Gegenbild gibt der Curculio, der gleichfalls nur eine Gesangscene hat, aber eine solche die dem Stücke gleich nach dem Anfang einen stark l3rri- schen Charakter aufprägt, die grosse Scene 96 — 157. Sie wird durch die Mono- die der Leaena eingeleitet, durch die des Phaedromus geschlossen; die von bei- den Liedern eingefasste Partie 110 — 146 bewegt sich meist in Duetten zwischen Phaedromus und Leaena (112 — 122; 134 — 139) oder Phaedromus und Palinurus (128—133; 140—146); Zwischenverse dieser beiden 110—112. In den Schluss von 112 greift Leaena ein, in v. 131 wirft sie ein paar Interjectionen hinein ; zum eigentlichen Terzett kommt es in III , sonst bleibt es bei der wechselnden Gruppirung einer der beiden Nebenpersonen zur Hauptperson. Die erste Mono- die und das erste grössere Duett sind metrisch von ungemeiner Mannigfaltigkeit, die folgenden Partien nebst dem Schlussliede einfacher. Die höchste Steigerung ist in m, der Trinkscene, durch das Terzett gegeben; dann schwillt es ab: Duette , Monodie, Die Anordnung ist in paralleler Folge : Monodie Duette Ter- zett Duette Monodie. I Leaena , a) — 104, sie begrüsst den Wein ; in bunter Folge 2 Diphilei (daktylisch) , 2 Anapäste 1 iambus , das Kolon — u — u — (die Kretiker vordeutend), jamb. Dimeter (vgl. oben S. 14), dann 2 kret. Tetrameter, daktylisches Kolon mit jambischem, das zu dem schliessenden (ithyphallisch aus- gehenden) synkopirten jamb. Septenar überführt; b) sie sucht den Wein, 5 kret. Tetrameter. Das Lied kommt mit seiner Polymetrie der Parodie in den Fröschen gleich; in Wahl und Ordnung der metra hat es Aehnlichkeit mit dem Liede des Menaechmus 110 sq. Es folgen als Einleitung von II drei jamb. Septenare des Phaedromus und Palinurus, entsprechend den dreien der Leaena (in III) 125 — 127. Das Duett zwischen Leaena und Phaedromus (Begrüssung) hat in zweimaliger Abfolge 1 troch. Dimeter, kret. Vers (1 creticus mit — u — u— , s. S. 13), bacch. Te- trameter, kret. Dimeter, wieder troch. (akat.) Dimeter, 2 bacch. Tetrameter, 2 cola — u — u — , endlich 2 kret. Tetrameter mit ithyphallicus als Abschluss. Die- sen Theil heben die Trochäen und Baccheen gegen den ersten ab, den ersten gegen diesen die Daktylen, die Kretiker verbinden beide. III (das Trinken) be- ginnt mit der Ueberreichung des Kruges, 2 daktylischen cola wie 103 ; sicherlich DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISOHE LYRIK. 87 soll damit an Leaenas Eintrittslied angeknüpft werden; dann Palinurus und Phaedromns in Anapästen, die auch bisher nur im Anfang, v. 98, vorgekommen sind und nun für die Duette von Herr und Diener das herrschende Mass wer- den; dann Leaena in Jamben wie gleich nach ihrem Liede 110 die beiden Män- ner; endlich Berathung des Phaedromus mit Palinurus in 6 anap. Langversen. IV letzte Partie der Leaena, Duett mit Phaedromus 134 — 139, wieder Kretiker, verbunden mit glyconeischen Versen (oben S. 56), also ein Lied von ähnlicher Art wie I und 11; es wird durch einen anap. Septenar beschlossen, der es an rH und V anknüpft. Denn V (Phaedromus und Palinurus), 140 — 146, ist wieder ganz anapästisch (oben S. 28). Endlich VI das xagaxkavöid'VQOv des Phaedro- mus, in kretischen Tetrametem ^) mit einem aus daktylisch-glyconeischen Versen (oben S. 54) bestehenden Abschlüsse, durchaus also an I. 11. IV anknüpfend, so dass nach dem allgemeinen metrischen Character der Theile die Anordnung des Ganzen ist a ab ab a. Nur zwei Gesangscenen hat trotz seines grossen ümfanges der Poenulus, 210—260 und 1174 — 12(X), und zwar stimmt beider Anlage in auffallender Weise überein. Die zweite ist oben S. 28 und 36 analysirt. Beide beginnt Adelpfaa- sium mit einer längeren Partie, der eine kürzere der Schwester folgt ; das Quar- tett wird vollständig durch die beiden Männer im Hintergrunde, 210 sq. Agora- stocles mit Milphio , 1174 sq. mit Hanno. 1174 sq. sind die Abschnitte I und II anapästisch, 11 mit schliessenden Beiziana, HE vorwiegend jambisch mit ähnlichem Schlüsse ; I gehört den Mädchen , 11 den Lauschern , HE beginnen die Mädchen und schliessen die Lauscher. Auch in der Scene 210 sq. sind das erste Lied (I) und die folgenden Verse der Schwester von einem Metrum, bacch. Tetrametem^. Adelphasium erwidert (233) mit 1 Tetrameter , 1 Reizianus , 1 jamb. Septenar, die Schwester wieder mit 4 bacch. Tetrametem, die in freiere baccheische Verse auslaufen; dann wird II (233 — 249) durch kurze Zwischenreden der Lauscher (2 bacch. Tetr.) abgeschlossen. III, das Nachspiel, wird gleichfalls durch Milphio abgeschlossen, da sein Herr in Schweigen verloren ist; ein Vers ist unsicher (251), die übrigen sind Baccheen mit einem jambischen und 2 Reizischen cola. Die Unterschiede der Composition sind nur unwesentlich: ein Mass herrscht in beiden Liedern vor, die hinzutretenden Elemente sind im ersten untermischt, im zweiten beherrschen sie den Schlusstheil ; aber in beiden hebt sich lU metrisch gegen I. II ab. Die Männer schliessen in der ersten Scene nur 11 und UI ab, in der zweiten gehört ihnen U und haben sie, gleichfalls schliessend, in HE brei- teren Raum. Aber es ist deutlich wie durch die beiden cantica das Ende an den Anfang erinnern will. Diese beiden Scenen lehren uns aber noch ein Besonderes, das uns in der Beurtheilung der plautinischen Komödie und ihrer Kunstform um einen Schritt 1) Das nagayiXccvaCdvQov der Ecciesiazasen (962) beginnt nur scheinbar kretisch, inderThat trochäisch. 2) 282 ist dem Zusammenhange fremd. 88 FRIEDRICH LEO, fördert. Gleichviel wie ihre Form im Original gewesen sein mag, sie gehören nicht beide derselben attischen Komödie an, sondern die zweite dem Kagxriidviog, die erste dem mit ihm zusammengearbeiteten Stücke ^). Da es nun ganz deut- lich ist, dass die Scenen als parallele Scenen auf einander berechnet sind, dass sie als die eigentlich musikalischen Partien des Stückes eine bestimmte Wirkung thun sollen, so haben wir hier einen sicheren Beweis dafür dass, um den zu- treffenden Ausdruck zu gebrauchen, die musikalische Composition der Komödie von Plautus selbst herrührt. Nun wissen wir, dass diese Gesangscenen in der Technik der dramatischen Lyrik des Zeitalters ruhen; und so folgt, wie ich meine, mit grosser innerer Wahrscheinlichkeit, dass Plautus mit dem Neuen, das eine solche Composition als Ganzes von Menander unterscheidet, sich an eine in der griechischen Technik vorhandne Gattung anlehnt; von der nun freilich die weitere Kunde versagt. Ich habe diese beiden Stücke mit vereinzelten Gesangscenen mehrerer Per- sonen vorweggenommen ; aber unser Interesse müssen, im Hinblick auf das vor- handene griechische Material, zunächst die Monodien erregen. Die meisten sind nicht eigentliche Einzellieder, sondern leiten, wie bemerkt, Duette und andere Gesangstücke ein oder alterniren mit anderen Einzelliedern ; isolirte Monodien haben ausser Asinaria und Mercator nur noch Menaechmi Trinummus Captivi Amphitruo Cistellaria Mostellaria, dazu wird man Bacchides (640) Aulularia (713) Epidicus (181) rechnen und überhaupt nicht allzuscharf distinguiren wollen ; einige kleine Monodien , wie die im Persa und Truculentus , verschwinden vor den grösseren Gesangscenen. Eine besondere Stellung aber nehmen die beiden zuerst aufgeführten, Menaechmi und Trinummus, dadurch ein dass sie, und zwar nicht in vereinzelten Nummern wie Mercator und Asinaria, ausschliesslich Monodien haben. In den Menaechmi singt der epidamnischeMenaechmus zweimal*), Erotium, der Alte und Messenio je einmal. Die Composition aller B Monodien ist, in ver- schiedner Weise und so dass man bei der ersten und letzten an der Vortrags- weise des dritten Abschnitts zweifeln kann, dreitheilig. Das Lied des Menaechmus 110 — 122 hat zuerst (I) eine metrisch sehr bunte jonisch (äolisch)-kretische Periode, dann (II) eine einfache, durch einen troch. Octonar (119) eingeleitete, jambische; 2 troch. Septenare, die dann folgen, ge- hören inhaltlich noch zu 119. Auf die Zwischenrede des Peniculus folgen noch (lU) liedartige Langverse 127 — 134, die aber vielleicht nicht zum Gesänge son- dern zur Recitation bestimmt sind. Die Abschnitte des Inhalts und des Metrums fallen zusammen. Ueber die Composition des Liedes 351 — 368 (I Anordnung und Betrachtung; U Vorbereitung der Anrede; III Anrede; Metrum I III wesentlich, II ganz anapästisch, die Beimischung von lU auf die von I zurückweisend) ist oben S. 28 gehandelt. 1) Plaut. Forsch. 154 ff. 2) Der andere spricht ausser der Schlussscene nur inSenaren: H. Schenkl Serta Harte!. 106. DIE FLAÜTINISCHEN CAimCA UND DIE HELLENISTISCHE LYBIK. 89 Das zweite, grossere, Lied des Menaechmus, 571 — 601, besteht gleichfalls aus 3 Perioden : I BetrachtoDg, baccheisch-kretisch ; 11 Erzählung des besonderen Falles, anapästisch-trochäisch; III Folgerung, jambisch. I und vielleicht 11 ent- halten grosse Systeme (oben S. 73. 30), der Abgesang besteht aus Dimetern. Auch das Lied des senex 753 — 774 hat deutliche Dreitheilung : I über das Alter, besondere und allgemeine Klage; 11 Besorgniss über den Ruf der Tochter; in Vermuthung und Betrachtung über den Anlass. I und HI sind rein bac> cheisch (7 und 10 Tetrameter), nur beschlossen wird I durch ein doppeltes Rei- zianum (oben S. 60), III d. h. das Ganze durch ein jambisches Kolon; aus denselben Elementen nur bunter zusammengesetzt ist II (761 — 764): 1 bacch. Tetrameter , 3 mal Dimeter mit Reizianum , schliessend ein Dimeter , der aber auch als Reizianum gelesen werden kann. Die Absicht der Composition ist ganz deutlich. Endlich Messenio 966 — 985. Das Lied beginnt (I) mit der Betrachtung über den guten Sclaven, Baccheen mit jambischen cola und einem troch. Sep- tenar (973); es folgt (11) die Anwendung auf den eignen Fall 977 — 981, die beiden S. 46 analysirten jonischen Verse , 2 jamb. Septenare und als Schluss ein Reizianum. Vielleicht schliesst dieses die gesungene Partie ab ; die folgenden Verse (III), 1 troch. und 2 anap. Langverse, 2 troch. Dimeter setzen die in II ausgesprochenen guten Vorsätze fort. Der Trinummus hat ausser zwei anapästischen Monodien, der grossen des Charmides, 820 — 842 (oben S. 24), und der kleinen des Lysiteles 1115 — 1119 (wenige Dimeter, die die Rede in troch. Septenaren einleiten, oben S. 86), die beiden aufeinander folgenden Lieder des Lysiteles (223 — 275) und Philto (280 — 300), die durch ein kurzes Wechsellied in 4 anapästischen Dimetern verbunden werden. Die Monodie des Lysiteles zerfällt unverkennbar in 3 Abschnitte: I Stel- lung der Frage : Liebe oder Solidität ? II (237 — 254) tractatio : Amor und sein Opfer ; III die Folgerung. I hat eine baccheische (die Streitfrage ; 9 Tetra- meter, 1 Dimeter) und eine jambisch-anapästische Periode (Methode der Behand- lung ; 2 jamb. Septenare, 1 anap. 1 jamb. Dimeter, das Schlusskolon Adonius oder Reizianum, s. oben S. 56); II zerfallt gleichfalls in 2 Perioden: Amoris artes — 241 (anap. Dimeter, 2 paroemiaci, troch. Dimeter, jambischer Dimeter mit Adonius , anap. Dimeter mit paroemiacus) ; das Schicksal des Liebhabers, eingeleitet durch 2 anap. Dimeter, beschlossen durch troch. Octonar und Dimeter, jamb. Dimeter (doch s. S. 56 A« 9) und versus Reizianus, dazwischen das grosse Mittelstück in katalektischen Kretikern, die einen Vers noch unbestimmten Me- trums und einen wie 236 (und 240) einschliessen (245. 247). III ist ganz ana- pästisch ; nur last die erste Periode (255 — 259) auf 4 Dimeter einen jambisch beginnenden Vers folgen, der entweder als Septenar oder Reizianus herzustellen ist. Die 2. Periode enthält das oben (S. 26) besprochene anapästische System. Jeder der 3 Abschnitte besteht also aus 2 Theilen ; das Characteristische der metrischen Anlage ist dass die Anapäste in steigendem Masse eintreten : in I Abhdlgn. d. K. Gm. d. WiM. in Göttingen. Phil.-hist. Kl. N. F. Band 1, t. 12 90 FRIEDRICH LEO, fällen sie die zweite Periode, in 11 die erste überwiegend und beginnen die zweite, in m herrschen sie; andrerseits erhält I durch eine baccheische, 11 durch eine kretische Versgruppe seinen besonderen Character. II hebt sich durch seine Polymetrie nicht nur von III sondern auch von I als Mittelstück hervor. Die Monodie des Philto zerfallt ebenso deutlich in 2 Abschnitte: I War- nung vor den Schlechten, 11 Klage um die Schlechtigkeit des Zeitalters; I ist metrisch mannigfaltig, II rein anapästisch, das S. 26 besprochene System. Die Angleichung an das Lied des Lysiteles , die hierin schon merklich hervortritt, wird noch augenfälliger wenn man die metra im einzelnen vergleicht. Philto beginnt (280) mit dem Verse, der dem 11. Abschnitt des vorigen Liedes seinen Charakter gibt, einem katal. kret. Tetrameter; auch 282 und 284 sind kret. Tetrameter ; 281 ist gleich 240 und 247 ; 28B ein Reizianus wie 2B4. Ausserdem enthält die Periode noch 3 jambische Octonare (283. 6. 7) , entsprechend den jambischen Elementen des vorigen Liedes. Im ganzen sind mit durchaus kennt- licher Absicht in I und II des Philto die metrischen Formen von 11 und HI des Lysiteles aufgenommen und variirt , so dass die beiden Monodien , durch das kleine im Metrum an Lysiteles anschliessende Wechsellied verbunden, zu einer Zweiheit mit deutlicher Gegenwirkuüg der beiden Theile aufeinander zu- sammengeschlossen sind. Auch im Ausdruck ist dieses Verhältniss an einer bezeichnenden Stelle markirt : der IL Abschnitt des Philto beginnt haec ego doleOy der III. des Lysiteles haec ego quam ago; es sind die beiden anapästischen Abschnitte'). Gleichfalls mit offenbarer Absicht auf einander berechnet sind in den Captivi die über das Stück verstreuten 3 kurzen Lieder des Hegio, 498 — 515; 781—789; 922—927. Das erste zeigt den alten Herrn in fröhlicher Selbsttäu- schung, das zweite in Kummer und Aerger, das dritte ist ein Dankgebet an Juppiter nach der Erfüllung seiner kühnsten Wünsche ; jedes bezeichnet eine Hauptphase der Handlung, zusammen geben sie die Scala der Stimmungen, durch die der passive Hauptträger der Handlung geführt wird. Alle 3 sind vorwie- gend baccheisch: das dritte besteht ganz, das zweite fast ganz aus baccheischen Tetrametern (in den Schluss greift Ergasilus mit einem Verse ein), nur das erste ist, seinem heiteren Character entsprechend, mit anapästischen, trochäischen, jambischen Versen vermischt. Zu diesen 3 Liedern des einen Hegio kommt das des Tyndarus , auf das erste folgend^) aber selbständig anhebend, 616 — 632; I — 526 der gehäufte Ausdruck der verzweifelten Angst , jamb. Octonare , zuletzt 2 troch. Verse ; n specieller über die Situation und Möglichkeit des Entrinnens, bunter wech- selnde troch. und jamb. Verse. Die einzige Gesangscene unter Mehreren ist die Einleitung der Handlung, gleich nach der Exposition, durch die lorarii, d. h. 1) Vgl. Truc. 566. 2) Aehnlich geht dem zweiten Liede Hegios der Monolog des Ergasilus 768 — 780 in wech- selnden troch. und jamb. Langversen voraus. DIE PIAUnNISCKBN CANTICA UND DIK HELLENISTISCHE LYBIE. 91 deren Führer (v. 216), und die beiden Gefangnen. Der lorarius beginnt (I) mit den S. 35 besprochenen jambischen Versen 195 — 200 und fahrt auf den Schmer- zenslaut der Gefangenen mit 1 troch. Septenar und 1 Senar wie 200 fort ; der Inhalt ist specieller und allgemeiner Trost, beide Senare enthalten yvöb^av. n Terzett: a) Uebergang von den Jamben zu cretici (jamb. Octonar, kretische cola, s. oben S. 21), Tetrameter, wieder jamb. Dimeter, wieder kret. Tetrameter, dann nach kret. Dimeter ein ithyphallicus ; b) 2 troch. Octonare; c) — 216 kre- tisch, mit einer Unterbrechung durch 2 ithyphallici oder 1 troch. Trimeter (vgl. S. 18A. 2), als Schluss das Kolon —u — u (S. 18). in Duett, im Anfang noch ein Commandowort des lorarius ; es zerfallt in 3 Theile , im ersten und dritten hat Philocrates, im zweiten Tyndarus vornehmlich das Wort, a) wird durch 1 anap. Dimeter mit 2 Reiziana eingeleitet, dann zuerst eine Gruppe von 7 kretischen, zuletzt von 5 bacch. Tetrametem , zwischen beiden 2 jamb. Octonare ; b) ist zuerst anapästisch-jambisch (1 anap. 1 jamb. 1 anap. 3 jamb. cola), dann kretisch (5 oder 4 Tetrameter) ; c) 240 sq. ist ganz trochäisch : 2 Octonare beginnen, dann folgen Septenare, die auch durch die folgende Scene dauern. Es lässt sich also auch hier nicht mit Sicherheit sagen, an welcher Stelle der Gesang in Rede übergeht ; das Ethos ist 240 sq. vom vorigen nicht verschieden und v. 239 gibt weder metrisch noch im Dialog einen Abschluss. Der Amphitruo beginnt gleich nach Mercurs Einleitungsrede mit der grossen Monodie des Sosia 153 — 262, an der Mercur im Hintergrunde einen gewissen Theil nimmt. Sie wird eingeleitet durch 6 jambische Octonare: Sosia fürchtet von der Polizei aufgegriflfen zu werden. Dann folgt die S. 38 be- sprochene jonisch -baccheische Partie 159 — 179; sie zerfallt inhaltlich in 3 Ab- schnitte, deren jeder ionici und Baccheen enthält, der mittlere aber durch die stichischen Sotadeen ausgezeichnet ist: I das Schicksal das Sosia bevorsteht und Schuld des Herrn daran; II allgemeine Betrachtung über das Los von Sklaven reicher Herren (166 — 175); III ein Abgesang des im Hintergrunde lauernden Mercur. Es folgen 5 jamb. Octonare, die mit der Selbstanklage Sosiaa, da SS er den Göttern noch nicht gedankt habe, den Uebergang zur Erzählung seiner Erlebnisse bilden; auch hier folgt, vor dem Beginn des Berichtes, eine Zwischenrede Mercurs (185). Dann die Botenrede in 32 Octonaren bis zu dem Punct wo die Schlachtbeschreibung einsetzt. Diese, 219 — 247, ist in Kretikern gedichtet: I die Aufstellung zur Schlacht, drei Tetrameter, durch einen tro- chäischen Septenar (222) abgeschlossen; II die Schlacht, Tetrameter, beginnend mit kret. Dimeter H — u — u — , dieser Vers noch einmal 233, schliessend (237) das Kolon —u — u] III die Entscheidung, 4 Tetrameter, dann Dimeter mit — u— v^, 2 Tetrameter. Dim. H — u— u, Tetrameter und als Abschluss — u— v^. Auch auf diese Partie folgt eine Zwischenrede Mercurs , aber in jambischen Octonaren (248. 9) , die den letzten Theil der Erzählung Sosias einleiten ; die Octonare dieses letzten Theils unterscheiden sich von den früheren durch den Versbau, s. Note zu 248—262. Der Bau der Scene ist vollkommen durchsichtig. Die Octonare, wahr- 12* 92 FRIEDRICH LEO, scheinlich gesprochen, umgeben zwei Gesangpartien, deren erste eine allgemeine Betrachtung enthält, die einzige der Scene; die zweite enthält die Schlachtbe- schreibung, den Gipfel der Erzählung. Es sind die beiden durch ihren Inhalt zu lyrischer Bewegung drängenden Abschnitte, der eine elegisch der andere von epischem Pathos. Beide Lieder werden von Mercur mit einigen Versen aufge- nommen, das einemal in einem sicher gesungenen Abgesang, während er sonst das Stück hindurch keine unzweideutigen Liedverse , doch 984 sq. wieder einen Monolog in jambischen Octonaren mit 3 mitten im Satze anschliessenden Senaren hat, den man vielleicht auch als Monodie bezeichnen muss (S. 71 A. 2). Ausserdem gehört ihm ein Vers nach der Einleitung des eigentlichen Botenberichts. Die Ab- sicht dieser Zwischenreden an diesen Stellen ist klar : sie geben dem Träger der Scene die nöthigen Pausen zur Erholung. Natürlich thun sie das in dramatisch motivirter Weise ; oder richtiger mit der conventionellen Motivirung , die zur dramatischen Sitte geworden ist: in der Tragödie ist der Chor dazu da (wie beim Liede des Phryx), in der Komödie eine im Hintergrunde lauschende Person^). Plautus hat den Botenbericht*) in der Form des Liedes gegeben oder sich zum Liede steigern lassen; das ist merkwürdig genug. Wie viel davon er im griechischen Original vorgefunden hat können wir nicht sagen. Aber es ist deutlich, dass wir uns auch hier am Endpunkte einer bei Euripides beginnenden Entwicklung befinden. Auch der Phryger im Orest berichtet nur, wie sonst der tragische Bote, das im Hause Geschehene ; freilich in der ganzen Aufregung des dem Schrecklichen entronnenen Schwächlings. Aber bei anderen Umständen und mit anderem Ethos brauchte ja der Dichter nur durch die Erinnerung oder den Gegenstand selbst die Stimmung des Erzählenden lyrisch zu erregen. Wie zur Vergleichung, und gewiss nicht ohne Absicht, ist das letzte Lied des Am- phitruo ein dem Phrygerliede auch in der Situation und Stimmung sich nähern- der Bericht des entscheidenden Ereignisses^). Bromia stürzt aus dem Hause 1053 und beschreibt zuerst ihre Angst in 8 jambischen Octonaren (I) ; es ist deutlich, wie das Gegenstück zu Sosias Rede hervortreten soll. Dann (II) erzählt sie: 1 jamb., 1 anap., 1 jamb. Octonar, 2 troch. Septenare, dann 4 jamb. Octo- nare , auf deren ersten das jambische Gebilde folgt von dem oben S. 37 die Rede gewesen ist. Endlich (III) bemerkt sie den am Boden liegenden Amphi- truo: troch. Septenar, jamb. Dimeter und weiter Octonare, in denen sich dann das Gespräch mit Amphitruo bis 1085 fortsetzt, wo ohne Satzschluss trochäische Septenare einsetzen. Die Monodie der Alcmene Amph. 633 — 653 hat am Anfang und am Schluss allgemeine Betrachtungen, dort (I) über die Verbindung von Unglück mit jedem 1) Plaut. Forsch. 217 A. Kaibel Elektra 128. Diomedes 491, 26 in canticis una tantum debet esse persona aut, si duae fuerint, ita esse debent ut ex occulto una audiat nee cofiloquatur^ sed secum, si opus fuerit, verba faciat. 2) V. 201 sed quo modo et verbis quibus me deceat fabularier, prius ipse mecum etiam volo hie meditari. sie hoc proloquar. 261 haec sie dieam erae. 3) Plaut. Forsch. 120. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UM) DIE HELLENISTISCHE LYBIK. 93 Glück, hier (IV) über die virtus als höchstes Gut; dazwischen (II) die Anwen- dung der ersten Betrachtung auf Alcmenes eigne Person , 637 — 641 , und (III) die persönliche Erwägung die zu der Schlussbetrachtung hinüberführt, bis 647*. Das Metrum geht durch, Baccheen mit katalektischen Dipodien (oben S. 15), jambischen cola und Reiziana, von denen eines das Gedicht schliesst. ' Ueber das eine Duett des Amphitruo, zwischen Sosia und seinem Herrn, 551 — 585, ist S. 30 das Nöthige gesagt ; es hat eine baccheische und trochäische Hälfte, jene in regelmässigen Tetrametern verlaufend, in eine anapästische Clausel auslaufend, diese ein grosses dreigetheiltes System. Von den beiden Monodien der Cistellaria leitet die erste, die des Lieb- habers , die eigentliche Handlung ein ; es ist das anapästische System 203 — 228 (oben S. 26). Mit v. 228, dem letzten vor der grossen Lücke, kann das Lied zu Ende sein ; die Möglichkeit ist aber nicht ausgeschlossen dass die lyri- sche Partie sich , vielleicht in den Dialog hinein , fortsetzte. Das Lied der Halisca 671 — 703 schliesst mit einem anapästischen System (oben S. 24). Es wird eingeleitet (671. 2) und beschlossen (702. 3) durch anapästische Septenare, jene nach der Entdeckung des Verlustes, diese nach dem fruchtlosen Suchen die Verzweiflung ausdrückend (I und VIII). Nach 672 in 5 baccheischen Tetra- metern die Erzählung (II) ; Bitte an die Zuschauer (DJ) 2 anap. Octonare ; das erste Suchen (IV) bacch. Tetrameter — 687; von neuem (V) ihre Angst (3 anap. Dimeter), der Gedanke an den Finder (cretici) — 691; die Absicht weiter zu suchen (VT) 3 katal. bacch. Tetrameter — 694. Hier setzen Zwischenreden der Lauscher in 2 jamb. Septenaren ein. Dann erneutes Suchen (VII, anap. System) und der Schluss. Das Stück beginnt mit einem in die Situation einführenden, noch nicht die Handlung exponirenden Terzett. Die 3 Personen (Selenium, Gymnasium, die lena) werden mit kleinen Einzelpartien (I) eingeführt, auf deren zweite Selenium mit ein paar Versen erwidert, in die dritte wirft sie eine Frage ein. Der Inhalt sind Höflichkeiten; mit 19 wird ein neuer Ton angeschlagen und die Kupplerin durch ein kurzes Gespräch auf ein allgemeines Thema (Verhältniss der Hetären und Matronen) gebracht, das sie in längerer Monodie ausführt (II). Die kleine Monodie der Selenium zu Anfang besteht aus 3 bacch. und 3 troch. Tetraraetem, zwischen beiden Gruppen ein bacch. Dimeter mit Reizianum; die der (rymnasium ist zu Anfang metrisch unsicher, vielleicht beginnen 2 Baccheen und folgen 1 anapästisches , dann 1 jamb. und anap. Kolon , zuletzt ein bacch. Tetrameter, an den Selenium sich mit 2 gleichen anschliesst. Die Kupplerin hat 4 trochäische Verse, die beiden ersten mit kretischen cola vermischt. 11 hat baccheische Versgruppen am Anfang , in der Mitte und am Ende : die erste (3 Tetrameter) wird durch 1 troch. Septenar unterbrochen, die dritte (4 Tetraraeter, doch der zweite überliefert als Dimeter mit Reizianum, vgl. v. 4) durch einen solchen eingeleitet , die erste und zweite (2 Tetrameter) durch einen troch. Dimeter abgeschlossen; zwischen der ersten und zweiten stehen 3 anap. Lang- verse und 1 jamb. Septenar. Nur die grössere anapästische Ghruppe hebt 11 94 FRIEDRICH LEO, merklich gegen I hervor. Mit v. 38 geht die Kupplerin auf ihre persönlichen Verhältnisse über, in jambischen Septenaren , in denen dann das Gespräch fort- gesetzt wird. Wie die Rolle des Lysiteles im Trinummus, so beginnt die des Philolaches in der Mostellaria mit einer grossen zur Charakterisirung des Jünglings bestimmten Monodie, 84 — 1B6. Ihr Inhalt ist die Vergleichung der Erziehung mit dem Hausbau, des Menschen mit dem Hause. I besteht ganz aus baccheischen Tetrametern mit 2 jambischen cola (katal. Dim.), die Perioden auch des Inhalts abschliessen : a) Ueberlegung, 6 Tetr. + Kolon, b) Thema, 4 Tetr. + Kolon, c) Aufforderung zum Hören, 2 Tetr. II das Bild (101 — 117). In diesem Abschnitte herrschen cretici: 6 Tetrameter, 4 Dimeter mit Kolon. Ein bacch. Tetra- meter mit jamb. Kolon leitet das Ganze ein , als metrischer Nachklang von I ; zwei jambische Octonare (103. 104) leiten zu den Kretikern über, ein dritter (107) folgt auf den zweiten kret. Tetrameter; zwei troch. Septenare schliessen den letzten kretischen Vers (116) ein. Die Theilung des Inhalts ist dreifach, in der Weise dass die erste baccbeisch -jambische Periode als erster Theil erscheint : a) das schöne fertige Haus — 104 ; b) Vernachlässigung durch den Besitzer — 113, alles cretici ausser 107; c) das Haus verkommt, 2 kretische 2 trochäische Verse verschränkt. III die Vergleichung ( — 132). Die beiden ersten und die beiden letzten Verse sind jambische Octonare; zwischen ihnen steht, als die Masse des Abschnittes, eine Gruppe von 7 baccheischen Tetra- metem, wieder durch das jambische Kolon geschlossen, das wieder zu einem jamb. Octonar überleitet, dem ein troch. Octonar und jamb. Dimeter (oder 6 Trochäen) folgen. Deutlich ist in den metrischen Elementen die Analogie zu I und U a) c), in ihrer Anordnung die Analogie zu 11. Auch hier sind 3 Theile : a) Einleitung b) Ausführung c) Abschluss; aber a) und c) bestehen aus je 2 Versen, wie 11 a) und c) aus je 4. — IV die Anwendung. Herrschend ist wieder das kretische Mass, wie in II : 9 Verse von denen 3 Tetrameter, 6 Dimeter mit Kolon sind; 2 jamb. Octonare, 1 kret. Tetrameter und 1 troch. Septenar, 3 jamb. Octonare ; dann wieder 4 kretische Verse, geschlossen durch einen Dimeter, und als Schluss des Ganzen 3 troch. Septenare. Der Inhalt entspricht wie das Metrum genau dem II. Abschnitt bis 148 ; danach theilt sich a) 133 — 14B (v. 145 zu vergleichen mit 113), die Vernachlässigung des Hauses, von b) 146 — 148 (jambisch) , dem rettungslosen Zustande. Als dritter Theil folgt , das Ganze abschliessend, c) die Klage über das Verlorene und die Erkenntniss der Schuld. Das Lied ist gleichmässig gegliedert in 4 dreigetheilte Abschnitte ; die metrische Anlage ist genau a b a b^). Ausser dieser grossen Monodie hat die Mostellaria noch drei Gesangscenen, die eine gleich vor dem Beginn der Handlung (313 — 347), die zweite mitten in der Haupthandlung (690—746 und 783—803), die letzte als Einleitung der Kata- strophe (858 — 903). Alle drei beginnen mit Monodie und werden zum Duett, 1) Dies bemerkt richtig Klotz Grundz. altr. Metr. 543. DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 95 die erste steigert sich zum Terzett; in der zweiten folgt auf das erste Duett zwischen Tranio und Simo ^) nach einem Gespräch in Senaren ein zweites zwischen Tranio und seinem Herrn. 313 — 347 zerfällt in I Monodie — 319, Baccheen mit cola; II Duett, in 2 Gruppen: a) metrisch bunt, cretici, zum Theil katalektisch, mit anapästischen, trochäischen, Reizischen cola (nach dem ersten kretischen ein baccheisches?), geschlossen durch den Reizianus v. 330; b) anapästisch, mit 1 jamb. Dimeter (334). m Terzett in den aus 2 cretici mit —u — yj— componirten Versen, geschlossen durch das 4 mal wiederholte Kolon. Dann als Abschluss des Ganzen 2 Reizianische Verse, deren erster, an die cola anschliessend, trochäisch beginnt ; hier setzt Delphium wieder ein, die das Duett mit Callidamates gesungen aber am Terzett nicht theilgenommen hat. Mannigfaltig gemischte metra hat nur II a , das doch im ganzen ein kretisches Lied ist. Die metrische Anlage ist, den Hauptmassen (bacch. kret. anap. kret.) nach, ab cb y aber die beiden kreti- schen Partien nach Metrum wie nach Inhalt und Ethos sehr verschieden: die erste ein Prachtstück weinseliger Hetärenlyrik, ein xX'6ax£g ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Singspiel unter ihnen einen breiten Raum einnahm, von vorn herein gross. Auf eine solche griechische Gresangposse, in der lyrischen Behandlung der tkagmSCa und fiaymSia verwandt, weist die wie der Stoff singulare Form des Ausganges der Casina hin. Die Scenen 621 — 758, Monodie der Pardalisca mit anschliessenden Duetten, die durch die Figur des Lysidamus zusammengehalten werden wie 144 — 251 durch die der Cleostrata, habe ich S. 46 — 49 behandelt. Die Abtheilung nach inhaltlich und metrisch sich sondernden Perioden ist wie in allen übrigen cantica ; einige der auch sonst geläufigen Versarten sind reichlich verwendet. Aber besondere Eigenheiten dieser Lieder heben sich unverkennbar heraus : 1) die jonischen Gruppen und Verse (S. 46 ff.), 2) die ungewöhnlich zahlreichen bacch, Dimeter, akatalektische und katalektische (diese singulär), mit Reizianum (S. 16), 3) die stichischen Reiziana 749 sq. (S. 61) , 4) das jambische System 710 sq. (S. 33. 37) mit den voraufgehenden dactylischen Tetrametern. Diese Eigen- heiten zusammen geben den Scenen einen ganz besonderen, augenscheinlich dem lasciv ausgelassenen Singspiel besonders angemessenen Charakter. Durch den Hymenäus der auf die Braut Wartenden vorne und durch 8 Senare hinten, die sich ohne Satztrennung anschliessend), von der Umgebung 1) Proleg. zur Gesch. d. Theaters 293 ff. 2) Ueydemann Arch. Jahrb. I, danach besonders A. Körte Arch. Jahrb. Yill, 61, Reisch das griech. Theater 311. 8) Auf Dieterichs Pulcinella kann ich noch während der Correctur verweisen; besonders auf das 4. Kapitel and die Anmerkung auf S. 85. 4) Ich bedaure v. 852 — 854 die falsche handschriftliche Personenvertheilung beibehalten zu haben, obwohl das Richtige Loman angegeben und Ussing ausgeführt hat. Natürlich gehört väh dem Lysidamus, quid negoHst dem Olympio und so weiter. 14* 108 FBIBDBICH LEO, * gelöst sind Monodie, Terzett und Duett 815 — 846. Pardalisea, neben den beiden Matronen mit der Braut erscheinend , singt das Brautführerlied (I) : a) 815 jonisch 816 jambisch (kretisch? S. 49) 817 ithyphallicus, b) Anapäste: 2 Octonare und Dimeter, beschlossen durch ithyphallicus ; d.h. 2 kurze Perioden, die eine jonisch-jambisch, die andere anapästisch, beide auf dasselbe Schlusskolon aus- gehend. II: a) Olympio und Lysidamns, jamb. Septenar, versus ßeizianus, 2 bacch. Tetrameter, also drei neue Rhythmen; dann setzt Pardalisea ein mit anap. Dimeter und ithyphallicus , d. h. genau so wie ihr Lied geschlossen hat. Es kann wohl keine Frage sein, dass sie hier die Schlussmelodie des Brautliedes wiederholt oder variirt : der Weg den der Dichter dem Componisten vorgezeichnet hat, die Art der musikalischen Abwechslung und ßückweisung, das gesteigerte schelmische Ethos, Alles liegt hier einmal so deutlich vor dass man meint die Scene singen zu hören, b) wieder Baccheen (Dimeter mit Reizianum, Tetra- meter), in die Pardalisea nun einstimmt, durch jambisches Kolon (katal. Dimeter) abgeschlossen, dann der Abschied: Valete. Ite tarn. Ite, lam vcdete, für dessen Messung doch wohl nur zwei Möglichkeiten vorliegen: entweder, wie in der adnotatio angegeben, u u— u — u — u (oben S. 16) oder, mit syllaba anceps im Kolon schluss, u u— — u — o — u. Die zweite Möglichkeit empfiehlt sich durch den ithyphallicus, der so die beiden Perioden von 11 ebenso wie die beiden von I abschliesst; um so mehr als auch 840 tene hanc lampadem, Immo ego hanc tenebo unter derselben Voraussetzung dieselbe Messung zulässt, auch hier die Periode abschliessend. DI Lysidamus und Olympio mit der stummen Braut; a) wieder Baccheen, und zwar 2 Tetrameter auf deren jeden der katal. jamb. Dimeter folgt: dieselbe Verbindung die im Terzett dem Abschiedsverse vorauf- ging; ein in jambisches Kolon ausgehender bacch. Trimeter (oben S. 22) und als Schluss derselbe Vers der 11 abschliesst. Die metrische, das heisst in diesem Falle gewiss die musikalische Verwandtschaft von IH mit 11 ist so deutlich wie die von 11 mit I. Der Ausgang des Duetts und Abgesang der Scene beginnt b) mit anap. Dimeter (vgl. I b 11 a) und bacch. Tetrameter (11 a b III a) und endigt in 4 cola: 2 jambische wie in IIb III a und, von ihnen in die Mitte genommen, 2 Reiziana (vgl. 826. 831) ; das 4. Kolon führt im Satze oder, wenn man will , mit dem Auftact zu dem Satze , zu den Senaren über. Mit Bezug auf die Buntheit wie auf die Besonderheit der metra ist auch diese Scene nur mit wenigen plautinischen zu vergleichen. Dabei ist die Anordnung von bemer- kenswerther Einfachheit : drei zweigetheilte Gruppen , die sich äusserlich schon durch die Personen, innerlich durch die metra aufs deutlichste sondern. Nach den Senaren beginnt das Finale : das Terzett der Frauen , dann Olympio und Lysidamus, beide über ihre Schande klagend, Olympio sie den Frauen unter ihrer lebhaften Theilnahrae berichtend. Das Terzett (I) 866 — 874 beginnt einfach: bacch. Tetrameter mit denen sich die Frauen ablösen, die eine wirft einen troch. Septenar dazwischen. In der längeren Partie der Cleostrata wird das Metrum mannigfaltiger, Kretiker, wie es scheint auch Anapäste treten neben die Baccheen, aber das Einzelne ist durch die Verstümmelung der Hand- DIE PLAUTINISCHEN CANTICA UND DIB HELLENISTISCHE LYRIK. 109 Schriften unkenntlich. Der Schluss ist kretisch (Dimeter mit Kolon) mit Rei- zianum. U Olympio : a) 8 anap. Langverse , c) 2 dergleichen , die durch das Zutreten der Frauen unterbrochen werden; dazwischen b) von mannigfaltigerer Bildung: 3 kret. Tetrameter, zwei unsichere Verse, der eine durch Verstümme- lung (der zweite vielleicht dakt. Tetrameter mit Reizianum), dann kret. Dimeter mit Kolon und ithyphallicus (oben S. 18A.3). III die Frauen setzen ein, 3 Rei- ziani, der erste trochäisch, 2 jamb. Dimeter. Das Folgende ist stark verstümmelt, der Inhalt meist kenntlich aber das Metrum oft vieldeutig. Olympio fängt an zu erzählen, zuerst von seinem verunglückten Suchen nach dem Schwerte, stockend und mit beständiger Nachhilfe der Frauen ; hier finden wir Anapäste (901), Blretiker mit — u— u— (906 sq.), Trochäen (909 sq.), Jamben (913), ein troch. Kolon zum Schluss (914). IV zusammenhängende Erzählung : troch. Lang- verse , nur die kosende Rede des jungen Gratten in bewegteren Massen : ein langer und ein kurzer katalektischer jambischer Vers, ein bacch. Tetrameter. Nach den Trochäen beginnen (V) wahrscheinlich v. 925 jambische Septenare, in denen die Erzählung zu Ende geht. Die Scene schliesst mit dem trochäischen Reizianus und vielleicht 2 jonischen Tetrametem, s. oben S. 49. Endlich erscheint Lysidamus und singt das Lied (VI), dessen metra ich S. 53 behandelt habe. Es beginnt mit Daktylen und läuft in eine grosse glyconeische Versgruppe aus. Soweit sich aus der Wahl und Anordnung der metra ein Schluss auf die musikalische Behandlung eines antiken Gedichtes ziehen lässt, ist dieser zweite Theil der Casina als Granzes durchaus und im Einzelnen nachweislich in vielen Stücken von der übrigen plautinischen Lyrik verschieden; die Analyse der poetischen Composition wird durch die der metrischen lediglich bestätigt. Am nächsten der Casina kommen in der Grestaltung der lyrischen Partien die Bacchides, die überhaupt am reichsten mit G-esangscenen ausgestattet sind. Dass dem so ist würde noch deutlicher hervortreten , wenn der Anfang erhalten wäre ; denn die Fragmente des verlorenen Theiles ergeben mit Sicher- heit zwei Monodien (frg. 1. 2 und 17) und ein oder zwei lyrische Gespräche (frg. 8. 12). Nach dem erhaltenen Anfang ist bis v. 611, d. h. bis zum Ende des ersten Theiles der Handlung, keine lyrische Scene; dann setzt eine grosse ein, 612 — 670 (Monodie, Duett, Monodie), in der durch die Gegensätze von Klage und Jubel die activen Träger der Handlung zur Vorbereitung ihres zweiten Theiles zusammengeführt werden. Die Höhe dieser zweiten Handlung wird durch eine grosse Monodie mit Duett bezeichnet (925 — 996) ; vollendet wird sie in der 'folgenden Senarscene. Dann kommt das Nachspiel , 1076 — 1206 , in dem die Niederlage der Väter und der Triumph der Hetären vorgeführt wird, und dieses ist von Anfang bis zu Ende lyrisch; Ruhepausen für die Sänger geben nur die troch. Septenare 1117— 1119 und 1141 — 1148. Aber es ist nur ein Nach- spiel, das dazu da ist die Consequenzen der Handlung in recht grellen Farben auszumalen , und hat als solches am meisten Aehnlichkeit mit dem Ausgange des Pseudolus , einige mit dem des Persa und des Stichus , während für die Casina grade das charakteristisch ist, dass der zweite Theil der Handlung selbst 110 FBIEDBICH LEO, als Singspiel erscheint. Aucli das haben die Bacchides mit der Casina ausser- lieh gemein, dass die Liedscenen in der Mitte der Komödie mehrere Gesang- stücke zusammenfassen. Es liegt danach nahe für den verlorenen Anfang etwas ähnliches anzunehmen ; und wer noch einmal die Fragmente zu ordnen unter- nehmen will wird gut thun, in dieser Richtung einen Versuch zu machen. Zunächst 612—670. Das Lied des Mnesilochus (I) 612—624 besteht aus Selbstanklagen, deren Grund erst in den letzten 3 Versen angegeben wird ; dann tritt Pistoclerus hinzu (II) und es gibt ein kurzes Wechsellied, das in trochäische Langverse (628 — 639) ausgeht, zuerst Octonare und Septenare wechselnd; den 9 letzten fehlen in der Ueberlieferung bis auf 1 Septenar die Schlüsse. Das Metrum ist sehr bunt: 4 troch. Octonare mit anapästischer, 2 anap. Dimeter mit jambischer Clausel; 2 bacch. Tetrameter, 2 mal — u— u— , 4 kretische Dimeter mit demselben Kolon; dann Zwischenworte des Pistoclerus (anapästischer Dimeter) und Wechsellied in 4 paroemiaci ; endlich dieselben troch. Langverse mit denen die Monodie begonnen hat; also ohne die jamb. Clausel 4 verschiedene metrische Gattungen in 15 Versen, aber in Gruppen geordnet, nicht Verse ver- schiedener Gattungen in einander gemischt ; die Folge ist ab c db a, Chrysalus kommt hinzu und singt sein Lied (III) ehe er die beiden anredet, 640 — 670. Das Lied ist dreigetheilt : a) Chrysalus rühmt sich seiner Thaten — 648 ; b) er zeichnet sein Ideal des klugen Sklaven — 661 ; c) er kommt auf den vorliegenden Fall, erblickt seinen Herrn und redet ihn an. Wie in anderen Fällen finden wir die allgemeine Betrachtung in der Mitte des Liedes; dieser Abschnitt ist auch durch mannigfaltigere und bewegtere Masse ausgezeichnet, a) beginnt jubelnd mit anap. Octonar und Septenar, fährt erzählend fort mit troch. Octonar, über- leitendem Doppelkolon — u— u— , 1 kret. Tetrameter; dann 2 mal das Doppelkolon und 2 kret. Tetrameter (oben S. 12) ; b) beginnt gleichfalls mit kretischem Tetra- meter und führt in bunter Mischung kretische trochäische jambische cola fort, abschliessend 2 Reiziana (s. oben S. 19). c) geht weiter in Kretikern, führt über zu Jamben und schliesst mit anapästischem Dimeter und ßeizianum. Als Ganzes- ist das Lied in der Hauptsache kretisch, vermischt hauptsächlich mit Trochäen ; Anapäste nur als Einleitung und Abschluss. Das bedeutet doch wohl einen ausgelassenen Tanzrhythmus. 926 — 996 grosse Monodie des Chrysalus ( — 978) mit kleinem Duett. Die Monodie besteht ganz aus Langversen, I aus jamb. Octonaren mit 2 troch. Sep- tenaren (der drittletzte Vers ist unsicher) als Abschluss ; dem Inhalt nach a) — 931 Chrysalus vergleicht seinen Sieg mit dem der Atriden; b) — 944 Pro- phezeiung von Trojas Untergang; c) Anwendung des Vergleichs auf die ein- zelnen Personen. Die trochäischen Verse bereiten den 11. Abschnitt vor, der von den drei fata handelt; er beginnt und schliesst mit trochäischen Systemen (a) 16 und c) 14 metra, oben S. 30sq., das zweite als System nicht ganz sicher), die in ihrer Mitte b) 8 jamb. Octonare haben ; auf den fünften folgt 1 Octonar mit 3 troch. Septenaren, interpolirte Verse wie 937 — 940 und 973 — 977. Der Uebergang des Metrums zum schliessenden System findet mitten im Satze statt. DIE PLAUTINISCHEN CAUTICA UND DIE HELLENISTISCHE LYRIK. 111 Ein jamb. Octonar verbindet die Monodie mit dem Duett (III), das oben S. 31 analysirt ist. Sie hat eine sich scharf heraushebende Mittelgruppe b) von jam- bischen und glyconeischen Versen, (oben S. 49), während a) ein grosses troch. System mit 2 Katalexen ist und c) als erste Hälfte ein ebensolches kleineres hat, worauf eine jamb. Gruppe besonderer Art mit Reizianum (S. 36) das Granze abschliesst. Die Absicht der Composition liegt deutlich vor : III hat die grösste Aehnlichkeit mit 11 durch die Uebereinstimmung von III a c mit II a c ; in dieser Umrahmung wird der Gegensatz von III b gegen 11 b um so fühlbarer. Das Nachspiel 1076 — 1206 habe ich S. 27 im allgemeinen vorgeführt und die beiden einleitenden Lieder (I. 11) und das schliessende Quartett (V), die alle durchweg aus anapästischen Systemen bestehen, eingehend besprochen. Das Duett der Alten (HI), 1104 — 1116, beginnt mit 5 anap. Septenaren (Begrüssung) und schliesst mit 1 anap. Dimeter, die Hauptmasse (die gegenseitige Klage) ist kretisch: 7 Tetrameter, deren mittelster die Form Dimeter mit — L Die Verse. Eolometrie 6 1. Jamben Trochäen Anapäste. Clausein 8. 17. 22 Dochmien 16 Synkope 19 Systeme : anapästische 23 trochäische 29 jambische 33 2. lonici 37 3. Glyconeen 49 4. Zusammenhang der plautinischen und hellenistischen Formen- bildung 61 n. Die Lieder. 1. Analyse der plautinischen Cantica. Composition der Lieder in der jüngeren dramatischen Lyrik der Griechen 76 Miles (stichisch) 84 Asinaria 85 Mercator 86 Curculio 86 Poenulus 87 Menaechmi 88 Trinummus 89 Captivi 90 Amphitruo 91 Cistellaria 93 Mostellaria 94 Aulularia 96 Truculentus 96 Rudens 98 Epidicus 99 Persa 100 Stichus 101 Pseudolus . 102 Casina 104 Bacchides 109 2. Zusammenhang der cantica mit der Composition der Komödien 111. ntodMn CWIUAMAB748 Stanford Univereny Ubiarta« 3 6105 045 052 532 1 sTANFORn CTmTRsmr UBRARY Slsnford, Culifomia